Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

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Der Seekrieg b i s Anfang November 
dicht vor der Achterbrücke. Das Schiff bekam etwa zehn Grad Schlagseite nach Steuer 
bord, blieb aber fest liegen. Es war 7 Uhr 15 Minuten. Alle wasserdichten Schotten 
usw. waren im Nu geschlossen, ehe der Torpedo das Schiff traf, sämtliche Stühle und 
Tische, sowie alles Holz, was zur Hand war, an Deck wie darunter, wurde über Bord 
geworfen, damit die Schiffbrüchigen sich daran festhalten konnten. Ein zweiter Torpedo 
von dem einen oder andern Unterseeboot ging fehl und ging aus etwa 7 Meter Abstand 
längs des Hinterschiffs vorbei. Ungefähr eine Viertelstunde, nachdem der erste Torpedo 
uns getroffen hatte, traf uns ein dritter von einem Unterseebot an Steuerbord im fünften 
Kesselraum. Zeit 7 Uhr 30 Minuten. Das Schiff begann dann überzuholen und kenterte 
schließlich kieloben. So blieb es ungefähr 20 Minuten liegen, bis es um 7 Uhr 55 
Minuten vollends sank." 
Dieser Bericht, wie die amtliche englische Meldung, läßt erkennen, daß die Engländer 
in dem Irrtum befangen waren, sie seien von mehreren deutschen Unterseebooten ange 
griffen. Folgender authentischer deutscher Bericht widerlegt diese Behauptung 
endgiltig: „Am 22. September in der Frühe befand sich „17 9" zwanzig Seemeilen 
nordwestlich von Hoek van Holland mit annähernd südwestlichem Kurs dampfend. Die 
See war ruhig, das Wetter klar, teils neblig. Gegen 6 Uhr sichtete man von „17 9" 
drei große feindliche Kreuzer, die bei weiten Schiffsabständen in Dwarslinie nebenein 
ander fahrend sich in entgegengesetzter Richtung näherten. „17 9" beschloß, zuerst den 
in der Mitte fahrenden der drei Kreuzer anzugreifen, führte die Absicht aus und brachte 
dem Kreuzer — es war der „Aboukir" — einen tödlichen Torpedotreffer bei. Der 
Kreuzer sank nach wenigen Minuten. Als nun die beiden anderen Kreuzer nach der 
Stelle dampften, wo die „Aboukir" gesunken war, machte „17 9" den erfolgreichen 
Torpedoangriff auf den „Hogue". Auch dieser Kreuzer verschwand nach kurzer Zeit in 
den Fluten. Nun wandte sich „17 9" gegen die „Cressy". Beinahe unmittelbar nach 
dem Torpedoschuß kenterte die „Cressy", schwamm noch eine Weile kieloben und sank 
dann. Das ganze Gefecht hat, vom ersten Torpedoschuß bis zum letzten gerechnet, un 
gefähr eine Stunde gedauert. Angaben der britischen Presse, in der Nähe des Gefechts 
ortes hätten sich Begleitschiffe der Unterseeboote befunden und noch dazu unter hollän 
discher Flagge, sind ebenso unwahr wie die Erzählungen überlebender Engländer, die 
Kreuzer seien von mehreren deutschen Unterseebooten angegriffen worden und man habe 
durch Geschützfeuer mehrere von ihnen vernichtet. Tatsächlich ist nur „17 9" dort 
gewesen. Nach dem Sinken der „Cressr," fanden sich mehrere britische Kreuzer, Torpedo 
fahrzeuge usw. an der Stelle ein; einzelne Torpedobootszerstörer verfolgten das Unter 
boot. Noch am Abend des 22. September nicht weit von Terschellingbank wurde „17 9" 
von den Zerstörern gejagt. Mit Einbruch der Dunkelheit gelang es „17 9" außer Sicht 
der Torpedofahrzeuge zu gelangen. Am folgenden Tage langte das Boot mit seiner 
siegreichen Besatzung unversehrt im heimischen Hafen an." 
Der Kaiser verlieh dem Kommandanten des Unterseebootes „17 9", Kapitänleutnant 
Otto Weddigen, sofort das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse, den übrigen Offizieren 
und Mannschaften das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Auch von anderen Bundesfürsten erhielt 
Kapitänleutnant Weddigen hohe Ordensauszeichnungen, von Kaiser Franz Joseph das 
Ritterkreuz des Leopoldsordens mit der Kriegsdekoration. 
Otto Weddigen ist dem Dienstalter nach der älteste Unterseebootskommandant. Er ist 1882 in 
Herford in Westfalen geboren und trat im Frühjahr 1901 als Seekadett in die kaiserliche Marine 
ein. Er wurde 1901 zum Leutnant zur See, 1906 zum Oberleutnant zur See und 1912 zum Kapitän 
leutnant befördert. Seine erste Ausbildung erhielt er auf dem Schulschiff „Moltke" und in der 
Marineschule. Nach seiner Beförderung zum Leutnant zur See tat er Dienst als Wachoffizier an 
Bord der „Niobe" und später des Linienschiffes „Wittelsbach". Während dieses Kommandos erwarb 
er sich durch eine mutige Tat die Rettungsmedaille. Im Herbst 1905 trat er zur 2. Matrosendiviston
	        
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