Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

D i e Belagerung von Antwerpen 
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Das Echo von Antwerpen im Schützengraben 
Ans einem Feldpostbrief: „Am Abend des 9. Oktober erlebten wir ein heiteres Kriegs 
stückchen. Ter Fall Antwerpens wurde sämtlichen Truppenteilen mitgeteilt, so auch den 
in den Schützengräben liegenden Infanterieregimenten; es war abends 9 Uhr, stock 
finstre Nacht. Die Bayern, die vor uns verschanzt liegen, brechen in ein begeistertes 
Hurra aus, das sich von Stellung zu Stellung fortpflanzt. Schon meinen die in den 
500 Meter entfernten französischen Stellungen liegenden Franzosen, die Bayern wollen ihnen 
mit dem Bajonett zu Leibe rücken und beginnen ein mörderisches Schießen, das wohl 
eine Stunde anhält, ohne irgend welchen Schaden anzurichten, denn die Unserigen halten 
sich schön ruhig in ihrer gedeckten Stellung. So hat der Sreg von Antwerpen die Fran 
zosen 100000 Patronen und unzählige Leuchtkugeln extra gekostet, uns sorgten sie für 
den Abend auch noch für große Heiterkeit, und sie haben vielleicht auf diese Art und 
Weise am schnellsten den neuen deutschen Sieg erfahren." 
Die Belagerung von Antwerpen 
Die vorbereitenden Operationen 
Die deutsche Einschließungsarmee unter dem Oberbefehl des Generals v. Beseler 
bestand zum großen Teil aus Reservesormationen, darunter älteren Landwehrleuten, und 
war nichts weniger als zahlreich. Von hoher militärischer Stelle ist angedeutet worden, 
man werde sich dereinst nach Erscheinen des Generalslabswerks wundern, mit wie ge 
ringen Kräften das „uneinnehmbare" Antwerpen bezwungen wordeii sei. Der Korre- 
spoildent des „Gwrnale d'Jtalia" schätzt die deutschen Streitkräfte auf nur 60 000 Mann. 
„Zudem sind viele ältere Jahrgänge darunter," schreibt er, „aber diese Truppen darf 
man nicht falsch beurteilen. Sie bestehen aus Leuten, die das Soldatenhandwerk los 
haben und eine Stoßkraft, eine Milcht und einen Mut an den Tag legen, die sie weit 
über die feindlichen Truppen gleichen Ranges stellen. Ihre militärische Vorbereitung 
ist tadellos, sie sind allen Strapazen des Feldes schon nach dem ersten Monat des 
Krieges gewachsen. Von den Vorgesetzten in eiserner Disziplin gehalten, zeigen sie sich 
als ausgezeichnete Krieger. Jeder ist beseelt von deutschem Geist, der siegen will, und 
gegen den Tod marschieren sie als furchtlose Draufgänger." Hervorragend bewährt haben 
sich auch die deutschen Marinetruppen, die unter dem Befehl des Admirals v. Schröder, 
des früheren Stationschess von Kiel, standen. 
Die Aufgabe dieser Armee war zunächst eine vierfache: erstens Antwerpen und die 
darin befindliche Armee, deren genaue Ziffer nickt bekannt war, abzusperren, zweitens 
den Besitz von Brüssel zu decken, drittens die westlich davon gelegene Gegend bis zur 
Küste aiifzuklären, viertens die rückwärtigen Verbindungen des rechten Flügels unserer 
gegen Frankreich vordringenden Armeen zu schützen. 
Die gegen die Festung vorgeschobenen Beobachtungstruppen hatten um den 20. August . 
und vom 10. bis 13. September starke Ausfälle der Antwerpen er Besatzung 
siegreich zurückgewiesen (vgl. 1, S. 213 f.). Einen dritten und letzten Ausfall machten 
die Belgier am 27. September, den sie diesmal von Termonde aus m der Richtung auf 
Brüssel ansetzten. Es galt einen Versuch deutscher Truppen, bei Termonde den Ueber- 
gang über die Schelde zu erzwingen, zu vereiteln. Die Belgier — es waren 70 000 
Mann — wurden zweimal zurückgeschlagen. Sie verschanzten sich in der Ortschaft 
Oodeghem, die in Flammen aufging. Es gab heftige Artilleriekämpfe, die Maschinen" 
gewehre waren unausgesetzt in Tätigkeit. Schließlich, als deutsche Unterstützungen einen 
Flankenangriff machten, wurden die Belgier auf Termonde zurückgeworfen.
	        
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