Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Die Riesenschlacht bet Metz und in den Vogesen 
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Der Kampf um Saarburg 
Drei Tage lang hatte die Franzosenherrschaft in Saarburg gedauert, als der 
20. August, der schwerste Tag für die Einwohner, ihnen die ersehnte Befreiung brachte. Der 
Sieg, der an diesem Tag erkämpft wurde, ist in erster Linie das Verdienst des 1. bayeri 
schen Armeekorps. „In der Nacht vom 19. auf den 20. August," heißt es in einem 
bayerischen Schlachtbericht, „traf der freudig begrüßte Befehl ein, der den allgemeinen 
Angriff auf der ganzen Front für den 20. August 11 Uhr vormittags anordnete. Schwie 
rig mußte ja dieser Angriff sein. Ueber das freie Gelände vor der eigenen Stellung 
mußte man selbst vorstürmen. Aber der Feind war endlich einmal in Massen und in 
greifbarer Nähe vor dem 1. Armeekorps; da hatte jeder Angehörige des Armeekorps nur 
den einen Gedanken: „Drauf, koste es, was es wolle!" 
Seit dem Morgengrauen des 20. bekämpfte sich die beiderseitige Artillerie mit großer 
Heftigkeit. Dumpf dröhnten die eigenen und feindlichen schweren Geschütze auf der 
ganzen Front und bei den Nachbarkorps. Zahlreiche helle Sprengwölkchen und dunkel 
braune Rauchentwicklungen zeigten im einzelnen, wohin sich die Wirkung der Artillerie 
richtete. Die Infanterie, die in den Schützengräben unter dem heftigsten Feuer der 
französischen Batterien lag und die rückwärtigen Teile der Infanterie, die, gewandt im 
Gelände sich deckend, die Umgruppierung von der Verteidigung zum entscheidenden An 
griff vollzogen, erwarteten sehnlichst die Stunde des Angriffs. 
Es ist 11 Uhr vormittags — wie auf einen Schlag beginnen die vorderen Linien 
vorzubrechen und sofort entbrennt die Schlacht zur höchsten Heftigkeit. Auch beim linken 
Nachbarkorps, den Badenern, geht nun ein Höllengefechtslärm los und man sieht weithin 
an den Sprengwolken der Artillerie, wie die Linien verlaufen. Die französische Infan 
terie, die nördlich von Saarburg und in den Waldungen westlich von Saaraltdorf- 
Finstigen sich in Massen bereitgestellt hat und zum Teil im Abkochen begriffen ist, wird 
durch den Angriff völlig überrascht. Die eigene Feldartillerie, die den Jnfanterieangriff 
durch Beschießen der Waldränder usw. vorbereitete, erzielte, wie später festgestellt wurde, 
gegen die französische Infanterie, die sich in Waldungen eng zusammengeschart hatte, 
furchtbare Wirkungen. Die schwere Artillerie des Feldheeres wirkte verheerend gegen jede 
erkennbare feindliche Batterie. Sie wird auch gegen massierte Infanterie eingesetzt, wo 
wenig Schüsse genügen, ganze Kompagnien niederzulegen. Die neue Waffe des Feld 
heeres — die schwere Artillerie — hat sich glänzend eingeführt. Immerhin aber ist die 
Gegenwirkung des feindlichen Infanterie- und Maschinengewehrfeuers eine derartige, 
daß der eigene Angriff nur langsam vordringt. Gegen 5 Uhr abends sind Dolvingen, 
die Waldungen westlich von Saaraltdorf, sowie der Südrand von Saarburg genommen. 
Der Feind ist überall im Zurückweichen. Abends haben unsere Truppen die Gegend von 
Langd-Zittersdorf, die Höhe bei Hof, Saarburg und die Höhe des Rebenberges in Hän 
den. In Saarburg kämpft das Jnfanterie-Leibregiment noch gegen zurückgebliebene 
Teile des Feindes, die den eindringenden Sieger aus Häusern, Türmen usw. mit 
Maschinengewehren befeuern. Mit Einbruch der Dunkelheit versucht der Feind noch 
einen Gegenstoß gegen den linken Flügel der 1. Infanteriedivision zwischen Saarburg 
und Bühl. Der Angriff wird glänzend abgewiesen. Die 1. Infanteriedivision hält sich 
nachts bei Hof, in Saarnirg und am Rebenberg, die 2. Infanteriedivision gelangt auf 
der Verfolgung nachts 2 Uhr noch bis Gondrexange. Im großen und ganzen aber läßt 
der Gefechtslärm während der Nacht nach." 
Eine vorzügliche Schilderung des Kampfes gibt Dr. Colin Roß. „Am 
20. August," schreibt er, „gingen wir zum Gegenangriff über. Wie ein Aufjauchzen 
war's! Alle Hänge hinunter schoben sich die Schützenketten. Laut schwoll das Prasseln 
des Jnfanteriefeuers an, wie ein wütender Steinhagel gegen Blechwände.
	        
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