Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

216 Die Besetzung Belgiens bis zur Einschließung von Antwerpen 
Winkel in den andern, in der Hoffnung, sich in Sicherheit zu bringen. Im ersten Augen 
blick meinte das Volk, die Deutschen hätten mit der Belagerung der Stadt begonnen. 
Das Schießen nach dem Lustschiff und daraus dauerte aber nur zwanzig Minuten; dann 
wurde klar, daß es sich um einen in sich abgeschlossenen Verheerungszug des Zeppelin 
handle. Und die Geschütze der Forts? Ein Geschoß, das aus die Stadtwage ftel, kostete 
zwei auf Posten stehenden Schutzleuten das Leben. Viel Schaden wurde auch an der 
Kaserne des 5. Linien-Regunents angerichtet. Die Insassen des Luftkreuzers hatten es 
vornehmlich aus öffentliche Gebäude abgesehen. Sie warfen eine Bombe auf den Platz, 
an dem das königliche Schloß liegt, gegenwärtig Sitz des Herrscherhauses. Das Geschoß 
fiel auf ein Haus in der Zwölfmonatstraße nahe der Börse. Eine andere Bombe fiel 
auf das Haus des Advokaten Mertens in der Schermerstraat. Dieses Geschoß war 
anscheinend für den monumentalen Justizpalast bestimmt, wie auch ein anderes, das in 
der Justitiestraat niederfiel und dort ein Haus zum Teil vernichtete. Die Zahl der 
Toten und Verwundeten soll nach vorläufiger Feststellung 35 betragen". 
König Georg von England sandte an König Albert von Belgien folgende 
Depesche: „Ich erfuhr mit Abscheu von der Gefahr, welcher Du durch aus einem Luft 
schiff geworfene Bomben ausgesetzt warst. Ich hoffe, daß die Königin und die Kinder 
unter dem Schrecken nicht litten. Ich verfolge mit Bewunderung die Heldentaten 
Deiner tapferen Armee". 
Ein zweiter Zeppelinbesuch fand in der Nacht vom 2. zum 3. September statt. Der 
Luftkreuzer wurde stark beschossen und soll nur wenig Schaden angerichtet haben. 
Der belgische Franctireurkrieg 
Die Bekanntmachung der deutschen Befehlshaber 
Um die vielfach nur irregeleitete Zivilbevölkerung der von den deutschen Truppen 
besetzten belgischen Landesteile von der Teilnahme am Kampf abzuhalten, erlaffen die 
deutschen Kommandeure einen Aufruf, der in deutscher Uebersetzung lautet: 
„Bürger! Ein Truppenkorps der deutschen Armee unter meiner Führung hat Ihre 
Stadt besetzt. Da der Krieg nur zwischen den Heeren geführt wird, garantiere ich in 
aller Form Leben und Privateigentum aller Einwohner unter folgenden Bedingungen: 
1. Die Einwohner enthalten sich jeder feindlichen Handlung gegen die deutschen Truppen. 
2. Die Lebensmittel und Fourage für unsere Leute und Pferde sind von den Ein 
wohnern zu liefern. Jede Lieferung wird sofort in barer Münze bezahlt oder es wird 
eine Quittung ausgestellt, deren Begleichung nach beendigtem Krieg garantiert wird. 
3. Die Einwohner haben unsere Soldaten und Pferde aufs beste unterzubringen und 
die Häuser während der Nacht zu beleuchten. 
4. Die Einwohner haben die Wege in befahrbaren Zustand zu versetzen, alle durch 
den Feind errichteten Hindernisse zu entfernen und unsere Truppen aufs beste zu unter 
stützen, damit sie chre in Feindesland doppelt schwierige Aufgabe erfüllen. 
6. Es ist verboten, sich auf den Straßen zusammenzurotten, die Glocken zu läuten oder 
mit dem Feind in gleichviel welcher Art in Verbindung zu treten. 
6. Alle Waffen, die sich im Besitz der Einwohner befinden, müssen innerhalb zweier 
Stunden auf der Bürgermeisterei abgegeben werden. 
7. Der Bürgermeister, der Geistliche und vier angesehene Bürger der Stadt haben sich 
sofort zu mir zu begeben, um als Geiseln während des Ausenhaltes der Truppen zu dienen. 
Unter diesen Bedingungen — ich wiederhole es — sind Leben und Privateigentum 
der Einwohner völlig sicher. Die strenge Disziplin, an die unsere Truppen gewöhnt
	        
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