Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Deutsch-Ostasrika 
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zurückgeworfen. Die Niederlagen der Belgier am Kiwusee und auf der Insel Kwidschi 
<vgl. S. 298) wurden durch Meldungen des belgischen Gouverneurs von Katanga bestätigt. 
30. Oktober. 
Der kleine Kreuzer „Königsberg", von drei schnellen englischen Kreuzern verfolgt, 
läuft in den Rufiji ein und wird vom Kreuzer „Chatam" durch ein Kohlenschiff blockiert. 
Die Besatzung der „Königsberg" geht an Land und verschanzt sich. (Vgl. S. 263, 264). 
2. November. 
Gefecht bei Msima am Tsavofluß. (Ueber den Ausgang dieses Gefechts liegen keine 
näheren Nachrichten vor.) 
3. -5. November. 
Englisch-indische Truppen griffen eine deutsche Stellung am Longido an. Nach 
englischen Meldungen nahmen die Inder drei deutsche Stellungen, die sie aber bei 
Einbruch der Nacht „wegen Wassermangels" nicht mehr halten konnten. Einige Tage 
daraus räumten die Deutschen Longido, das dann von den indischen Truppen besetzt wurde. 
Nach einem Bericht der „Times" begann der Kampf am 4. November bei Tagesanbruch 
und dauerte bis abends 7^ Uhr. Die deutschen Stellungen seien sehr hartnäckig 
gehalten, aber von den englisch-indischen Trupen mit größter Bravour genommen worden. 
Auch der deutsche Gegenangriff sei zurückgeschlagen worden. Die Engländer hätten an 
Europäern zehn Tote, neun Verwundete und einen Vermißten zu verzeichnen gehabt; 
über ihre Verluste an Farbigen wird hier nichts berichtet. Hierzu bemerkt die „Köln. 
Zeitung: Man darf von vornherein annehmen, daß sich das Gefecht wohl kaum so 
abgespielt hat, wie es in den englischen Berichten dargestellt wird. Anscheinend ist es 
den indischen Truppen nicht gelungen, die Stellung der deutschen Abteilung zu nehmen. 
Sie besetzten sie erst, nachdem letztere den Platz aus irgendeinem Grunde einige Tage 
später geräumt hatte. Wahrscheinlich dann, als die Engländer stärkere Kräfte heran 
gezogen hatten. Wassermangel kann nicht der Grund zum Aufgeben der angeblich 
genommenen Stellung gewesen sein, in der sich der Gegner noch einige Tage hielt, und 
die er dann freiwillig räumte. Die Deutschen in Ostafrika werden, wenn ihnen später 
einmal dieser englische Gefechtsbericht bekannt wird, wahrscheinlich höchst erstaunt sein, 
zu vernehmen, daß es in jenem Teil der Massaisteppe einen „bedeutenden Platz" Longido 
gibt. Außer einigen alten verlassenen Massaikralen — und zeitweilig dem Zeltlager 
unserer Truppe — dürfte der Platz kaum irgendeine menschliche Behausung aufzuweisen 
haben. In dieser Hinsicht erinnert die Darstellung der Engländer lebhaft an die Be 
schießung und widerstandslose Besetzung von Langenburg am Nordende des Njaffa-Sees, 
die sie seinerzeit der Welt als großen Erfolg verkündeten (vgl. S. 296). 
Nunmehr sind auch zu diesen Kämpfen Nachrichten von Gouverneur Schnee einge 
troffen, die nach dem „Hamburger Fremdenblatt" lauten: Detachement Kraut wurde 
am 3. November von etwa 300 Reitern und anscheinend indischer Kompagnie, mit etwa 
acht Maschinengewehren und sechs Geschützen angegriffen. Nach 15^ ständigem Gefecht 
ging der Gegner fluchtartig zurück in der Richtung Erck. 
Das Detachement Kraut selbst meldet vom Gefecht am Longido in der Massai-Steppe 
weiter, daß der Feind mehrere Massengräber angelegt habe. Außerdem seien 35 tote Euro 
päer und Inder gezählt worden, die Verluste müßten jedoch bedeutend größer sein. Unsere 
Maschinengewehre schossen oft mit sichtbarem Erfolge in die Reitermassen, der Gegner 
feuerte wirkungslos etwa 300 Schuß aus einem 7 crn-Geschütz. Der Angriff erfolgte gleich 
zeitig auf der Nordost- und Ostfront und wurde im Süden, wo nur Kavallerie kämpfte, 
zuerst zurückgeschlagen. Im Zentrum wurde heiß gerungen, als aber unsere im Süden 
freiwerdende Truppe die linke Flanke des Gegners angriff, war der Kampf zu unseren 
Gunsten entschieden.
	        
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