Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

100 Die Kämpfe an der We st front bis Mitte Januar 1915 
bedeckten den Boden Haufen von Leichen französischer und deutscher Soldaten. Auch als 
die Nacht angebrochen war, erneuerten die Deutschen den Angriff wieder. Eine große 
Masse von Deutschen stürmte über den schmalen Erdstreif zwischen den Laufgräben. Sie 
überwältigten die Franzosen und besetzten schließlich den Graben, für den ein solch hoher 
Preis bezahlt worden war. Aber sie konnten ihn nur einige Stunden behalten. Die 
Franzosen unternahmen kurz nach Mitternacht von drei Seiten ihrerseits einen neuen 
Angriff auf die Stellung; die Deutschen verteidigten sich mit erstaunlicher Tapferkeit 
und Hartnäckigkeit, aber schließlich gegen Morgen wurden sie doch zurückgedrängt." 
Die Beschießung der flandrischen Küste 
Sobald der rechte deutsche Flügel bis an die Meeresküste vorgedrungen war, erschien 
ein neuer Gegner: die englische Flotte. Nachdem die Deutschen Ostende besetzt 
hatten, nahm ein Geschwader unter einem Konteradmiral Aufstellung vor Ostende und 
wollte die Stadt beschießen, was nur auf dringende Vorstellungen der belgischen Behör 
den hin vorerst unterblieb. Das Eingreifen der Flotte beschränkte sich somit anfangs auf 
die Entsendung von Torpedobooten, die bis nahe an die Küste vordrangen und 
heftiges Feuer gegen die deutschen Truppen unterhielten. Die deutschen Feldbatterien 
blieben die Antwort nicht schuldig, eines der Torpedoboote wurde außer Gefecht gesetzt. 
Später beteiligte sich das ganze Geschwader am Feuergefecht, ohne jedoch dem Vordrin 
gen der Deutschen ein Ende machen zu können. Dann wurden drei für die brasilianische 
Rechnung bei Vickers gebaute gepanzerte Flußmonitoren von 1250 Tonnen her 
angebracht, die, durch ihren geringen Tiefgang zum Kampf in seichten Gewässern und 
gegen Landtruppen besonders geeignet, eine wertvolle Verstärkung der französisch-eng 
lisch-belgischen Streitmacht darstellten. Nach englischen Meldungen wurden sie zeitweilig 
durch deutsche Unterseeboote verjagt, die von Zeebrügge aus operierten. 
Später griff die englische Flotte, verstärkt durch französische Schiffe, von neuem 
in den Kampf ein. Nun wurde auch O st e n d e zwecklos beschossen. Die 
Beschießung verursachte eine grenzenlose Panik und veranlaßte die Bürger, in den 
Kellern Schutz zu suchen. Drei Hotels an den Boulevards, besonders das Hotel Majestic, 
wurden beschädigt, ein Militärarzt und ein Marineleutnant getötet. Admiral v. Schrö 
der hat daraufhin folgende Proklamation erlassen: „Das Beschießen englischer Hotels und 
englischer Untertanen an der belgischen Küste legt mir die Pflicht auf, zum Schutze der 
hier verbleibenden englischen Untertanen die nötigen Sicherheitsmaßregeln zu treffen. 
Ich befehle also, daß alle englischen Untertanen in Ostende und in den benachbarten 
Küstenplätzen sich eiligst von diesem Platz zu entfernen und an bestimmten Orten zu ver 
sammeln haben; sie werden dann unter sicherem Geleit nach der niederländischen 
Grenze gebracht. Ich lehne jede Verantwortung ab für alles Elend, das die voll 
kommen zwecklose englische Beschießung den jetzt unter deutschem Schutz stehenden Frauen 
und Kindern bringt. Die Abteilungskommandanten müssen dafür Sorge tragen, daß die 
flüchtenden Personen mit aller Sorgsamkeit aus den Gebieten entfernt werden, die inner 
halb der Beschießungszone der englischen Schiffe liegen." Ein deutscher Admiral, der 
Engländer vor englischen Roheiten schützen muß! 
Nach dem Bombardement von Ostende scheint sich das englisch-französische Geschwader 
ausschließlich mit der Beschießung der deutschen Truppen beschäftigt zu haben. Jedoch die 
Deutschen hatten inzwischen auch schwere Artillerie in Stellung gebracht, mit der siegegen 
die von See aus feuernden Schiffe schossen. Das „Leipziger Tageblatt" erfährt über dieses 
Artillerieduell, das im wesentlichen vorMiddelkerke stattfand, folgende Einzelheiten: 
„Am 24. Oktober 1914 wurden ein Kreuzer und zwei Torpedobootzerstörer durch Treffer 
beschädigt, worauf alle feindlichen Schiffe schleunigst verschwanden. Am 25. Oktober er
	        
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