Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Englands Kriegsrüstung 
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Reich betrachten die absolute Respektierung des einmal gegebenen Wortes in Verträgen, 
welche von Fürsten und Völkern unterzeichnet wurden, als ein gemeinsames Erbteil. 
Meine überseeischen Völker zeigten, daß sie dem ernsten Entschluß, welchen ich fassen 
mußte, zustimmen, indem sie mir Hilfe versprachen. Ich bin stolz darauf, der ganzen 
Welt zeigen zu können, daß meine Völker in den Kolonien ebenso fest entschlossen sind, 
als die in meinem Königreich, die gerechte Sache bis zum befriedigenden Ende zu ver 
teidigen. Damit ist die Einigkeit des Reiches glänzend ans Licht getreten." 
11. September. 
Das Unterhaus genehmigte die Erhöhung der Heer es stärke um weitere 500 000 
Mann. Die Hauptpunkte in der Rede Asquiths, in der er diese Maßnahme dem Hause 
empfahl, sind folgende: „Die Zahl der Rekruten, die seit dem Kriegsausbruch für die 
Armee angeworben wurden, ausschließlich derjenigen, die sich der Landarmee angeschlossen 
haben, betrug bis zum Abend des 9. September 439000 Mann. Die Zeit ist noch 
nicht gekommen, in der wir unsere Rekrutierungstätigkeit erlahmen lassen dürfen. Wir 
brauchen eher mehr als weniger. Wir müssen deshalb vor allem bemüht bleiben, immer 
mehr Leute heranzuschaffen. Zuzüglich weiterer 500000 Mann werden wir in der Lage 
sein, ungefähr 1 200 000 Mann ins Feld zu stellen. Dies sind die Truppen, die allein 
das Mutterland abgibt, ausschließlich der Truppen der Landarmee, der Nationalreserven 
und der uns von Indien und den Dominien versprochenen Hilfe." 
Die Werbung für die Ersatzarmee 
Um die Schwierigkeiten zu beheben, auf die der Kitchenersche Gedanke einer Ersatz 
armee von 500000 Mann gleich in den ersten Tagen und Wochen stieß (vgl. S. 145), 
hat man in England zu den verschiedensten, zum Teil recht kindlichen Mitteln gegriffen. 
Lord Kitchener wandte sich an die Gesellschaften, besonders an die Sportklubs, mit 
der Aufforderung, gemeinsam in die Armee einzutreten. Die Architekten und Bau 
unternehmer folgten diesem Ruf und stellten zwei Abteilungen Genietruppen. In Bir 
mingham wurde ein Bataillon aus Angehörigen der freien Berufe, in Liverpool eine 
mehr als 1000 Mann starke Truppe aus Kaufleuten gebildet. 
Auch die Frauenwelt wurde dem Werbegeschäft dienstbar gemacht. Die Blätter 
richteten einen Appell an patriotische Mädchen, sie sollten von ihrem Bräutigam den 
Eintritt ins Heer verlangen. In London kündigten Damen an, sie würden den zu 
Hause bleibenden Männern auf der Straße eine weiße Feder schenken. .Diese Androhung 
einer öffentlichen Brandmarkung scheint aber doch nicht genügend gewirkt zu haben, 
denn man sah sich veranlaßt, sich nach einem stärkeren Druck umzusehen. 
Zunächst versuchte man es mit der Aufrüttelung des patriotischen Gewissens. 
Ein holländischer Korrespondent schreibt: „Die „Times" und die „Daily Mail" brachten 
seinerzeit Telegramme aus Amiens, in denen die Niederlage der englischen Armee und 
ihr zur Flucht umschlagender Rückzug unumwunden eingestanden wurde. Man hat sich 
auch in Deutschland über den Wahrheitsmut der beiden englischen Blätter gewundert, 
der von dem Vertuschungssystem der Verbündeten so sehr abstach, ja in England 
mußten sich beide Blätter wegen dieser Ehrlichkeit heftige Angriffe gefallen lassen. Nun 
mehr stellt sich heraus, daß die englische Zensur die Veröffentlichung der Telegramme 
nicht nur zugelassen, sondern direkt gewünscht hat, damit das englische Publikum aus 
seiner Interesselosigkeit aufgerüttelt werde. Aus einem Faksimile des Telegramms, 
das die „Daily Mail" veröffentlicht, geht hervor, daß der englische Zensor, der Parla 
mentarier F. E. Smith, selbst eine Stelle hinzugefügt hat, in der aus der Niederlage 
die Folgerung einer Beschleunigung der Werbung in England gezogen wurde. Der Er 
folg war den Erwartungen entgegengesetzt; die Telegramme hatten eine Panik in der
	        
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