Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

10 Der Ansturm der russischen Heeresmassen gegen Oesterreich 
Truppen in Galizien zu stören, obwohl sie für diesen Zweck schon im Frieden dicht an 
der Grenze Kavalleriemassen bereitgestellt hatten, die allein etwa die Stärke der ge 
samten österreichisch-ungarischen Kavallerie besaßen und durch zahlreiche Schützen 
regimenter, die eine Eliteinfanterie sein sollten, festen Rückhalt bekamen. Die Oester 
reicher hatten den russischen Angriff darum in den ersten Mobilmachungstagen er 
wartet. Aber nur schwächere Kavallerie- und Jnfanterieabteilungen versuchten Ueber- 
fälle auf die vordersten kleinen österreichischen Grenzposten, die aus Gendarmen, 
Landsturmmännern und Finanzwächtern der allernächsten Umgebung gebildet waren. 
Fast zwei Wochen verstrichen, bis endlich der allgemeine Vorstoß der russischen Kaval 
leriedivision und Schützenbrigaden, durch Artillerie verstärkt, deutlich in die Erscheinung 
trat. Mer auch diese Versuche mißlangen kläglich, obwohl sie nur an solchen Stellen 
unternommen wurden, wo sie aus weit geringere Kräfte stießen. 
In den Grenzgefechten hat sich der g a l i z i s ch e L a n d st u r m ganz besonders be 
währt. Zahlreiche Dekorationen wurden ihm verliehen. 
Die Schlacht von ZamoSc und Komarow 
Bis in die dritte Augustwoche war es also gelungen, die russischen Angriffe auf 
Galizien abzuweisen. Inzwischen hatten aber die Russen ihre ganze Macht ver 
sammelt und gingen nun auf ihrem linken Flügel gegen Lemberg vor. Da die öster 
reichisch-ungarische Armee gleichfalls mit ihrem linken Flügel vorstieß, entwickelte sich 
eine Schlachtlinie, die sich — wenn man die gegen Lublin eingesetzte, in unausgesetzten 
Kämpfen vorwärts dringende Danklsche Heeresgruppe hinzunimmt — von der Weichsel 
bis an den Dnjester in einer von Nordwesten nach Südosten gehenden, 400 Kilometer 
langen Front erstreckte. Am Ende des wochenlangen Ringens hatte sich diese Linie in 
eine ausgesprochen nord-südliche verwandelt. 
Der Riesenkampf begann auf dem westlichen Flügel, auf dem die Oesterreicher 
die Offensive ergriffen hatten. Ueber die Entwicklung der ersten Schlachten berichtet ein 
amtlicher Bericht des stellvertretenden Generalstabschefs v. Höfer: 
„Oestlich der bei Krasnik nach dreitägiger Schlacht siegreichen Armee Dankl begann 
am 25. August die zwischen Huczwa und Wieprz dirigierte Armee Auffenberg den An 
griff auf die aus dem Raume von Cholm gegen Süden vorgerückten feindlichen Kräfte. 
Hieraus entwickelte sich die SchlachtvonZamoscundKomarow. 
Am 28. August wurde das Eingreifen der über Belz und Uhnow heranbefohlenen 
Gruppe des Erzherzogs Joses Ferdinand fühlbar. Da an der Chaussee Zamosc-Kras- 
nostaw verhältnismäßig nur schwächere Kräfte gegenüberstanden, konnten erhebliche 
Armeeteile am 29. August aus dem Raume von Zamosc gegen Osten einschwenken 
und bis Czesniki Vordringen. Demgegenüber richtete der überall mit größter Tapferkeit 
und Hartnäckigkeit kämpfende Feind seine heftigsten Anstrengungen gegen den Raum 
von Komarow, Wohl in der Absicht, hier durchzustoßen. Wends stand die Armee in 
der Linie Przewodow, Grodek, Czesniki, Wieliczka, wobei Grodek und Czesniki etwa 
die Brechpunkte der Front bildeten. Russischerseits hatten neue, von Krylow und 
Grubieszow herangeführte Kräfte in den Kampf eingegriffen. 
Am folgenden Tage setzte die Armee Auffenberg die angebahnte Umfassung, der Feind 
seine Durchbruchsversuche fort, die schließlich die eigene Front bis Labunie-Tarnawatka 
zurückbogen. Indessen vermochte sich die Gruppe des Erzherzogs im allgemeinen bis an 
den Fahrweg Telatyn-Rachanie vorzuarbeiten. 
Am 31. August schritt die Einkreisung des Feindes unter heftigsten Kämpfen fort, 
da auch von Norden her gegen Komarow eingeschwenkt wurde. Bei Komarow bereits 
äußerst gefährdet, begannen die Rüsten den Rückzug gegen Krylow und Grubieszow,
	        
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