Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

242 Das Ringen im Osten bis zur Neugruppierung der verbündeten Heere 
Vom österreichisch-ungarischen Heer 
Die innere Geschlossenheit der Armee 
Der stellvertretende Chef des österreichisch-ungarischen Generalstabs, Generalmajor 
v. Höfer, hat folgende amtliche Erklärung erlassen: „Einzelne ausländische Preß- 
organe behaupten, in unserem Heere hätten Truppen der einen oder der anderen Na 
tionalität im Kriege nicht voll entsprochen. Eine englische Quelle, die sich auch sonst 
durch Verbreitung der unsinnigsten Tatarennachrichten auszeichnet, wußte sogar von 
Meuterei böhmischer Regimenter zu berichten. Diesen tendenziösen Entstellungen gegen 
über, die aus die mancherorts bestehende Unkenntnis der Verhältnisse der Monarchie 
berechnet sind, muß mit aller Entschiedenheit erklärt werden, daß wie in früheren Zeiten 
so auch im gegenwärtigen uns aufgezwungenen Kampfe alle Völker unserer ehrwürdigen 
Monarchie, wie unser Soldateneid sagt, „gegen jeden Feind, wer es immer sei," in 
Tapferkeit wetteifernd, einmütig zusammenstehen. Ob auf den russisch -galizischen 
Schlachtfeldern, ob auf dem Balkankriegsschauplatze kämpften Deutsche und Magyaren, 
Nord- und Südslawen, Italiener und Rumänen in treuer Anhänglichkeit an den aller 
höchsten Kriegsherrn und im Bewußtsein, welche hohe Güter wir verteidigen, mit gleich 
bewunderungswürdigem Heldenmut, der unseren Truppen selbst die Anerkennung unseres 
gefährlichsten, numerisch weit überlegenen Gegners errungen hat. So hat im Norden 
— um nur ein Beispiel anzuführen — das aus Slowenen, Kroaten und Italienern 
zusammengesetzte Infanterieregiment Nr. 97 bei Lemberg mit hervorragender Bravour 
und Zähigkeit gefochten und schwere Verluste standhaft ertragen. Wenn noch des 
Otocaner Infanterieregiments Nr. 79, das sich ebenso wacker im Süden in den schweren 
Kämpfen an der unteren Drina hielt, gedacht wird, so geschieht dies nur, um den von 
serbischer Seite verbreiteten, sehr übertriebenen Angaben über die Verluste dieses 
Truppenkörpers entgegenzutreten. Während die Serben von 3000 Toten dieses Regi 
ments berichten, beträgt der bisherige Gesamtverlust der braven Truppe nach amtlicher 
Feststellung 1424 an Toten, Verwundeten und Vermißten. Nachrichten wie die aus 
russischer Quelle stammende von 70000 österreichisch-ungarischen Gefangenen in den 
Schlachten von Lemberg bedürfen nach den bisherigen amtlichen Richtigstellungen wohl 
keines Dementis mehr." 
Wenn wir dieser amtlichen Erklärung noch einige private Zeugnisse über die 
für einen wirklichen Kenner der Donaumonarchie von jeher selbstverständliche Einmütig 
keit ihrer Nationen hinzufügen, so geschieht das nicht, um — was wir für ganz unnötig 
halten — den Höferschen Bericht durch weitere Dokumente zu unterstützen, sondern um 
den Anteil bestimmter einzelner Nationalitäten an dem heldenmütigen Ringen unserer 
Verbündeten noch stärker hervorzuheben, als es im Lauf der zusammhängenden 
Schilderungen geschehen konnte. 
Ein Korrespondent des „Berliner Tageblatts" schreibt in einem Brief aus Galizien: 
„Immer wieder erzählen die Offiziere, daß die Mannschaft einfach nicht zu halten ist: 
daß sie am liebsten mit dem Bajonett bis Moskau rennen und den Zaren spießen möchte. 
Tie Mannschaft aller Nationen. Die Tschechen gehören mit zu den Tapfersten. Die 
Mähren haben bei Komarow Außerordentliches vollbracht. Ein Freund erzählte mir, 
wie er in dieser Schlacht seinen tschechischen Burschen hinter die Feuerlinie schickte. Es 
begann kühl zu werden. Auf einmal kam mitten durch den Schrapnellregen der Bursche 
spaziert und brachte seinem Leutnant den Mantel. Selbstverständlich; wenn es kühl 
wird . . . Derselbe tschechische Bursche hielt mir einen Vortrag über die Deutschen. 
Die Deutschen, sagte er, waren früher gegen uns Tschechen. Aber jetzt haben sie sich
	        
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