Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

I n den Vogesen und im Sundgau 
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halb Armeekorps sind französischerseits am Einmarsch beteiligt gewesen, dazu kam am 
11. und 12. September noch eine weitere Division. Die französischen Truppen drangen 
bis Mülhausen vor, nahmen Thann, Sennheim und hatten schon Vorposten in Lutter 
bach stehen; Heimsbrunn, Altkirch und Feldbach waren von ihnen besetzt. 
Am 9. September stellten sich badische und württembergische Landwehrtruppen 
den einrückenden Franzosen entgegen, zunächst im Wesserlingertal; gleichzeitig rückten 
weitere Truppen gegen Heimsbrunn und Altkirch vor. Auf der ganzen Linie gab es 
eine Reihe von Gefechten. Am 10. September konnten die Deutschen von Goldbach her 
eingreifen und die französische Verbindung durchbrechen, so daß die Franzosen auf der 
Straße von Bussang zurückgehen mußten. Aber das Gros, mehr als ein Armeekorps, 
stand immer noch in der Gegend von Thann mit Rückzugslinie auf La Chapelle. 
Am 11. September begannen die Franzosen stark anzugreifen, um die bedrohte Stel 
lung bei Thann zu entlasten. Es gelang den Deutschen, den Angriff auf der ganzen Linie 
zum Stehen zu bringen. Aber um Thann herum hatten sich die Franzosen stark ein 
gegraben, hatten die Rebberge und den Thanner Kopf zu einer festen Stellung ge 
macht und beherrschten dadurch das Gelände. Am 12. September konnten die Deutschen 
einige Stellungen unter großen Verlusten mit dem Bajonett nehmen und auf der Straße 
nach Sentheim über Rodern vordringen. Somit waren die französischen Stellungen in 
ihrer Rückzugslinie schwer bedroht. Deshalb setzten sie am 12. September noch einmal 
eine frische Division gegen Burnhaupt ein, aber dieser Anmarsch wurde durch einen 
deutschen Flieger gemeldet und sofort wurde eine große Zahl Haubitzbatterien gegen 
Aspach gesandt, um dort Stellung zu nehmen. Deutsche Infanterie ging über Schweig 
hausen vor. Das Feuer der Haubitzen war vernichtend, der Rückzug der Franzosen 
wurde panikartig. Die Deutschen drängten den weichenden Franzosen heftig nach, und 
rückten unter fortwährenden Gefechten vor. Die Franzosen konnten nirgends mehr 
richtig Stellung nehmen; daß sie gleichwohl nicht an ein endgültiges Aufgeben des 
Widerstands dachten, wurde bald durch Flieger festgestellt, die einen neuen Anmarsch aus 
Belfort und starke Reserven nahe der Grenze meldeten. 
Obgleich die Ueberzahl der Franzosen etwa 25 000 Mann betrug, war ihre Niederlage 
bei Thann vollständig. Sie verloren außer vielem Kriegsmaterial, Gewehren, Maschinen 
gewehren, zwei Batterien und Train noch über 3000 Gefangene. Die Verluste an Ver 
wundeten und Toten waren gleichfalls sehr groß. 
Ob der Zweck des französischen Einfalls war, die abgeschnittenen französischen Truppen 
teile im Gebweilertal zu befreien oder sich Mülhausens zur Verproviantierung zu bemäch 
tigen, muß dahingestellt bleiben. „Die Hauptsache ist," schrieb die „Straßburger Dost", 
„daß die Franzosen über die Grenze zurückgeworfen sind, und daß die vielgeplagte Gegend 
des Sundgaus eine Zeitlang Ruhe behält vor den Requisitionen, vor den Verhaftungen 
und den Beschädigungen. Die letzteren sind ziemlich beträchtlich, da die Franzosen sich 
überall in den Dörfern einnisten und aus den Häusern schießen; Thann hat auch da 
durch gelitten. Auch eine ganze Anzahl Elsässer haben die Franzosen wieder ver 
schleppt." 
Der elsässische Schriftsteller Hermann Kurz, der das Schlachtfeld von Thann 
während der Kämpfe von Basel aus besuchte, erzählt darüber sehr anschaulich in den 
„Münchner Neuesten Nachrichten": 
„Schon seit zwei Tagen grollte vom Südfuß der Vogesen her, nur von kurzen Pausen 
unterbrochen, der Geschützdonner. Um die Pässe der Südvogesen ging der Kampf, den 
eine deutsche Minderheit gegen die in der Ueberzahl vorstoßenden Franzosen erfolgreich 
durchhielt. Um Thann waren die Kämpfe zum Stehen gekommen und hatten größere 
Ausdehnungen angenommen. Die Tage vorher wurde eine Reihe Einzelgefechte ge
	        
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