Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

134 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
sofort ergaben. In den Kellerräumen saß ein Oberst mit 200 Mann (wartete dort an 
scheinend auf weitere Befehle!). Im ganzen sind zirka 1300 Gefangene gemacht, die 
Verluste der Franzosen betragen etwa das dreifache. Der Teil, der noch über die Aisne 
entfliehen wollte, wurde abgeschnitten, da unsere braven Pioniere, die sich nach großen 
Verlusten bis an die Aisne schon herangearbeitet hatten, sämtliche Brücken in die Lüft 
gesprengt hatten. Nachdem wir so Vailly genommen hatten, besetzten die anderen Bri 
gaden sofort die Aisneufer, unsere beiden Kompagnien verblieben im Innern der Stadt. 
Auf dem Rathaus hißten wir eine mitgebrachte deutsche Fahne, dann durchsuchte ich mit 
einigen Unteroffizieren für meine halbverhungerten Kerls die Häuser nach Lebens 
mitteln. In einer Bäckerei fand ich Hunderte von frisch gebackenen Broten, die sofort 
verteilt wurden, anderswo viel Marmelade, eingemachte Früchte, viel Rotwein, sogar 
Sekt. Das war ein Hallo! Nach einigen Stunden der Ruhe bekamen wir Befehl, nach 
Schloß Vauxelles zurückzumarschieren. Wir mußten dabei über das Schlachtfeld, und 
nun kam in das Gefühl des Siegers ein bitterer Tropfen Wehmut. Ueberall sahen wir 
die vielen, vielen Opfer, Freund und Feind, herumliegen, die der Sturm gekostet hatte. 
Zwei Tagesbefehle des Generals von Lochow an sein Korps 
31. Oktober 1914. 
Soldaten des 3. Armeekorps! Sieben Wochen habt ihr auf höheren Befehl in lang 
gestreckter Front in Schützengräben ausharren müssen, um einen erheblich überlegenen 
Feind wochenlang an eure Front zu fesseln. Gestern erst konnte ich euch wieder zum 
Angriff auf den Feind vorführen. Die Truppenteile, denen vergönnt war, hierbei für 
König und Vaterland zu fechten, haben gezeigt, daß ihnen der altbrandenburgische An- 
grifisgeist in den Schützengräben nicht abhanden gekommen ist. Unsere Infanterie, Ar 
tillerie und Pioniere haben bewiesen, daß sie in mustergültigem kameradschaftlichem Zu 
sammenhalten und Arbeiten auch den zähesten Feind aus seiner in siebenwöchiger Arbeit 
festungsartig ausgebauten Stellung herauszuwerfen verstehen. Ich bin überzeugt, daß 
auch die gestern für den Angriff nicht eingesetzten Truppenteile derselbe Geist beseelt. 
Auch für sie wird der Tag bald kommen! Der gestrige Sieg, an dem ihr das stark be 
festigte Vailly stürmtet, die Franzosen aus mehrfach hintereinander liegenden Schützen 
gräben herauswürfet und ihnen zwei Obersten, fünf Offiziere und rund 1250 unver 
wundete Gefangene abnahmt, wird immer ein unauslöschliches Ehrenblatt in der 
Geschichte des 3. Armeekorps bleiben. Den jungen Kameraden, die gestern zum ersten 
Male im Angriffsgefecht so tapfer ihren Mann standen, spreche ich meine besondere 
Anerkennung aus. Trauernd stehen wir an der Bahre der Helden, die für König und 
Vaterland den ehrenvollen Soldatentod starben. Mancher von euch mußte für die große 
Sache bluten, doch das Vaterland verlangt es so, wir müssen unsere Feinde und Neider 
niederringen. Gott wird uns, wie gestern, weiter helfen, wenn wir zu chm halten, denn 
Recht muß Recht bleiben. Euch allen rufe ich deshalb zu: So weiter im altbranden- 
burgischen Angriffsgeist, wie gestern bei Vailly, damit unsern Feinden immer wieder 
der Begriff eingehämmert wird: Hie gut Brandenburg allerwege. v. Lochow. 
3. November 1914. 
Anschließend an die schönen Erfolge des 30. Oktober hat das 3. Armeekorps, auf das 
hervorragendste unterstützt durch schwere Artillerie und die 4. Infanteriedivision, den 
Feind erneut angegriffen. In blutigen Ringen ist es der in treuer Kameradschaft mit 
der Artillerie fechtenden Infanterie wiederum gelungen, nachdem die tapferen Pioniere 
das Angriffsfeld vorbereitet hatten, den Feind aus seinen stark verschanzten Stellungen 
in den Waldungen bei Chavonne und Soupir herauszuwerfen, an 1000 Gefangene zu
	        
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