Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Kamerun und Kongogebiet 
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zukommen und sie — jedoch ohne Erfolg — zu beschießen. Auch die „Dwarf" beteiligte 
sich später an der Beschießung. Die deutschen Geschütze antworteten, ihre Geschosse (es 
handelt sich um alte Feldgeschütze) konnten indessen die englischen Schiffe nicht erreichen. 
Duala ergab sich am 27. September vormittags 11 Uhr bedingungslos. Eine englisch- 
französische Truppenmacht unter Brigade-General Dobell wurde gelandet. Es wurde 
festgestellt, daß das Bombardement fast keinen Schaden angerichtet hatte und daß die 
Telefunkenstation in der Nähe von Duala von den Deutschen vor ihrem Abzüge zerstört 
worden war. Die waffenfähigen Deutschen hatten sich, nach der gleichen englischen Dar 
stellung, mit der in Duala stationierten Schutztruppenstammkompagnie vor der Ueber- 
gabe der Stadt in drei Richtungen ins Innere des Schutzgebietes zurückgezogen. Als das 
„Innere des Schutzgebietes" ist hier Wohl das außerhalb des Wirkungsbereichs der 
Schiffskanonen liegende Land entlang der Nordbahn und der Mittellandbahn zu ver 
stehen; denn noch in den folgenden Tagen fanden in unmittelbarer Nähe der Stadt 
Duala eine Reihe von Gefechten statt. Die in dem Hafen von Duala liegenden Handels 
schiffe (größtenteils der Woermann-Linie gehörig) wurden beschlagnahmt. Mannschaften 
und Duala-Europäer, Frauen und Kinder, wurden nach Cotonon und Lagos gebracht. 
Ueber die Einnahme von Duala liegen verschiedene Privatnachrichten vor. Aus diesen 
ergibt sich etwa folgendes Bild: Mit Kriegsausbruch haben sich der Gouverneur und 
der Kommandeur der Schutztruppe nach Duala begeben, um die erforderlichen Ver 
teidigungsmaßnahmen zu treffen. Schützengräben wurden ausgehoben und die vier 
vorhandenen Geschütze kugelsicher aufgestellt. Es wurden Minen fabriziert und in der 
Einfahrt des Flusses an der Jnnenbarre und an den Einmündungen der verschiedenen 
Wasserläufe in den Hauptstrom gelegt. Weiter wurde die Einfahrt an der Außenbarre 
durch Versenken einer Anzahl Dampfer gesperrt. Bon den in Duala vereinigten etwa 
300 deutschen Männern wurden aus Mangel an Munition und Gewehren etwa nur 
80 zum militärischen Dienst bei der Schutztruppe eingezogen. Das Regierungshospital 
wurde nach dem Ortsteil Deido verlegt, auch die Frauen und Kinder wurden dort in der 
katholischen Kirche und sonstigen massiven Häusern zum Schutz vor etwaiger Beschießung 
untergebracht. Am 1. September wurde zum ersten Mal ein englisches Kriegsschiff 
zwischen Fernando Po und Duala gesichtet. Am 9. September erschienen drei englische 
Kriegsschiffe an der Kamerunmündung, von denen eines auf den Regierungsdampfer 
„Herzogin Elisabeth", der in voller Fahrt in den Hafen lies, ohne Erfolg feuerte. Das 
Kanonenboot „Dwarf" kam, um zu loten, am 10. September an die Barre heran, an der 
die Dampfer versenkt worden waren. Am 11. September ging es über diese Stelle hin 
weg und eröffnete das Feuer auf Duala, das etwa 15 Minuten dauerte, aber keinen 
Schaden anrichtete. Das Schiff mußte sich dann, von unsern am Hoffmannsweg auf 
gestellten Geschützen getroffen, zurückziehen. Am 13. September erschien die „Dwarf" 
wieder an der Sperre, nachdem in den beiden vorhergehenden Nächten die in der Manoka- 
bucht liegende „Cumberland" durch eine von uns entsprechend ausgerüstete Barkasse ver 
geblich angegriffen worden war; Mondschein und englische Wachtboote hatten den Erfolg 
vereitelt. In den folgenden Tagen lagen die „Dwarf" und die „Joy" an der Sperre, 
ohne sie zu überfahren. In der Nacht vom 17. zum 18. September versuchten wir mit 
unserer andern Barkasse einen zweiten Angriff auf die „Cumberland". Ehe das Torpedo 
abgeschossen werden konnte, hatten die Verteidiger uns bemerkt und durch Schießen die Be 
satzung gezwungen, ins Wasser zu springen und sich gefangen nehmen zu lassen. Zu dieser 
Zeit ist auch der Regierungsdampfer „Nachtigal" in den Krieks des Kamerunästuars ver 
nichtet worden. Am 23. September haben dann „Dwarf", „Joh" und mehrere kleine 
Pinassen die Sperre überfahren und nachmittags Duala mit sechs bis zehn Schuß ohne 
Erfolg beschossen. Am 25. September hat weiter das englische Kriegsschiff „Challenger"
	        
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