Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Englands Kriegsrüstung 
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stellung waren. Die zweite Gefahr war, daß große deutsche Handelszerstörer auf die 
offene See entkamen. Diese Gefahr ist jetzt überwunden und obwohl die Admiralität 
einen Verlust der Handelsflotte von 5 Prozent erwartete, betrug er tatsächlich nur 
1,9 Prozent. Die dritte Gefahr ist die Minengefahr, die durch die ergriffenen Maß 
regeln eingeschränkt wurde. Die vierte Gefahr besteht in den Unterseebooten. Die Zahl 
der englischen Tauchboote ist viel größer als bei dem Feind. Der einzige Grund, wes 
halb wir keinen Erfolg größeren Maßstabs erreichen, bildet der Umstand, daß selten ein 
Angriffsziel gegeben wurde. Churchill betonte, daß die verhältnismäßige Stärke der 
Flotte beträchtlich größer sei als bei Beginn des Kriegs. Während Deutschland Ende 
1915 seine Flotte nur um drei Dreadnoughts vermehrt haben könne, könne England 
seine Flotte um fünfzehn der mächtigsten Schiffe vermehren, die je gebaut wurden. Es 
sei keine Uebertreibung zu sagen, daß England ein Jahr hindurch monatlich einen 
Ueberdreadnought verlieren könne, ohne daß der Feind Verluste erleide, und doch die 
selbe Ueberlegenheit auf See besäße, wie vor dem Krieg. Es sei aller Grund vor 
handen, der Macht der Flotte zu vertrauen, selbst wenn England allein stände, aber 
es habe obendrein auch noch mächtige Verbündete zur See. 
10. Dezember 1914. 
Im „Nautilus" erzählt ein anscheinend Eingeweihter, Prinz Louis von Battenberg, 
der damalige Oberkommandierende der englischen Flotte, habe in der Nacht vom 1. zum 
2. August 1914, also vor Kriegsausbruch, der bei Spithead versammelten englischen 
Flotte befohlen, sofort in voller Stärke nach der Nordsee in See zu gehen und die in den 
norwegischen Gewässern befindliche deutsche Flotte unter Admiral von Jngenohl abzu 
schneiden und unter für sie ungünstigen Verhältnissen zum Kampf zu zwingen. Nur die 
„unrühmliche Zaghaftigkeit" des englischen Kabinetts hätte diesen Plan verhindert. 
Personalien des Heeres und der Marine 
26. Oktober 1914. 
Ein Leitartikel des „Globe" beschäftigt flch mit dem „deutschen" Chef der britischen 
Flotte. Es heißt darin: „Die wichtige Stellung als Erster Seelord der Admiralität 
und damit die strategische Leitung der britischen Flotte hat zurzeit Prinz Louis von 
Battenberg, der älteste Sohn des Prinzen Alexander von Hessen. Dieser Prinz von 
Battenberg wurde im Jahre 1868 naturalisiert und trat im gleichen Jahre als Kadett 
in die britische Flotte ein. Wenn er die höchste Stellung in der Flotte erreicht hat, so 
verdankt er dies einzig seiner großen Tüchtigkeit. Prinz Louis genießt das volle Ver 
trauen des Königs und der Regierung, und wir alle wissen, daß sein Eifer, die deutsche 
Flotte zu vernichten, ebenso groß ist, wie der eines geborenen Engländers. Jeder, der 
gut unterrichtet ist, weiß, daß der Charakter des Prinzen über jedes Mißtrauen er 
haben ist. Aber es ist notwendig, daß auch in den weiten Kreisen des Volkes diese 
Ueberzeugung sich durchringt. Dies ist im Augenblick jedoch nicht der Fall. Es ist 
eine unangenehme Pflicht, dies auszusprechen. In der letzten Zeit sind ebenso ver 
letzende wie grundlose Gerüchte von Mund zu Mund gegangen, und darüber darf sich 
keiner wundern, nachdem dieser Krieg offenbart hat, daß Deutschlands Herrscher nicht 
die gleichen Ehrbegriffe wie die Engländer anerkennen. Jeder, der deutscher Abstam 
mung ist, wird natürlich mit mißtrauischen Augen betrachtet. Wir haben in der letzten 
Zeit täglich eine Menge Briefe bekommen, in denen scharf kritisiert wird, daß ein Mann 
von deutscher Abstammung an der Spitze der Marine stehe. Wir sind davon über 
zeugt, daß all diese Gerüchte grundlos sind, aber sie können dem Prinzen selbst nicht 
unbekannt geblieben sein." Das Blatt fordert deshalb den Prinzen auf, schnellstens mit 
einer unzweideutigen Erklärung all diese Gerüchte niederzuschlagen.
	        
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