Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

94 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
Die Engländer ihrerseits dehnten die Ueberschwemmung noch weiter südlich 
vonDixmuiden aus, um den Vorteil des Besitzes von Dixmuiden als Operations 
basis für die Deutschen hinfällig zu machen. Das ganze Dreieck Dixmuiden—Oostkerken— 
Kaeskerken wurde unter Wasser gesetzt. 
Die deutschen Stellungen am Iserkanal schildert Heinrich Bin 
der im „Berliner Tageblatt" folgendermaßen: „Zu unseren vordersten Stellungen 
führte der Weg durch das Ueberschwemmungsgebiet und durch unüberbrückbare Schlamm- 
wege. Beim Graben stößt man schon in 30 Zentimeter Tiefe auf Grundwasser und in 
den Ackerfurchen steht überall das hervorsickernde Wasser. Die Wege und Straßen sind 
derart aufgeweicht, daß Kolonnen und Wagen im Schlamm stecken bleiben. Ich sah 
selber in der Nähe des Kanals Pferde bis nahezu an den Bauch mühsam durch die aus 
geweichte Erde waten. Der Iserkanal bildet die natürliche Grenze der beiderseitigen 
Stellungen. An vielen Stellen hat man die Böschungen des Kanals als Unterstände 
und Terrain für Schützengräben benutzt, so daß sich oft, wie bei Dixmuiden zum Bei 
spiel, die vordersten Schützenlinien bis auf 120 Meter gegenüber liegen. 
Bei Dixmuiden, das auf der Ostseite des Kanals liegt und von uns gehalten wird, 
sind noch die Reste eines Brückenüberganges. Dieser Brückenrest wird von beiden Seiten 
aus auf das schärfste bewacht. Die unter Deckung hier vorgeschobenen Posten liegen sich 
auf 40 Meter gegenüber. Jeder Versuch, den Kanal zu überschreiten, wird sofort unter 
heftiges Artilleriefeuer genommen. An zahlreichen Stellen sind die Gegner uns gegenüber 
im Vorteil. Die Westböschung des Iserkanals ist höher angelegt als die Ostböschung. 
So sind in vielen Fällen die Gegner trocken eingeschanzt, während unsere Stellungen und 
Schützengräben fußtief voller Wasser stehen und täglich ausgepumpt und ausgeschaufelt 
werdenmüssen, da fortwährend neuesWasser hinzusickert. So stand ich beiDixmuidenindem 
vordersten Schützengraben, den man 50 Zentimeter hoch mit Faschinen und Holz ausgelegt 
hatte, der aber dennoch eine in Schlamm gebettete, dünne, feuchte Erdrinne war. Drüben, 
am anderen User lag der Feind und schoß unaufhörlich. Wer dabei aber unsere Soldaten 
sah, die bis zu den Knöcheln einsanken, wer sie hörte, wie sie dennoch lustig und zu frohen 
Gedanken aufgelegt waren, wird diesen Anblick in seinem Leben nicht vergessen können." 
Die Schlachten vor Ppern 
Die Meldungen des deutschen Generalstabes über die Kämpfe in der Gegend von 
Ipern werden durch Berichte aus dem englischen Hauptquartier bestätigt und ergänzt, 
di' die Wiener „Neue Freie Presse" zusammenfassend wiedergibt. Darnach erfolgte, nach 
den heftigen Angriffen der Deutschen zwischen dem 29. Oktober und dem 2. November 
(Messines!) bis zum 9. November kein neuer Vorstoß mit stärkeren Kräften. „Die 
deutsche Taktik schien vielmehr darauf auszugehen, den Gegner durch unausgesetztes 
Geschützfeuer und gelegentliche Einzelangriffe an verschiedenen Stellen zu ermüden. 
Auch die englische und französische Artillerie war tätig. Das französische 75-Millimeter- 
Feldgeschütz ist bei geeignetem Ziel von furchtbarer Wirkung*). Die Franzosen waren 
südlich von Ipern tätig. Was die Deutschen dort an Grund gewonnen haben, hat sich 
als wenig wertvoll erwiesen. Oestlich und südöstlich von Ipern, an der Straße Menin- 
Ipern bis südlich vom Lhs (der Rechten unserer Aufstellung) griffen die Deutschen wieder 
holt an und gewannen manchmal Gelände, das aber meist wieder zurückerobert wurde." 
An diesen Kämpfen haben zuerst die neugebildeten, großenteils aus Kriegsfreiwilligen 
bestehenden deutschen Korps teilgenommen. Ueber sie sagt der Engländer: „Es ist wahr, 
*) Dieses Geschütz spielt gegenwärtig in Frankreich in der Presse wie in der Volksmeinung eine 
ähnliche Rolle wie in Deutschland die „großen Brummer".
	        
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