Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

180 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
und fo kam es in dieser Gegend in der Weihnachtswoche und den ersten Tagen des 
neuen Jahres zu wiederholten hin- und herwogenden Kämpfen, bei denen die Artillerie 
das Hauptwort führte. Dabei wurde das schöne Dorf Steinbach vollständig zerstört; es 
bildet heute einen einzigen Trümmerhaufen, ein betrübendes Bild der Kriegswut. Auch 
Usfholz und Sennheim sind hart mitgenommen und in Alt-Thann, das in französischem 
Besitz ist, wird es nicht viel besser stehen. Die in der Zone des Artilleriefeuers liegen 
den Ortschaften sind zwangsweise geräumt worden, die Einwohner wurden nach Mül 
hausen oder hinter den Rhein ins Badische geschafft... 
Am 7. Januar 1915 gingen die Deutschen mit verstärkten und frischen Kräften zum An 
griff über, um die Höhe 425 wieder zu gewinnen, die ihnen in der Weihnachtswoche verloren 
gegangen war. Unter dem Schutze der Nacht wurden die Truppen bereitgestellt und bei 
Tagesanbruch der Kampf eröffnet. Es gelang ihnen, sich nach stundenlangem Ringen 
auf dem östlichen Teil des Höhenkammes festzusetzen und die Franzosen bis auf die Höhe 
zurückzudrängen. Der deutsche Angriff wurde wirksam von der Artillerie unterstützt, die 
aus verschiedenen geschickt gewählten Batteriestellungen aus der Ebene die überhöhenden 
französischen Stellungen beschoß. In einem wütenden Gegenangriff versuchten die Fran 
zosen, die Deutschen wieder aus dem gewonnenen Abschnitt hinauszuwerfen, wurden aber 
mit beträchtlichen Verlusten zurückgewiesen. Die Deutschen schätzen die Zahl der ge 
fallenen Franzosen auf annähernd 500; 150 unverwundete Franzosen fielen gefangen in 
ihre Hände. Mit gewohntem Elan und Ungestüm hatten die Franzosen den Angriff 
eröffnet; die Deutschen zollen namentlich den französischen Alpenjägern, die hier mit 
gekämpft haben, das Lob gewandter und tapferer Haltung. Aber es fehlte die zähe 
Ausdauer, als der Erfolg dem Feuer des Angriffs nicht sogleich entsprach, eine Er 
scheinung, die von deutschen Frontoffizieren häufig festgestellt wird. Sehr günstig lautet 
im allgemeinen das Urteil über die französischen Offiziere, über die ich aus dem Munde 
deutscher Offiziere oft genug Worte höchster Anerkennung vernommen habe... 
Die Franzosen, die bei der Zerstörung von Steinbach, das jetzt von beiden Kamps 
parteien geräumt ist, wie auch im Gefechte vom 7. Januar 1915 eine ungeheure Zahl von 
Granaten und Schrapnells verfeuert haben, scheinen in den folgenden Tagen an Munitions 
mangel gelitten zu haben. Es trat eine längere Feuerpause ein, die vielleicht auch durch 
die Verpflegungsschwierigkeiten und die Erschöpfung der Truppe beeinflußt worden ist." 
In denselben Tagen — nach dem 7. Januar 1915 — wurde auch beiOberburnhaupt 
heftig gekämpft. Ueber diese Gefechte berichtet derselbe Korrespondent: „Am 7. Januar 
vormittags eröffneten die Franzosen aus ihren geschickt versteckten Batteriestellungen 
hinter den Wäldern ein sehr lebhaftes Feuer gegen Oberburnhaupt, das sie den ganzen 
Tag über fortsetzten. Bei Einbruch der Nacht wurde das Feuer besonders heftig, nament 
lich der westliche Teil von Oberburnhaupt und die davor liegenden Schützengräben wurden 
unter Feuer genommen. Die französische Artillerie verfuhr in diesem Kampfe in sehr 
geschickter Weise. Die Batterien waren zugweise, mit je zwei Geschützen auseinander 
gezogen. Oesters wurde das Feuer in einer Stellung unterbrochen und von einer an 
deren aufgenommen, so daß das Einschießen der deutschen Artillerie sehr erschwert wurde. 
Im Laufe des Nachmittags gingen mehrere französische Kompagnien von den Sulzbacher 
Höhen gegen und durch den Eichwald vor und besetzten die Vorstellung. Besonders stark 
wurde der Bahnhof Burnhaupt gegenüber Exbrücke besetzt. In den Schützengräben von 
Oberburnhaupt lag zu der Zeit eine einzige deutsche Kompagnie. Gegen Abend, bei Ein 
bruch der Dunkelheit, rückten die Franzosen mit starken Kräften gegen Oberburnhaupt 
vor und drückten die deutsche Stellung in der Mitte ein. Es herrschte ein orkanartiger 
Sturm, und ein heftiger Platzregen ging nieder, so daß es den Franzosen möglich war, 
zwei deutsche Schützengräben zu nehmen, bevor die Horchposten das Vorrücken melden
	        
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