Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

318 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Anfang November 1914 
wickelte. Die Wege waren teilweise mit Minen besetzt und die Station durch Schanz 
gräben gesichert. Nach heftigem Widerstände — es wird besonders betont, daß auch die 
eingeborenen Soldaten der Deutschen tapfer kämpften — soll sich der befehlshabende 
deutsche Offizier dieser Verteidigungslinie einige hundert Meter von der Telefunken- 
station entfernt ergeben haben. Bei diesen Kämpfen betrugen die Verluste der Engländer: 
zwei Offiziere, ein Arzt, vier Matrosen der Marinereserve tot; verwundet wurden ein 
Offizier und drei Matrosen. Die Verluste der Deutschen sollen an Toten 20 bis 30 
Mann, an Gefangenen zwei Offiziere einschließlich des Befehlshabers, 15 Unteroffiziere 
und 26 eingeborene Soldaten betragen haben." Es geht aus dem Berichte nicht hervor, 
wieviel Europäer sich unter der angegebenen Zahl der deutschen Verluste befanden. 
Die Telefunkenstation selbst wurde weiter verteidigt und erst als die Engländer 
Geschütze in Stellung brachten, um die Station zu beschießen, vermutlich am 12. Sep 
tember, übergeben und von den Engländern zerstört. Nach dem Falle der Telefunken 
station gingen die Landungstruppen gegen T o m a vor, wohin — wie erwähnt — die 
Deutschen den Sitz der Verwaltung verlegt hatten. Bei den von den Deutschen hier an 
gelegten Verschanzungen fanden dann kleine Gefechte statt, doch war die Uebermacht der 
Angreifer so groß, daß sich die Verteidiger ergeben mußten. 
Inselgebiet. 
12. August. 
Aus der Insel Jap durchschnitten die englischen Kreuzer „Hampshire" und „Mino 
taur" das dort einmündende Kabel und zerstörten gleichzeitig die Funkenstation. 
21. September. 
Englische Streikräfte zerstörten die Funkentelegraphenstation auf Nauru. Damit 
ist die Verbindung der deutschen Inseln mit der Außenwelt gänzlich unterbrochen. 
3. Oktober. 
Ja lu it, der deutsche Verwaltungssitz der Marschallinseln, wird von den Japanern besetzt. 
Der Stationsleiter von Jaluit, der von den Japanern gefangen genommen und nach 
Tokio geschafft, von dort aber wieder freigelassen worden ist, sendet aus San Franziska 
einen Bericht über seine Erlebnisse, der von der „Oberfränkischen Zeitung" veröffentlicht 
wird. Er schildert darin die zuversichtliche Stimmung der kleinen Anzahl weißer An 
siedler auf Jaluit, die auch von den Eingeborenen geteilt wurde. 
Mit 15 schwarzen Soldaten und 20 Ansiedlern bei knapper Munition war aber an 
einen Widerstand nicht zu denken und er wurde denn auch beim Eintreffen der Japaner 
unterlassen. Hierüber heißt es in dem Bericht: „Am 29. September 1914 erschienen 
drei japanische Kreuzer und zwei Torpedobootszerstörer vor Jaluit. Gegen 1 U2 Uhr 
mittags landeten sie auf Jabwor etwa 350 Offiziere und Mannschaften. Nachdem die 
ganze Insel besetzt worden war, wurde ich zu dem Befehlshaber des Landungskorps ge 
rufen. Ich war von sämtlichen Beamten begleitet. Während der Verhandlungen, die 
nun begannen, wurde plötzlich Gewehrfeuer eröffnet. Als ich sofort dagegen protestierte, 
erwiderte mir der kommandierende Offizier, daß die japanischen Soldaten „very wild" 
seien. Das Feuer wurde jedoch wieder eingestellt. Zwei Kugeln hatten mein Haus ge 
troffen, in dem sich meine Frau mit unseren zwei Töchterchen und zwei Dienern allein 
befand. Das geschah, während wir Beamten uns unbewaffnet dem Kommandeur der 
Landungstruppen gegenüber befanden. Dann wurden sämtliche Häuser durchsucht, Uhren 
und andere Goldsachen mitgenommen, auch Bier, Butter, Milch usw. bildeten eine will 
kommene Abwechslung für die japanische Kriegskost an Bord. Das Bild des deutschen 
Kaisers wurde beim Händler Capelle mit Bajonettstichen durchbohrt. Ein anderes Bild 
des Kaisers, das in der Wohnung des zweiten Leiters der Jaluitgesellschaft hing, wurde
	        
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