Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Die Wirkungen der ersten Krtegs- 
ereignisse aufFrankreich und England 
Maßnahmen der ftanzösischen Regiemng 
Die Neubildung deö Ministeriums 
27. August. 
In der Absicht, dem Ministerium eine breitere Grundlage zu geben, hat Minister 
präsident Viviani dem Präsidenten der Republik das Entlassungsgesuch fast 
des ganzen Kabinetts überreicht. Der Präsident hat es angenommen und Viviani 
mit der Neubildung des Ministeriums beauftragt. 
Am Abend unterbreitete Viviani Herrn Poincare folgende neueMinisterliste: 
Präsidium ohne Portefeuille Viviani, Justiz Briand, Auswärtiges Delcassß, Inneres 
Malvu, Krieg Millerand, Marine Augagneur, Finanzen Ribot, Oeffentlicher Unterricht 
Sarraut, Oeffentliche Arbeiten Sembat, Handel Thomson, Kolonien Doumergue, Land 
wirtschaft Fernand David, Minister ohne Portefeuille Jules Guesde. 
28. August. 
Das neue Ministerium hat sich in der angegebenen Zusammensetzung kon 
stituiert. 
29. August. 
Der in der vergangenen Nacht unter dem Vorsitz des Präsidenten Poincars zusammen 
getretene Ministerrat hat den Wortlaut des Aufrufs der neuen Regierung an 
die Bevölkerung bewilligt. Der Wortlaut ist folgender: 
„Franzosen! Die Regierung hat ihren Kampfplatz eingenommen. Das Land weiß, 
daß es auf ihre Wachsamkeit und Energie zählen kann. Es weiß, daß ihr ganzes Sinnen 
und Trachten dem Lande gilt. Die Regierung andererseits weiß, daß sie sich auf das 
Land verlassen kann. Seine Söhne vergießen ihr Blut für Vaterland und Freiheit an 
der Seite der englischen und der belgischen heldenmütigen Armeen. Sie halten ohne 
Zittern den furchtbarsten Sturm von Eisen und Feuer aus, der je ein Volk überschüttet 
hat. Alle bleiben aufrecht. Ruhm ist Leben und Ruhm ist Tod. Die Menschen fallen, 
aber die Nation bleibt bestehen. Der endgültige Sieg ist gesichert. Ein sicher großer, 
aber nicht entscheidender Kampf beginnt. Wie auch sein Ausgang sein wird, der Krieg 
wird fortdauern. Frankreich ist nicht eine leichte Beute, wie es sich ein unduldsamer 
Feind eingebildet hat. Franzosen! Die Pflicht ist tragisch, aber einfach: den Eindring 
ling zurückzuwerfen, ihn zu verfolgen und unseren Boden von seiner Gegenwart und 
die Freiheit von seinen Fesseln zu befreien; auszuhalten bis zum Möglichsten, bis zum 
Aeußersten, falls nötig, bis zum Ende; unseren Geist und unsere Herzen zu erheben, 
über die Gefahr hinaus Herr unserer Geschicke zu bleiben. Zu gleicher Zeit marschieren 
unsere Verbündeten, die Russen, mit entschlossenen Schritten nach der Hauptstadt des 
Deutschen Reiches, die von Angst beherrscht zu werden beginnt, und bringen den feind 
lichen Truppen, die sich zurückziehen, viele Niederlagen bei. Wir werden von Frankreich 
alle Opfer, alle Hilfe verlangen, die es an Menschen und Kraft leisten kann. Seien wir 
daher fest und entschlossen! Das nationale Leben, unterstützt von finanziellen und 
administrativen Maßnahmen, wird nicht unterbrochen. Laßt uns Vertrauen haben zu 
uns selbst und alles vergessen, was nicht das Vaterland betrifft. Wenden wir unsere 
ganze Aufmerksamkeit nach der Grenze. Wir haben die Mittel und den Willen zu siegen 
und wir werden siegen!" Der Aufruf ist von allen Ministern unterzeichnet.
	        
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