Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Unsere Kreuzer in den überseeischen Gewässern 
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22. September. 
Amtliche englische Meldung: Der deutsche Kreuzer „Emden* erschien bei Nacht vor 
Madras und gab neun Schuß ab. Sie trafen die Tanks der Firma Oil Company, 
»on denen zwei brennen. Anderthalb Millionen Gallonen Oel sind verloren. Auch das 
Telegraphenamt und das Seemannsklubhaus wurden getroffen. Ein englisches Fort er 
widerte das Feuer. Die „Emden* löschte die Lichter und verschwand nach 15 Minuten.* 
24 September. 
Der Kreuzer „Emden" ankerte in der Nähe von Pondichery und verschwand später. 
30. September. 
Amtliche englische Meldung: Die „Emden* hat in den letzten Tagen im Indischen 
Ozean vier weitere englische Dampfer versenkt und ein Kohlenschiff weggenommen. 
Die Besatzungen wurden auf dem Dampfer „Cyfedale", der ebenfalls genommen, aber 
wieder freigelassen wurde, nach Colombo gebracht. 
1. Oktober. 
Ter „Manchester Guardian* schätzt den Schaden, den der Kreuzer „Emden" der 
englischen Handelsschiffahrt im Indischen Ozean bisher zufügte, auf 20 Millionen Mark, 
den Inhalt der versenkten Schiffe auf 50000 Tonnen. Das Blatt lobt den Kapitän der 
„Emden", v. Müller, wegen der menschenfreundlichen Behandlung der englischen Be 
satzungen und bemerkt dazu, daß in den asiatischen Gewässern sechs englische Kreuzer 
seien, die ebenso schnell seien wie die „Emden". 
10. Oktober. 
Der englische Kreuzer „Triumph" und die japanischen Kreuzer „Nissin" und „Kassuga" 
haben in aller Eile Hongkong in der Richtung nach dem Malayischen Archipel verlassen, 
wo der deutsche Kreuzer „Emden* japanische Reisschiffe zerstört hat. 
21. Oktober. 
Mer britische Dampfer und ein Bagger sind von dem deutschen Kreuzer „Emden" 
versenkt worden. Ferner wurde der Kohlendampfer „Exford* mit 7000 Tonnen guter 
wallisischer Kohle an Bord gekapert. 
22. Oktober. 
Die anglo-indische Presse verlangt Maßregeln zur Herstellung der Sicherheit der Schiff 
fahrt nach Indien, deren gänzliche Hemmung durch die Tätigkeit der „Emden" die 
indische Volkswirtschaft schädige. Die indische Handelsstatistik für September 
weise gegen September 1913 einen ernsten Rückgang auf, wofür die „Emden* in höherem 
Maße verantwortlich sei, als der bloße Kriegszustand. Allein der Import von Baum 
wolle aus Manchester sank im September um zwei Millionen Pfund Sterling. Kalkutta 
litt besonders unter dem Rückgang der Ausfuhr von Rohjute und Juteprodukten, der 
allein im September mehr als drei Millionen Pfund betrug. Die Ausfuhr von Reis, 
Weizen, Häuten und Fellen sank um je eine halbe Million, die von Rohbaumwolle und 
Baumwollgarn um anderthalb Millionen! Gleiche Klagen kommen aus dem Innern. 
Die „Times os Jndia" deutet an, daß die Erfolge der „Emden" auf die Stimmung 
der Eingeborenen einwirken könnten. 
23. Oktober. 
Die britische Admiralität hat, um der wachsenden Beunruhigung über die Tätigkeit 
der „Emden" und der Unzufriedenheit mit den Maßnahmen der englischen Marine ent 
gegenzutreten, folgende amtliche Erklärung veröffentlicht: „Im Atlantischen, Große» 
und Indischen Ozean befinden sich acht oder neun deutsche Kreuzer. Ueber 70 englische, 
japanische, französische und russische Kreuzer, ungerechnet die Hilfskreuzer, wirken zu 
sammen, um die deutschen Schiffe aufzufinden. Die große Ausdehnung des Ozeans und 
die tausende Inseln setzen die deutschen Kreuzer in den Stand, fast endlos zu manöve-
	        
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