Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

220 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
Natürlich ist es in erster Linie Aufgabe der Etappe, für die Bedürfnisse des Heeres 
zu sorgen, die rückwärtigen Verbindungen aufrecht zu erhalten und die wirtschaftlichen 
Werte des Etappengebiets dem Interesse des Kriegs nutzbar zu machen. Daneben hat 
aber der deutsche Etappendienst in Frankreich infolge der stationären Kriegslage sehr 
bald auch Verwaltungsausgaben mit übernehmen müssen, wie sie sonst den General 
gouvernements obliegen. In jedem dieser beiden Wirkungskreise und besonders in der 
Vereinigung beider hat sich der deutsche Organisationsgeist mustergültig bewährt. 
Zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen des Heeres ging man wie in Belgien 
und Polen (vgl. I, S. 225 und II, S. 70—71) zunächst an die Wiederherstellung des 
Eisenbahnbetriebes. Die verschiedenen von Noveant, Amanweiler und Fentsch 
nach Ranzig, Verdun und Sedan führenden Linien, sowie die das Erzgebiet von Briey 
durchziehenden Zwischenstrecken wurden sofort von der Generaldirektion der Eisenbahnen 
in Straßburg in Verwaltung und Betrieb genommen und mit dem erforderlichen Per 
sonal besetzt. Landstraßen wurden ausgebessert und zu-m Teil ganz neu angelegt; 
über die Somme wurde im Lauf von zehn Tagen in schwierigem, sumpfigem Gelände 
eine Brücke von gut einem halben Kilometer Länge gebaut. 
Das französische Etappengebiet besitzt zahlreiche ausgedehnte Fabrikanlagen. Auch 
sie wurden den Zwecken der Heeresverwaltung nutzbar gemacht. Der dänische Journalist 
Christensen berichtet nach der „Frankfurter Zeitung": „Ich war in einem Militärlazarett, 
das in einer Baumwollfabrik errichtet worden war, und in einer Autofabrik, die als 
Artillerie-Reparaturwerkstatt diente, in der eroberte englische, belgische und französische 
Kanonen, Panzerautos und andere Waffen instandgesetzt und für die Zwecke der 
Deutschen umgearbeitet werden. Alles geht schnell und praktisch. 
Früher war es Brauch, daß die einzelnen Truppenabteilungen das Vieh, das sie 
brauchten, selbst schlachteten. Das war sehr verschwenderisch, weil dabei eine Menge 
verloren ging. Jetzt haben die Deutschen große Korpsschlachtereien eingerichtet, 
die von fachkundigen Wehrpflichtigen bedient werden. Jetzt geht nichts mehr verloren. 
Aus den Fleischresten, die übrig bleiben, wenn das Vieh zerlegt wird, werden Würste 
gemacht — und ganz vorzügliche, ich hab' sie selbst probiert. Der Talg wird in großen 
Tonnen gesammelt und dann zu Lichtern gegossen — für die Schützengräben! Und die 
Häute werden getrocknet und nach Deutschland geschickt, wo man für alles, was Fell 
heißt, Verwendung hat. Aus der Korpsschlachterei, die ich besichtigte, waren schon für 
100000 Mark Häute nach Hause geschickt worden." 
Ueber die landwirtschaftliche Organisation in den besetzten Landesteilen 
schreibt der amerikanische Berichterstatter James Archibald in der „Neuen Freien 
Presse": „General v. Heeringen, Kommandant der siebenten Armee, erzählt mir, daß 
er den französischen Bauern seine Artilleriepserde geliehen habe, um sie bei der Ernte 
und den Arbeiten für das nächste Jahr zu unterstützen. In vielen Fällen, wo die 
Bauern alle zur französischen Armee abgegangen und nur Frauen und Kinder übrig 
waren, stellte ihnen der deutsche General Soldaten für die Feldarbeit zur Verfügung. 
Ich selbst habe Dutzende von Dreschmaschinen, ausschließlich bedient von deutschen 
Soldaten, gesehen, die für die französischen Einwohner arbeiteten. Diese Maschinen 
wanderten von Gehöft zu Gehöft, bis die ganze Ernte beendet war. Dann kaufte 
der deutsche Kommandant einen gewissen Teil davon und zahlte dafür bar und einen 
guten Preis. Schließlich wurde die Saat für das nächste Jahr unter der Aufsicht 
deutscher Fachmänner bestellt, die den Leuten vorschrieben, was zu säen sei.... Schließ 
lich ist es immer Organisation, die siegt, und in meiner Kriegserfahrung mit mehr als 
fünfundzwanzig der größten Armeen der Welt habe ich nie etwas gesehen, was sich 
mit der Organisation der deutschen Armee vergleichen ließe. Ihr Verpflegungswesen,
	        
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