Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Die Riesenschlachten in Russisch-Polen und Galizien ,17 
Wallung fand General Rudzki die drei Vizepräsidenten, Dr. Rutowski, Dr. Stahl und 
Schleicher vor. Er vereidete Dr. Stahl und machte ihn für eine geordnete Verwaltung 
sowie für die Ruhe der Stadt verantwortlich. Der General erklärte, daß die Bevölkerung 
nichts zu befürchten habe, wenn sie sich ruhig verhalten würde. In Lemberg wurde nur 
ein russisches Bataillon zur Aufrechterhaltung der Ordnung zurückgelassen. Die Russen 
sollen alles bar bezahlen und sich keine Uebergriffe zuschulden kommen lassen. Sie hin 
dern auch die hinter der russischen Armee herziehenden ruthenischen Bauern an Raub 
und Plünderung. Me wichtigeren Gebäude werden bewacht. Vorläufig droht der Stadt 
keine Gefahr. Man fürchtet nur, daß sie gelegentlich eines späteren Entsatzkampfes 
stark leiden könnte, da die Russen sich in der Stadt selbst verteidigen wollen." 
Die zweite Schlacht in Ostgalizien 
Nach drei Tagen des Ausruhens begann die galizische Riesenschlacht von neuem. Die 
vor Lemberg stehende österreichisch-ungarische Armee griff im Verein mit der von Nord- 
westen her einwirkenden Auffenberg-Armee den überlegenen Feind in raschem Zupacken 
an, als er sich eben von den in neuntägigem blutigem Ringen erhaltenen schweren 
Schlägen erholen, Verstärkungen heranziehen und neue Operationen durch Truppen 
verschiebungen vorbereiten wollte. Nur in diesem geschickt gewählten Zeitpunkt konnte 
die neue Offensive einer numerisch schwächeren Armee Aussicht aus nennens 
werten Erfolg haben. Der Kriegskorrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" schreibt: 
„Welches glänzende Zeugnis für den Geist, die materielle Verfassung und die vorzügliche 
Versorgung einer Armee, wenn ihre Leitung drei Tage nach einem Ereignis, wie es der 
unentschiedene Abbruch einer Millionenschlacht ist, mit verstärkter Energie einen neuen 
Angriff befehlen kann, der dem numerisch überlegenen Gegner den Willen des Schwä 
cheren aufzwingt! Die russische Riesenarmee wälzte ihre Kolonnen heran, um die öster 
reichisch-ungarische Armee niederzutreten. Mit ungeheuren, blutigen Opfern haben die 
tapferen österreichischen Truppen den Schlag pariert, die russischen Armeen nur Schritt 
für Schritt und mit schweren Verlusten vorgehen lassen und sich zwischen Weichsel und 
Dnjestr in einem vierhundert Kilometer langen und fünfzig Kilometer tiefen Raum 
gestellt. Als die galizische Landeshauptstadt freiwillig geräumt wurde, wollte die russische 
Heerführung selbst nicht an diesen Erfolg glauben. Lemberg blieb unbesetzt und die 
russischen Armeen zögerten, vorzugehen, obwohl die österreichisch-ungarischen Vorposten 
im Zentrum bis Grodek zurückverlegt worden waren. Mehr oder minder verläßliche 
Nachrichten aus dem russischen Heereslager besagten bald, daß ein Gros der russischen 
Armeen sich in der Richtung Rawaruska zwischen das österreichische Zentrum westlich 
Lembergs und die aus Russisch-Polen heranrückende Auffenberg-Armee schieben oder 
wenigstens eine neue Front nach Nordwesten bilden wolle, sowie daß namhafte russische 
Kräfte über Stryj und Drohobycz den Dnjestr forcieren und die österreichisch-ungarischen 
Stellungen bei Sambor umgehen sollten. Wenn diese Nachrichten zutreffen, so muß 
noch während der Truppenverschiebungen der Angriff der österreichisch-ungarischen 
Truppen erfolgt sein." 
In der kurzen Pause zwischen den Schlachten war mit fieberhafter An 
spannung gearbeitet worden; man hatte sich durch rasche Versorgung der zahlreichen 
Verwundeten, durch die Heranholung neuer Vorräte von Lebensmitteln, Munition und 
Verbandzeug in die vordersten Linien, und nicht zuletzt durch verdoppelte Aufklärung 
zum neuen Schlage gerüstet. Tausende verwundeter und unverwundeter russischer Ge 
fangener wurden in Pflege genommen, Tausende der einheimischen Bevölkerung auf 
ihrer Abwanderung nach Westgalizien und Oberungarn durch die Ueberlassung von 
Fahrgelegenheiten und Nahrungsmitteln tatkräftig unterstützt. 
Bölkerkrieg II. 
2
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.