Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

232 Das Ringen im Osten bis zur Neugruppierung der verbündeten Heere 
dort aus können wir vielleicht den Jnfanterieangriff sehen, der, wie zeitweilig das Tacken 
der Maschinengewehre verrät, eben im Gange ist. Eine Salve unserer Haubitzenbatterie 
gibt uns das Geleite. Rascher steigt unsere kleine Gruppe bergan, nachdem wir eine 
breite Talmulde überschritten haben. Wir machen einen kleinen Bogen um die Batterien 
vor uns, über denen der Rauch der Schrapnellwolken sich immer dichter zusammenballt. 
Fast atemlos kommen wir oben an. Da sehen wir, daß noch eine Bodenerhebung uns 
von den feindlichen Stellungen trennt. Aber gleichzeitig sehen wir weit vor der Artillerie 
und von ihr rastlos überschössen, die dunkleren Punktreihen unserer Schwarmlinien. 
Auch über ihnen die weißlichen Schrapnellwölkchen. Drei Reihen erblicken wir, durch 
größere Abstände voneinander getrennt. Regungslos liegen sie vor dem Kamm der Höhe. 
Mit dem Fernglas sieht man jeden einzelnen Mann, dahinter, auch platt auf dem Bauch 
liegend, den Schwarmführer. Jetzt springt einer in der vordersten Reihe auf und fast 
in demselben Augenblick setzt sich die ganze Reihe in Bewegung. Nur wenige Sekunden 
und sie sind hinter dem Hang verschwunden. Und seltsam! Wie aus ein verabredetes 
Zeichen wird es für eine Minute still bei uns. Kein einziges feindliches Schrapnell blitzt 
mehr über unseren Batterien auf, während drüben auf dem Hange fünf, sechs, zehn, 
zwanzig der kleinen Rauchpunkte sichtbar werden. Es ist klar, daß die feindliche Artillerie 
ihr Feuer auf die vorgehende Infanterie konzentriert. Hinter dem Hange muß es höllisch 
heiß hergehen. Während unsere Batterien ununterbrochen Salven abgeben, hört man 
zugleich in der Ferne die rastlose Arbeit der Maschinengewehre und das unaufhörliche 
prasselnde Geräusch des Schnellfeuers der Infanterie. Unterdessen erhebt sich auch die 
zweite und dritte Schwarmlinie und verschwindet hinter dem Hang. Einsam feuerte die 
vordere Batterie, in gleicher Höhe mit uns, ihre Ausfeuerlagen nach der Magierahöhe ab." 
Bald daraus wurde die Magiera von der Infanterie erstürmt. Aber die Kämpfe 
gingen mit unverminderter Heftigkeit weiter. Die Russen zogen Verstärkungen aus Lem 
berg herbei und machten verzweifelte Versuche, die ihnen entrissene Höhe zurückzuerobern. 
Vergebens. Die österreichisch-ungarischen Artilleriegruppen waren beherrschend aufgestellt. 
In diesen Kämpfen schlugen sich die Bozener Landesschützen mit besonderer Tapferkeit; 
sie lösten allein eine Aufgabe, die drei Regimentern gestellt war. 
Im ganzen war die Schlacht in West- und Mittelgalizien Ende Oktober zum Stehen 
gekommen. Sie hatte auf der ganzen Linie den Charakter des Stellungskampses 
angenommen, der eine schnelle und vollständige Entscheidung ausschloß. 
Die Russen als „Befreier" Galiziens 
Die Kosaken in Galizien 
In Galizien haben sich die Truppen des Zaren immerhin etwas menschlicher be 
nommen als in Ostpreußen. Der Grund ist klar: für Galizien hatten sich die Russen 
die Rolle der „Befreier" zurechtgelegt. Schon seit Jahren hatten allslawische Agitatoren 
die zum Teil ruthenischen Gegenden des Landes bereist und dort unter der unwissenden 
Bevölkerung das Märchen vom Zaren als Messias aller Rechtgläubigen verbreitet. Diese 
Bevölkerung hat denn auch zu ihrem Unglück den heuchlerischen Stimmen geglaubt und 
dem Feind, als er ins Land strömte, die wertvollsten Dienste geleistet. Natürlich 
konnten die Russen dieses Land, das sie „befreien" zu wollen erklärten, nicht verwüsten 
wie das Feindesland Ostpreußen, und den Reiterhorden, die zunächst in das von den 
österreichisch-ungarischen Truppen freiwillig geräumte Land eindrangen, wurde durch 
strenge Befehle der russischen Armee-Kommandanten gewisse Zügel angelegt. Daß es 
dennoch an verschiedenen Stellen zu schweren Ausschreitungen kam, kann bei der im
	        
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