Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

152 Die Entwicklung der Schlachtlinie im Westen bis zum Kanal 
Graben, Pfähleschlagen und Drahtspannen das ganze Verschanzungswerk in einen Zu» 
stand gebracht worden sei, der das Vertrauen in die Stärke der Verteidigung rechtfertige. 
Prachtvolle Bauernhöfe wurden niedergerissen und wundervolle Baumanpflanzungen um- 
gehackt. Aber je grausamer das Werk erschien, desto mehr sah man seine Notwendigkeit ein." 
Die Beschießung der Außenfortö 
Wenn man die Lage Antwerpens betrachtet, sieht man, daß seine Westfront, 
durch die sehr breite Schelde gedeckt wird, die. wie schon erwähnt, Gelegenheit zu um 
fangreichen Wasserstauungen bietet. Die Schelde mit ihrem Nebenfluß Rüpel uud dessen 
Zweiggewässern und Kanälen sind überdies an sich schon unbequeme Hindernisse für einen 
Angriff, da die Flußläufe ziemlich breit sind und außerdem sechs bis zwölf Meter hohe 
Dämme besitzen, tue steil ansteigen und dem Verteidiger eine natürliche Verschanzung bieten- 
Die deutsche Heeresleitung entschloß sich daher, lieber die Süd- und Ostfront an 
zugreifen und den Hauptschlag gegen den Netheabschnitt zu führen, wo das Gelände 
zwar immerhin schwierig war, wo man aber wenigstens nur einen dieser Flußläufe vor 
der Front hatte. Auch die nördlich der Großen Nethe gelegene Redoute Kessel mußte 
wegen ihrer flankierenden Lage in diesen Angriffsabschmtt einbezogen werden. 
So wurde denn die schwere Artillerie herangezogen und das Feuer eröffnet- 
Gegen das Fort Waelhem feuerten vor allem die österreichisch-ungarischen Motorbatte 
rien, daneben unsere 21 om-Mörser, auf die Forts Wavre-St. Catherine und Lierre 
richteten sich die berühmten 42 om-Mörser, das dazwischen liegende Fort Koniugshoyckt 
und das Fort Kessel nahmen wieder die Motorbatterien unserer Verbündeten unter 
Feuer. Am 2. Oktober erreichte die Beschießung ihren Höhepunkt. Ganze Geschoß 
garben gingen auf die Angriffssront nieder und unter dem fürchterlichen Aufprall der 
42 om-Granaten zerbarsten die dicksten Panzertürme. 
Nachdem das Fort Waelhem, die Redoute Wavre-St. Catherine, die Redoute Chemin 
de fer, die Redoute Koningshoyckt und das Fort Lierre kampfunfähig gemacht worden 
waren, wurden sie teils gestürmt wie das Fort Waelhem, teils nachdem sie gänzlich zu 
sammengeschossen waren, von der Besatzung geräumt. Im ganzen haben sich die 
Belgier sehr tapfer gehalten. Als z. B. auf dem Fort Waelhem bereits mehrere 
Panzertürme zerstört waren, forderte der Kommandant De Wet diejenigen Soldaten,, 
die von den langen Kämpfen am meisten erschöpft seien, auf, sich zurückzuziehen, da jetzt 
nur eine kleinere Garnison erforderlich sei. Aber keiner kam der Aufforderung nach.. 
De Wet mußte den direkten Befehl erteilen, daß sich eine Anzahl Soldaten zurückziehe. 
De Wet, selbst verwundet, harrte mit seiner Mannschaft aus, bis ihm die Deutschem 
seine Stellung im Sturm entrissen. 
Tie Eroberung des Forts Wavre-St. Catherine schildert folgender Feldpostbrief:. 
„Wir waren seit dem 28. September bis zum 4. Oktober morgens ununterbrochen im 
Gefecht, dauernd von feindlicher Artillerie beschossen, aber haben Gott sei Dank nur 
ganz geringe Verluste gehabt. Zwei Tote und ungefähr zwanzig Verwundete. Am 
30. September abends, als wir das erste Drabtverhau stürmten, schlug eine Granate 
ungefähr fünfzehn Meter vor unserer Gruppe ein. Wir lagen gerade gedeckt in einem 
Graben und als wir aufstanden, waren wir über und über mit Schmutz bedeckt. Aber 
passiert ist uns nichts. Die ganze Nacht lagen wir draußen und gruben uns notdürftig, 
ein, immer im feindlichen Feuer. Morgens ging es dann weiter vor. Wir brachen 
durch die beiden Drahtverhaue durch und besetzten das Dorf Wavre-St. Catherine, auf 
der Bahnlinie Mecheln-Antwerpen. Nun ging es auf das Fort los, das 500 Metern 
hinter dem Dorfe liegt. Im Sturm ging's vor das Dorf, bis 400 Meter vor das 
Fort; da haben wir dann Stellung genommen und uns sofort einen großen Schützen^
	        
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