Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

D i e Ausdehnung der Schlachtfront nach Norden 137 
Ruf war: „Sie gehen zurück, wir kommen voran!" Einer riefs dem andern zu. Ein 
Musketier ließ sich eine leichte Wunde verbinden und eilte dann sofort wieder davon, 
dieweil sein Blut langsam als dunkler Fleck durch den weißen Verband durchsickerte; 
der Mann achtete das nicht. 
Eine kurze Pause trat ein. Währendem wurde an einigen Orten die Stellung der 
Truppen geändert;, durch den endlosen strömenden Regen begann der nahe Morgen licht 
zu werden. Sofort setzte das schwere Feuer der Artillerie wieder ein. Aber die Deut 
schen hatten bereits das Nötigste getan, sie hatten rasch den von Südwest anrückenden 
Franzosen schwere Artillerie und Mannschaften entgegengesandt. So gelang die fran 
zösische Ueberraschung und Umgehung nicht. Dafür aber schallte ourch das Dröhnen der 
Geschütze und das ratternde und .surrende Pfeifen, das st—st—st— der Kleingewehre 
ein stürmendes deutsches Hurra. 
Darauf raste das französische Feuer mit fürchterlicher wütender Heftigkeit. Aber — 
„Hurra": der Tod hielt noch einmal Ernte, dann das letzte Aufspringen und Vorstürmen 
mit dem Bajonett. Auge in Auge, Mann gegen Mann — endlich! Es war nur ein 
kurzes heftiges Gewoge, es wurde ruhig währenddem, einige Minuten setzte auf dieser 
Stelle die Artillerie mit ihrem Feuer aus. Dann — Sieg! Viktoria! Brausendes Hurra! 
Die Franzosen gingen rasch zurück, die deutsche Artillerie fuhr auf in die eben genom 
mene Stellung und sandte noch einmal den eisernen Abschiedsgruß." 
Zn weiteren Gefechten im Sundgau kam es in der Gegend von Pfetterhausen 
und Sept. Wie die Schweizer Blätter berichten, begann, nachdem die Franzosen Ver 
stärkungen erhalten hatten, am 7. Oktober nachmittags gegen zwei Uhr abermals ein 
heftiges Gefecht, das bis abends sieben Uhr dauerte, aber wiederum mit dem Rückzug der 
Franzosen endete. Die Franzosen entwickelten sich auf der Linie Pfetterhausen—Sept, 
die Deutschen drangen zwischen Moos und Bisel vor. Auf beiden Seiten unterstützte je 
eine Batterie Artillerie die Schützenlinien der Infanterie. 
Am 13. Oktober vernahm man in der Schweiz von neuem Kanonendonner. Die feind 
lichen Parteien hatten die Zwischenzeit dazu benutzt, größere Verstärkungen heranzuziehen. 
Die Deutschen hatten bei Pfirt eine ausgezeichnete Stellung, die Franzosen eine solche 
bei Sept bezogen. Die Franzosen setzten alles daran, das Gebiet zwischen Jll und Larg, 
das sie etwa sechs Wochen lang inne gehabt hatten, wieder zu besetzen. Die Deutschen 
dagegen bemühten sich, die Franzosen in den engeren Festungsgürtel von Belfort zu 
werfen. Die häustgen Artilleriekämpfe, die zwischen Altkirch und Pfetterhausen stattfanden, 
zogen sich hart an der Schweizer Grenze hin. Die Kämpfe waren überaus heftig. Bei 
Thann gingen die Deutschen vor, dagegen mußten sie bei Altmünsterol überlegenen 
französischen Kräften bis hinter Dammerkirch weichen, während sie weiter südlich, am 
Südfuße der Vogesen, den französischen Angriff abschlugen. 
Die Ausdehnung der Schlachtfront nach Norden 
Die französischen Umgehungsversuche 
An der Aisnelinie war der Rückztlg der deutschen Heere zum Stehen gekommen. 
Vergebens berannten Franzosen und Engländer die festen deutschen Stellungen. Hatte 
Joffre dies kommen sehen? Es chat auf den ersten Blick beinahe den Anschein, denn 
unmittelbar nach dem Beginn der Aisneschlachten entschloß er sich zu einer neuen Aktion. 
„Am 18. September vernahm Feldmarschall French, daß Joffre es 'für nötig erachte, 
einen neuen Plan alszuarbeiten und den rechten deutschen Flügel zu umfassen 
und einzuschließen," heißt es lakonisch in einem Bericht der englischen Heeresleitung.
	        
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