Volltext: Wie Österreich seine Bahnen baute

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Die erste Bergbahn dPr Welt. 
Unter den Alpenstraßen Österreichs hatten eigentlich 
nur zwei einen ganz großen Berkehr aufzuweisen: die 
über den Brenner und die über den Semmering. 
Der Brenner war die traditionelle, seit Jahrtausen 
den begangene Verbindung des Deutschen Reiches mit 
Italien. Alle Kaiser des römischen Reiches deutscher 
Nation schlugen diesen Weg ein, wenn sie wieder einmal 
das Südreich für Deutschland erobern wollten, alle deut 
schen Dichter, die ihre Sehnsucht nach Italien zog, wan 
derten über den Brenner, Herder und dann Goethe schil 
derten ihre Reise über den Paß in einer Art, die uns 
noch heute packt. 
Der Semmering war aber der typisch österreichische 
Paß, bewirkte er doch die Verbindung der Hauptstadt 
mit dem Süden des Reiches, und seine Wichtigkeit stieg, 
als das Haus Habsburg ausgedehnte Gebiete in Ober 
italien für sich erwarb und um ihren Besitz hart kämpfen 
mußte, sie erst im Wiener Kongreß wieder auf längere 
Dauer zurückerhielt. 
Jetzt steigerte sich der Personen- wie der Handels 
verkehr sprunghaft, und die von Karl VI. im Jahre 1728 
erbaute Straße genügte wegen ihrer Enge und Steilheit 
längst nicht mehr — aber die Fuhrleute und Wirte ver 
dienten. Es gab Fuhrwerker in Schottwien, die ihre 
40 Pferde im Stall hatten, ständig waren 200 bis 
300 Pferde als Vorspann auf der Strecke, für ein Paar 
mußten von Schottwien bis Semmering 4 Gulden, also 
für damals eine hohe Summe bezahlt werden, 24 Kreuzer 
erhielt der Kutscher als Trinkgeld. Da die Fahrt in einem 
Tag drei- bis viermal wiederholt werden konnte, er 
gaben sich für die Fuhrwerker Einnahmen von 20.000 bis 
25.000 Gulden im Jahr! Kein Wunder, daß das Fuhr 
wesen zu Beginn des 19. Jahrhunderts als eines der 
blühendsten Gewerbe galt. 
Schon 1818 wurde ein Umbau der Straße in Er 
wägung gezogen und eine neue, viel weniger steile Trasse
	        
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