Volltext: Wie Österreich seine Bahnen baute

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über die feststehende Dampfmaschinen die Wagen ein 
zeln hinaufzogen oder hinabließen, auf jeder Terrasse 
zwischen den Rampen mußten sie natürlich verschoben und 
in den nächsten Aufzug eingehängt werden — ein wahr 
haft idealer Betrieb! Man muß sich nur vorstellen, wie 
flott diese Beförderung bei einem Lastzug von etwa fünf 
zig Wagen vor sich gehen konnte, ein halber Tag war da 
bald aufgebracht! 
Aber es gab angesehene Fachleute, Männer von Ein 
fluß und Namen, die aus voller Überzeugung diesem Un 
sinn beipflichteten! 
Also auch hier die tausendmal erhärtete und doch 
immer wieder außeracht gelassene Wahrheit, daß der 
ärgste und dabei blindeste Feind eines fachlichen Genies 
der geeichte und beamtete Fachmann im eigenen Lager 
ist! Alan hat die Genies bekrittelt, verspottet, verhöhnt 
und sie dann doch zuletzt zähneknirschend anerkennen 
müssen — um beim nächstenmal den gleichen Fehler zu 
begehen! 
Ghega ließ in der damals führenden Wiener Tages 
zeitung eine ruhige, klare, überlegene Erwiderung er 
scheinen, aber nun drohte ein anderer Schlag: der Han 
delsminister Baumgartner hatte demissioniert — würde 
sein Nachfolger auch so zu ihm halten? 
Aber diesmal hatte Ghega Glück. Der neue Handels 
minister, Baron Bruck, war für sein Projekt womöglich 
noch begeisterter als Baumgartner. AIs vormaliger 
Direktor des Österreichischen Lloyd in Triest besaß er den 
richtigen Weitblick, stellte sich mit seiner ganzen Macht 
hinter Ghega, und der brave Ingenieur Schmied! samt 
seiner Anhängerschaft wurde immer mehr in den Hinter 
grund gedrängt. 
Zu Beginn des nächsten Jahres, 1850, holte dann 
Ghega zu einem Hauptschlag aus: er veranlaßte Bruck, 
ein Preisausschreiben für die beste Berglokomotive zu 
erlassen, an dem sich alle Maschinenfabriken der Welt 
beteiligen konnten, und dafür die gewaltigen Preise von 
20.000 und 10.000 Dukaten auszuschreiben. Und dieser 
Hieb saß — nicht eine einzige Gegenstimme wagte, sich zu 
erheben!
	        
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