Volltext: Wie Österreich seine Bahnen baute

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Der oberste, ihm durch das Terrain aufgezwungene 
Grundsatz Etzels war, Viadukte und hohe Brücken nach 
Tunlichkeit zu vermeiden, die Übersetzungen der Täler 
durch hohe Dämme zu bewirken, unter denen man dann 
Durchlässe für die Wasserläufe freihielt. Erlaubte es die 
Bodengestaltung, so wurden die Wässer durch Tunnels 
abgeleitet und so von den Bahnbauten ferngehalten. 
Bei Matrei ging Etzel noch weiter, dort wollte er 
nicht bloß die Sill durch einen Tunnel ableiten, sondern 
dann ihr verlassenes Bett zur Aufnahme des Bahn 
dammes benützen. Aber als der Tunnel fertiggeworden 
war, zeigte es sich, daß das Gestein, durch das er geführt 
worden war, der wilden Strömung des Flusses nicht 
standhielt, sondern in kurzer Zeit so stark ausgewaschen 
wurde, daß oberhalb des Tunnels gefährliche Einstürze 
drohten, die eine Stauung des Flusses und damit ein 
plötzlich ausbrechendes Hochwasser zur Folge haben konn 
ten. Etzel mußte rasch und kühn zugreifen, baute im 
Tunnel oberhalb des Flusses für diesen ein provisorisches 
Holzbett und ließ die nun trockene Sohle ausmauern. 
Eine Arbeit, deren Gefährlichkeit noch durch die Eile er 
höht wurde, in der sie vollführt werden mußte. Aber sie 
gelang vollkommen. 
Um die Trasse in dem steil werdenden Silltal zur 
richtigen Entwicklung zu bringen, ohne die Maximal 
steigung von 40 Meter auf den Kilometer zu überschreiten, 
entschloß sich Etzel, beim Tal von St. Jodok zu einer 
wichtigen Neuerung: er durchbohrte das Talgehänge 
mittels eines Kehrtunnels. Man versteht darunter 
Tunnels, die in einem Halbkreis geführt sind, so daß die 
Bahn in gerade entgegengesetzter Richtung austritt als 
sie eingetreten ist. Hier wie im Pflerschtal biegt die Bahn 
in ein Nebental ein, fährt in einen Tunnel — und wenn 
sie wieder ins Freie kommt, führt sie talauswärts, ins 
Haupttal zurück, natürlich immer höher über der Talsohle. 
Diese Kehrtunnels wurden bei einer österreichischen 
Bahn zuerst in Anwendung gebracht, in größtem Maßstab 
verwendete man sie dann bei der Gotthardbahn, wo sie 
zum Teil einen vollen Kreis beschreiben, also die Bahn 
am gleichen Hang und in gleicher Richtung, aber um
	        
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