Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

D i e Kämpfe in der Nordsee 
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über. Im Frühjahr 1906 ging er nach Ostasien, um als Wachoffizier des Kanonenbootes „Vaterland" 
Verwendung zu finden. Von hier aus trat er zum Stabe des dem Kreuzergeschwader in Ostasien 
unterstellten Kanonenboots „Tiger". Nach der Rückkehr in die Heimat wurde er der 2. Werftdivision 
und im nächsten Frühjahr dem Stabe der Jacht „Grille" zugeteilt. Im Herbst 1908 trat er zur 
Torpedowaffe über und wurde später in die Unterseebootsflottille übernommen, der er noch angehört. 
6. Oktober. 
Das deutsche Torpedoboot „8 116" ist während des Vorpostendienstes in der Nord 
see durch einen Torpedoschuß des englischen Unterseeboots „E 9" verloren gegangen. 
Fast die ganze Besatzung konnte gerettet werden. „E 9" ist dasselbe Boot, das den 
kleinen Kreuzer „Hela" zum Sinken brachte. 
15. Oktober. 
Amtliche englische Meldung: Der englische Kreuzer „Hawke" wurde in der nördlichen 
Nordsee durch den Torpedoschuß eines deutschen Unterseeboots zum Sinken gebracht. 
Zur gleichen Zeit wurde der Kreuzer „Theseus" angegriffen, aber ohne Erfolg. 
Nach den englischen Verlustlisten betragen die Verluste der „Hawke" 524 Tote und 
20 Vermißte. Nur 70 Mann wurden gerettet. 
Deutsche Meldung: Die Vernichtung des englischen Kreuzers „Hawke" durch das 
Unterseeboot „TJ 9" wird amtlich bestätigt. Das Unterseeboot ist wohlbehalten zurückgekehrt. 
Der Kaiser hat dem Kapitänleutnant Weddigen den Orden Pour le merite verliehen. 
Wie die Ueberlebenden der „Hawke" erzählen, war der erste Angriff gegen den Kreuzer 
„Theseus" gerichtet; aber der „Theseus", dem Befehl der Admiralität nach dem Unter 
gang der Kreuzer „Aboukir", Cressy" und „Hogue" folgend, fuhr so schnell wie möglich 
davon. Darauf wendete sich das Unterseeboot gegen die „Hawke". Der Kreuzer 
wurde steuerbord mittschiffs getroffen. Eine heftige Explosion erfolgte. Das Schiff, das 
ein großes Leck aufwies, legte sich sofort auf die Seite und sank nach fünf Minuten. Nur 
eine kleine Pinasse, ein Floß und ein Kutter konnten herabgelassen werden. Der Kutter 
trieb fünf Stunden auf See, ehe er von dem norwegischen Dampfer „Modesta" aufge 
funden wurde. Der Kapitän der „Modesta" erzählt, in dem Augenblick, wo er die Ge 
retteten an Bord nahm, sei ein Unterseeboot vor dem Bug der „Modesta" aufgetaucht 
und habe den ganzen Vorgang beobachtet; die Engländer glaubten erst, es handle sich 
um ein englisches Unterseeboot; aber es wurde ihnen bald klar, daß sie ein deutsches 
vor sich hatten. 
17. Oktober. 
Amtliche deutsche Meldung: Unweit der holländischen Küste gerieten unsere Torpedoboote 
„8 115", „8 117", „8 118" und „8 119" in Kampf mit dem englischen Kreuzer „Un 
daunted" nnd vier englischen Zerstörern. Nach amtlichen englischen Nachrichten wurden 
die deutschen Torpedoboote zum Sinken gebracht und von der Besatzung 31 Mann in 
England gelandet. 
Darnach wären 193 Mann den Heldentod fürs Vaterland gestorben. 
„Daily Telegraph" schreibt über das Gefecht: „Um halb drei Uhr nachmittags be 
merkten die Engländer die deutschen Schiffe, und sofort wurde befohlen, mit vollem 
Dampf zu fahren, um sie nicht entfliehen zu lassen. Das Feuer wurde auf eine Ent 
fernung von vier bis fünf Meilen eröffnet. Das Gefecht dauerte ungefähr anderthalb 
Stunden. In seinem Verlaufe wurde der britische Torpedobootsjäger „Loyal" durch 
ein Geschoß getroffen, das ins Innere des Schiffes drang und ein Loch von ungefähr 
zehn Zentimeter Durchmesser riß. Eine Granate schlug über Deck und schlug einem 
Offizier, der bei einer Kanone stand, den Fuß ab. Von englischen Schiffen soll nur 
„Loyal" einigen Schaden erlitten haben. Die englischen Mannschaften rühmen die 
Tapferkeit der deutschen Seeleute, die, während ihre Boote schon sanken, die Kanonen