Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Vom Heer der Verbündeten 
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31. Dezember 1914. 
Se. Heiligkeit der Papst hat sich auch an die Regierungen des Dreiverbands und seiner 
Verbündeten mit der Bitte gewandt, die Heimkehr der dauernd invaliden Kriegsgefan 
genen zu ermöglichen. Sämtliche Antworten lauteten auch hier zustimmend (vgl. S. 196). 
Poincars telegraphierte: „In Beantwortung Ihres liebenswürdigen Vorschlages beeile ich 
mich, Ihnen die Zusicherung zu geben, daß Frankreich, getreu seinen Traditionen des Edel 
mutes, die Kriegsgefangenen stets menschlich behandelt hat und daß es die Mittel prüfen 
wird zum Austausch der für den weitern Kriegsdienst untauglichen Kriegsgefangenen." 
König Albert von Belgien hat geantwortet: „Ich würdige in hohem Maße den christlichen 
Gedanken der mir übersandten Botschaft. Er entspricht meinen eigenen Wünschen und 
ich werde alle Vorschläge, die. mir in diesem Sinne zugehen, aufs wärmste aufnehmen." 
13. Januar 1915. 
Den Kommandeuren des englischen Armeekorps, den Generälen Douglas, Haig und 
Smith Dorrien, wurde von Präsident Poincare bei einem Besuch im Hauptquartier 
des Feldmarschalls French die Plakette des Großkreuzes der Ehrenlegion überreicht. 
Vom Heer der Verbündeten 
Im französischen Hauptquartier 
Ein Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung", der Gelegenheit gehabt hat, die 
französische Front zu besuchen, gibt von dem Hauptquartier Mitte Januar 1915 folgen 
des Bild: „Das französische Hauptquartier befindet sich in einer kleinen Stadt nördlich 
von Paris; sein Sitz war bis gegen Ende November in Romilly, einem zwischen Trohes 
und Paris gelegenen Städtchen von 10 000 Einwohnern, 123 Kilometer von der Linie 
Paris—Belfort entfernt. General Joffre und sein Stab haben sich inzwischen der 
Hauptstadt sowohl wie dem nördlichen Kriegstheater genähert. 
Was im Hauptquartier auffällt, das ist die große Ruhe, die hier herrscht. Niemand, 
der es nicht wüßte, würde vermuten, daß von dieser Stelle aus die Operationen einer 
Armee geleitet werden, die über anderthalb Millionen Soldaten zählt. Am Einfahrts 
tore des großen Palace-Hotels, in dem der Generalstab untergebracht ist, steht eine 
einzige Schildwache. Nicht die mindeste Bewegung herrscht hier, kein Kommen und 
Gehen von geschäftigen Offizieren, die auf den Straßen einhergaloppieren. Die Stabs 
offiziere bekommt man beinahe nie zu Gesicht, sie sind mit ihrer Arbeit beschäftigt. In 
einer benachbarten Stallung ist eine Anzahl Reitpferde untergebracht, weiter entfernt 
bemerkt man eine Garage mit einigen zwanzig Automobilen, die für den Fall bereit 
stehen, daß der Generalstab sich in Sicherheit bringen müßte. Auf dem Rasenplatze vor 
dem Hotel ist eine Batterie von sechs Mitrailleusen aufgestellt; die Bedienungsmann 
schaft steht in einem benachbarten Zelt auf Pikett für den Fall, daß feindliche Aeroplane 
einen Ueberfall versuchen sollten. Auch gewahrt man einige Automobile zur Legung 
von telephonischen Drähten. Weiter vorn befindet sich ein Kordon von Wachen. 
Vor dem Postgebäude des Städtchens steht ein riesiges Lastautomobil, in dem 
Tag und Nacht acht Feldtelegraphisten arbeiten. Es ist durch Drähte einerseits mit dem 
städtischen Telegraphenbureau, andererseits mit dem Palace-Hotel verbunden. Hier er 
kennt man den Hauptnerv der Armeeleitung; durch ihn werden alle Befehle verteilt, 
durch ihn lausen alle Nachrichten aus ganz Frankreich und von der ungeheuren Front 
zusammen. Und das Gesammelte muß sich schließlich in einem Menschengehirn konzen 
trieren: in dem des G e n e r a l s I o f f r e, des Chefs der französischen Armeen." 
Der Korrespondent schildert dann die Persönlichkeit Joffres, seine Hartnäckigkeit und 
seine Popularität. Der Stellungskrieg sei von jeher eine Spezialität Joffres gewesen.
	        
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