Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Gesamtüberblick über die Kämpfe 
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nächst nicht. Die Loslösung vom Feind geschah ohne Schwierigkeit. Unsere Truppen 
werden fich der Lage entsprechend neu gruppieren. 
Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz stnd keine wesentlichen Veränderungen 
eingetreten. 
Oesterreichisch-ungarische Meldung: (Wörtliche Wiederholung der vorstehenden 
deutschen Meldung über den Rückzug in Polen). In Galizien ereignete fich auch gestern 
nichts Wesentliches. An manchen Teilen der Front haben sich beide Gegner eingegraben. 
Unsere schweren Geschütze vernichteten mehrere feindliche Batterien und Stützpunkte. 
Russische Meldung: Wir haben den Widerstand der letzten feindlichen Einheiten ge 
brochen, die sich bis jetzt ständig nördlich der P i l i tz a zu halten versuchten. Alle öster 
reichisch-deutschen Armeekorps find im Rückzüge begriffen. Wir haben Strykow, 
Jetzow und Nowemjasto besetzt. Die russische Kavallerie ist in Radom eingerückt. 
In Galizien ist keine Aenderung zu verzeichnen. 
Auf der ostpreußischen Front hat das erste deutsche Armeekorps, unterstützt von 
anderen Einheiten, während der vier letzten Tage in der Gegend von Bakalarschew 
heftige Angriffe ausgeführt. Die Verluste des Feindes sind groß. 
29. Oktober. 
Deutsche Meldung: Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz befinden sich unsre 
Truppen in fortschreitendem Angriff. Während der letzten drei Wochen wurden hier 
13500 Russen zu Gefangenen gemacht, 30 Geschütze und 39 Maschinengewehre erbeutet. 
Personalien 
30. September. 
Der österreichisch-ungarische Armeeoberkommandant General der Infanterie Ritter 
v. Aussend erg ist erkrankt. 
2. Oktober. 
Generaloberst v. Hindenbutg wurde bisher von 25 deutschen Städten zum Ehren 
bürger ernannt. 
3. Oktober. 
Vor Przemysl befehligt auf russischer Seite der ehemalige bulgarische General Radko 
Dimitriew (vgl. I, S. 188). 
Dimitriew hat in jüngeren Jahren die russische Generalstabsakademie besucht, und dann, mehr 
unfreiwillig als aus eigenem Antrieb, längere Zeit in Rußland eine zweite Heimat gefunden. Die 
Geschichte jener Nacht nämlich, in der Alexander von Battenberg zur Abdankung gezwungen wurde, 
verzeichnet auch Dimitriews Namen. Er war damals junger Hauptmann und einer der Rädelsführer 
der Verschwörung. Mit dem Revolver in der Hand zwang er seinen Gebieter, die Abdankungs 
urkunde zu unterschreiben. Er flüchtete dann nach Rußland, diente mit Auszeichnung zehn Jahre in 
der russischen Armee und kehrte, als Gefahr für ihn nicht mehr vorhanden war, nach Bulgarien 
heim. Im Balkankriege hat er sich verschiedentlich bewährt. Seine Aehnlichkeit mit Napoleon I trug 
ihm damals den Beinamen Napoleontscheto — der kleine Napoleon — ein. Das Hineinstürmen mit 
dem Bajonett in die feindlichen Stellungen ohne entsprechende Feuervorbereitung war Radko Dimi 
triews Lieblingsmethode. Die Schlacht zwischen Lüle Burgas und Visa war ein Beispiel davon. 
10. Oktober. 
Prinz Joachim von Preußen, trat, von seiner Verwundung genesen, die Reise 
zur Armee an. Kurz vor der Abreise hatte der Prinz die Nachricht erhalten, daß er 
vom Kaiser zum Rittmeister befördert worden sei. 
Kaiser Franz Joseph hat den bisherigen Korpskommandanten General der Infanterie 
Boroevic v. Bojna (vgl. S. 4) für die „vorzügliche Führung seines Korps in den 
galizischen Schlachten" mit dem Orden der Eisernen Krone erster Klasse ausgezeichnet 
und zum Führer der dritten Armee ernannt.
	        
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