Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

148 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
Der „neutrale" Brunnen 
W. Scheuermann erzählt: „Gutes Trinkwasser ist in der Gegend von Reims eine rare 
Sache. An einer Stelle der Front ist der Laufbrunnen in einem Dorf auf stundenweite 
Entfernung der einzige Platz, wo gesundes Trinkwasser zu haben ist. Da hat sich durch 
stillschweigende Vereinbarung der Zustand herausgebildet, daß dieses Dorf als neutral 
erklärt worden ist. An dem einen Ortseingang steht ein deutscher, an dem anderen ein 
französischer Posten. Bei ihm legen die von beiden Seiten kommenden Wasserträger 
ihre Waffen nieder. Am Brunnen begegnen sich die Feinde mit großer Höflichkeit. Die 
Franzosen sind sogar so liebenswürdig, den Deutschen Proklamationen in deutscher 
Sprache zu überreichen, in denen versichert wird, daß Deutschland einen aussichtslosen 
Verzweiflungskampf kämpfe, da England fünfzig Millionen gut bewaffneter „Hindu« 
ftaner" zur Ueberschwemnmng des deutschen Reiches bereithalte. Darum sollten sich alle 
Deutschen ohne Kampf ergeben, das würde das Beste für sie sein. Man kann sich die 
verdutzten Gesichter vorstellen, welche die Franzosen machen, wenn diese freundliche Auf 
forderung nur schallendes Gelächter erweckt. An dem neutralen Brunnen haben sich in 
zwischen schon unternehmende Händler mit allerhand Soldatenbedarf eingefunden, und 
es muß ein scherzhafter Anblick sein, wenn ein deutscher und ein französischer Soldat sich 
gegenseitig beim Handel um zwei Pfund Kartoffeln überbieten oder unterstützen oder 
sie, was auch vorkommt, gemeinsam kaufen, um sie zu teilen." 
EinBcsuchausSchlaraffenland 
Folgende heitere Episode schildert ein Brief aus der Gegend von Reims: „Ich lag 
mit meiner Kompagnie an einem ziemlich nebligen Vormittag im Schützengraben. Plötz 
lich taucht etwa fünfzig Meter vor mir eine Rothose auf; das Gewehr umgehängt, in der 
einen Hand eine große Kanne, in der andern ein großes, in ein Tuch gebundenes Paket, 
stiefelt er direkt auf die Deutschen zu. Plötzlich stutzt er, wir Winken aber und laden ihn 
freundlichst ein, näherzukommen. Schließlich kommt er mit verlegenem Grinsen grüßend 
näher, muß sich neben uns setzen und wird visitiert. Die Kanne enthält dampfende« 
Kaffee, das Tuch einen großen eisernen Schmortopf mit saftigem, heißem Schmorbraten! 
Außerdem hat er noch Schokolade, Butter und andere schöne Sachen bei sich. Die Beute 
wird ihm abgenommen und er selbst als Gefangener nach hinten abgeschoben. Der Kerl 
hatte sich im Nebel einfach verlaufen. Er war von französischen Offizieren nach Reims ge 
schickt und brachte nun seine Herrlichkeiten den Deutschen, die dann auch mit vollen Backe« 
kauten, während die Franzosen vergeblich auf den leckeren Braten gewartet haben." 
Der Waldkrieg in den Argonnen 
Zusammenfassende Darstellung nach den deutschen Generalstabsmeldungen 
24. Oktober 1914. 
Im Argonnenwald kamen unsere Truppen vorwärts. Es wurden mehrere Maschinen 
gewehre erbeutet und eine Anzahl Gefangene gemacht. Zwei französische Flugzeuge 
wurden heruntergeschossen. 
28. Oktober. 
Im Argonnenwald sind einige feindliche Schützengräben genommen worden, deren Be 
satzung zu Gefangenen gemacht wurde. 
29. Oktober. 
Im Argonnenwald wurden die Feinde aus mehreren Schützengräben geworfen und 
einige Maschinengewehre erbeutet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.