Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Kamerun und Kongogebiet 
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Hinzugefügt wird, daß der Vorfall streng untersucht werde und das Ergebnis demnächst 
erwartet würde. Nun sollen aber die Deutschen außer Revolvern keine Waffen bei sich 
gehabt haben. Danach kann es sich kaum um eine reguläre deutsche Truppe gehandelt 
haben. Es ist auch nicht recht ersichtlich, aus welchem Grunde die Deutschen aus Süd 
west zum Viehkauf gerade nach Angola hätten gehen sollen, da sie doch im eigenen Lande 
wahrlich genügend mit Vieh versorgt sind. Vor allem erscheint es sonderbar, daß die 
maßgebenden Stellen in Portugal selbst über diesen angeblichen deutschen Einsall in 
Angola, über den sie inzwischen längst sichere Mitteilungen hätten erhalten können, noch 
immer keine amtliche Darstellung veröffentlicht haben. Das gleiche gilt von dem angeb 
lich am 31. Oktober erfolgten Einfall einer wohlausgerüsteten deutschen Expedition bei 
Fort Cuangar am Cubango (Okawango) 900 Kilometer von Massamedes entfernt an 
der deutsch-portugiesischen Grenze gelegen. Hierbei sollen zwei portugiesische Offiziere 
und die Mehrzahl der europäischen Unteroffiziere und Mannschaften gefallen oder ver 
wundet worden sein. Auch die Richtigkeit der bisherigen Angaben über diesen Vorgang 
muß so lange bezweifelt werden, als nicht amtliche Bestätigungen vorliegen. 
12. November. 
Der Kommandeur der Schutztruppe von Deutsch-Südwestafrika, Oberstleutnant 
Joachim v. Hehdebreck, ist an den Folgen einer Verwundung gestorben. 
Oberstleutnant v. Heydebreck verfügte über besondere Kolonialerfahrungen. Als Oberleutnant 
trat er 1896 in die südwestafrikanische Schutztruppe ein, 1898 wurde er Hauptmann und während 
der Herero- und Hottentottenaufstände 1903 bis 1906 befehligte er die erste Feldartillerieabteilung. 
1907 wurde er zur Reorganisierung des Polizeidienstes dem Gouvernement zugeteilt. Als Major 
ging er zur Schutztruppe zurück, deren Kommandeur er 1911 wurde. Im Jahre 1913 erfolgte 
seine Beförderung zum Oberstleutnant. 
Kamerun und Kongogebiet 
Amtliche Meldungen und private Mitteilungen 
7. August. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Gleich nach Kriegsausbruch versuchten die Fran 
zosen unter Oberst Largeau (jetzt zum General ernannt) von Fort Lamy aus die am 
Logone fast gegenüberliegende Station K u s s e r i zu nehmen. Kusseri war früher der 
Sitz des Residenten der deutschen Tsadseeländer. Da die Residentur im vergangenen 
Jahre nach Mora verlegt worden ist, so wurde hier nur eine Militärstation unterhalten. 
Nach einem französischen Bericht wurde die Operation durch heftige Wolkenbrüche gestört 
und mißlang aus Mangel an großen Geschützen. Die französischen Truppen mußten sich 
unter schweren Verlusten zurückziehen. Am Ubangi überfielen die Franzosen gleich 
falls sofort nach Kriegsausbruch den deutschen Posten in S i n g a. 300 Senegal-Schützen 
unter dem Kommando des Hauptmanns de Boem fuhren von Bangui ab, landeten in 
der Nacht zum 7. August in Singa und überraschten den deutschen Stationsleiter. Die 
wenigen deutschen Soldaten gaben einige Schüsse ab und verwundeten drei französische 
Soldaten. Da wir keine eigene Telegraphenverbindung nach Singa haben, wußte der 
Postenleiter offenbar noch nicht, daß ein Krieg ausgebrochen war, während die Fran 
zosen längst telegraphisch unterrichtet waren. Der Erfolg der Franzosen war hier also 
recht billig und wurde mit einem Aufgebote bewerkstelligt, das für die Achtung zeugt, 
welche die Franzosen vor deutschen Schutztruppen haben; 300 Senegal-Schützen gegen 
einige 20 Soldaten auf deutscher Seite! In den französischen Zeitungen wird die Beute 
von Singa wie nachstehend aufgeführt: „Man fand bei dem Posten 4000 Mark, zeffn 
Tonnen Reis, Mausergewehre und landwirtschaftliche Maschinen. Alles wurde nach Ban 
gui geschickt." In gleicher Weise wie Singa wurde auch der deutsche Zollposten in 
Völkerkrieg. II. 20
	        
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