Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der Krieg in den deutschen Schutz 
gebieten bis Anfang November 1914 
Das Reichskolonialamt hat bisher zwei „Mitteilungen über den Krieg in den deutschen 
Schutzgebieten" veröffentlicht, die auch hier benutzt worden sind. Leider mußte trotzdem 
auf eine erschöpfende Darstellung verzichtet werden. „Denn alsbald nach Kriegsaus 
bruch war," wie das Reichskolonialamt erklärt, „jeglicher Schiffsverkehr mit den Schutz 
gebieten ausgeschlossen; gleichzeitig wurden von den Engländern sämtliche deutschen 
Ueberseekabel zerschnitten, und damit auch die telegraphische Verbindung mit sämtlichen 
Schutzgebieten unmöglich gemacht. Als einziges Verständigungsmittel blieb zunächst noch 
der Funkentelegraph übrig. Die ersten kriegerischen Maßnahmen der Engländer zielten 
indessen darauf ab, auch diese Verständigung unmöglich zu machen. So sielen am 
12. August 1914 die Funkenstation Jap und bald darauf diejenige von Nauru, am 
29. August 1914 Tafaigata (Samoa) und am 12. September 1914 Bitapaka aus Neu 
pommern. In der Nacht vom 24. zum 25. August 1914 mußte auch die Großfunkenstation 
Kamin« in Togo deutscherseits zerstört werden, um ihre Besitzergreifung durch die feindlichen 
Truppen zu verhindern. Hiermit entschwand auch die Möglichkeit weiterer direkter Ver 
ständigung mit den afrikanischen Schutzgebieten, die bis dahin durch Vermittlung von 
Kamin« aufrecht erhalten werden konnte. Allerdings hatte sich dabei von Anfang an eine 
Störung bemerkbar gemacht, die es verhinderte, von Ostafrika Nachrichten zu empfangen, 
so daß gleich nach Kriegsausbruch die Berichterstattung des dortigen Gouverneurs aussetzte." 
So ist das im folgenden zusammengestellte Material, das zum großen Teil aus 
Umwegen verspätet nach Deutschland gelangte und meist Privatbriefen oder aber der 
feindlichen Presse entstammt, notwendigerweise lückenhaft. Es wird daher nötig sein, 
später auf einzelne Ereignisse zurückzukommen. (Vgl. Bd. I, S. 167 ff.) 
Deutsch-Ostaftika 
Vorbemerkungen 
Ueber die deutschen und englischen Streitkräfte in Ostafrika äußerte sich der 
Staatssekretär für Indien, Lord Crewe, im englischen Parlament: Deutsch-Ostafrika 
sei ein großes und wichtiges Gebiet, etwa 910000 Quadratkilometer groß mit einer 
weißen Bevölkerung von 5—6000 Köpfen. Er kenne das Verhältnis der Geschlechter 
zu einander nicht, allein es sei wahrscheinlich, daß die Anzahl der mutmaßlich in wehr 
fähigem Alter stehenden Männer beträchtlich höher sei als bei einer Bevölkerung in 
gleicher Stärke in einem europäischen Lande. Die deutsche Streitkraft in Ostafrika sei 
bis zu einem gewissen Maße durch Reservisten aus andern Teilen der Welt verstärkt 
worden. Er vermute, es seien auch Streitkräfte der Flotte aus Ostasien hingebracht 
worden. Die Deutschen in Ostafrika seien mit gewöhnlichem Geschütz gut versehen und 
besäßen auch eine Anzahl Maschinengewehre; sie bildeten eine gewaltige Streitmacht. 
Britisch-Ostafrika sei an Umfang nicht ganz so groß wie Deutsch-Ostafrika, da sein 
Flächeninhalt nur 650 000 Quadratkilometer betrage; seine Bevölkerung, die ungefähr 
ebenso groß sei wie die der deutschen Kolonie, sei nicht in gleicher Weise militärisch 
organisiert. In Deutsch-Ostafrika gäbe es etwa 2000 Mann einheimische Infanterie 
und Polizeitrnppen. In der britischen Kolonie habe man eine beträchtliche einheimische 
Polizei, sowie eine militärische Truppe, die East African Ristes, die zwar nicht zahl 
reich, aber sehr schlagfertig und gut von Offizieren geführt seien. Es liege auf der Hand,
	        
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