Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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B i s zum Ausbruch des Kriegs 
Land und für seine Großmachtstellung. (Bravo!) Rußland und seine Verbündeten 
können nicht zugeben, daß Europa von Deutschland und seinen 
Verbündeten beherrscht werde." 
Ein kaiserlicher Ukas ordnet die Schließung der Session der Reichsduma an. Ihre 
Wiedereinberufung soll längstens bis 1. Februar erfolgen. 
Die russische Regierung hatte für die Duma ein Orangebuch über die diplomati 
schen Verhandlungen vor dem Kriegsausbruch zusammenstellen lassen. Sie behauptet 
darin, Deutschland habe den letzten VermittlungsvorschlagSirEdward 
Greys abgelehnt. Diese Behauptung ist unwahr. Deutschland hat im Gegen 
teil den letzten Vorschlag Sir Edward Greys, Oesterreich möchte nach der Besetzung 
Belgrads und serbischen Territoriums in Verhandlung eintreten, in Wien nachdrücklichst 
unterstützt. Die hierdurch angestrebte Vermittlung wurde aber durch die russische Mobil 
machung illusorisch gemacht. Ferner behauptet die russische Regierung, die deutsche 
Regierung habe, während die Verhandlungen in vollem Gange 
waren, die Mobilisation angeordnet, ein Ultimatum gestellt und den 
Krieg erklärt. Diese Darstellung ist falsch. Die russische Regierung stellt die Tatsachen 
direkt auf den Kopf: Noch am Donnerstag, den 30. Juli wurde dem russischen Minister 
des Aeußern von dem deutschen Botschafter eröffnet, daß die Vermittlungsaktion der 
kaiserlichen Regierung fortgesetzt werde und daß die Antwort auf den letzten von dem 
Berliner Kabinett in Wien getanen Schritt noch ausstehe. Die am nächsten Morgen 
bekanntgewordene Mobilmachung der ganzen russischen Armee und Flotte mußte unter 
diesen Umständen in Deutschland umsomehr als Provokation wirken, als von dem 
russischen Generalstabschef noch wenige Tage vorher dem deutschen Militärattache ver 
sichert worden war, daß im Falle des Ueberschreitens der serbischen Grenze durch 
Oesterreich nur die russischen Militärbezirke an der österreichischen Grenze, nicht aber 
die an der deutschen Grenze mobilgemacht werden würden. 
Weitere Kriegserklämngen 
5. August. 
Oesterreich hat nunmehr ebenfalls den Krieg gegen Rußland erklärt. 
Der österreichisch-ungarische Botschafter in Petersburg wurde beauftragt, im russischen 
Ministerium des Aeußern folgende Note zu überreichen: 
Im Hinblick auf die drohende Haltung Rußlands und den Konflikt zwischen der 
österreichisch-ungarischen Monarchie und Serbien, sowie angesichts der Tatsache, daß 
Rußland infolge dieses Konflikts nach einer Mitteilung des Berliner Kabinetts die 
Feindseligkeiten gegen Deutschland eröffnen zu sollen glaubte, und dieses sich somit im 
Kriegszustand mit der genannten Macht befindet, sieht sich Oesterreich-Ungarn gleich 
falls als im Kriegszustand mit Rußland befindlich an. 
7. August. 
Die montenegrinische Regierung hat dem österr.-ungar. Gesandten mitgeteilt, 
Montenegro sehe sich gezwungen, zur Verteidigung der serbischen Sache die Waffen zu er 
greifen und betrachte sich als im Kriegszustände mit Oesterreich-Ungarn 
befindlich. 
11. August. 
Mit Rücksicht auf die „ungenügenden Erklärungen", die die österreichisch-ungarische 
Regierung betreffend die Entsendung österreichisch-ungarischer Truppen nach Deutsch 
land gegeben hatte, hat die französische Regierung dem österreichisch 
ungarischen Botschafter mitgeteilt, daß sie sich genötigt sehe, den französischen Bot
	        
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