Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Der Vorstoß nach Nordbelgien 
213 
voll und so fröhlich, daß ich jeden Augenblick ein Helles Auflachen erwartete, als ob 
Festtag sei. Ich schämte mich angesichts der Deutschen, die da im Kraftwagen oder zu 
Fuß ankamen, daß ich so mitten drunter saß. Zwanzig Franken wurden für einen 
Wagen nach Löwen geboten. Ja, man überbot sich; zwanzig, dreißig Franken, und wer 
am meisten zahlte, der durfte nach Löwen zum Picknick." 
Die Ausfälle aus Antwerpen 
Gegenüber den Meldungen belgischer, französischer und englischer Blätter, wonach die 
Belgier die Deutschen am 26. August auf Vilvorde bei Brüssel zurückgeworfen hätten, 
stellt ein holländischer Kriegskorrespondent folgendes fest: „Unter persönlicher Leitung 
König Alberts rückte eine starke belgische Armee südlich von Mecheln vor, um 
das um Vilvorde stehende deutsche Heer nach Süden zu werfen. Den Deutschen gelang 
es, die Belgier nach Vilvorde zu locken, wo ihre Hauptmacht lag, und als die Belgier 
nahe genug waren, machten die Deutschen plötzlich Halt. Frische Truppen, die zuvor im 
Wald verborgen lagen, rückten gegen die belgische Flanke vor. Die Belgier wurden 
regelrecht zwischen drei vernichtende Feuer genommen. Es war kaum mehr ein Gefecht, 
sondern das reinste Schlachten, und der so gut begonnene belgische Angriff endete mit 
einem allgemeinen „Lauvo qui peut!“ Hals über Kopf suchten die Belgier sich zu retten; 
hunderte sprangen in den Mecheln-Löwen-Kanal und viele ertranken dabei. Autos mit 
dem Generalstab jagten nach Antwerpen zurück. Die Belgier hatten übrigens die wun 
derbare alte Stadt Mecheln von den Einwohnern vor dem Ausfall räumen lassen, da 
belgische Geschosse auch auf Mecheln fielen; es entstand eine wilde Flucht der Ein 
wohner. Schon vorher war der berühmte Turm der Kathedrale von zwei Artillerie 
geschossen getroffen worden. Mecheln ist im Augenblick (28. August) weder von Deut 
schen noch von Belgiern besetzt, und die Einwohner kehren langsam zurück. Da es 
einem französischen Feldkurier gelang, vor dem Ausfall nach Antwerpen zu kommen, ist 
anzunehmen, daß der Ausfall auf Wunsch der französischen Heeresleitung geschah." 
Der zweite Ausfall, den die Antwerpener Besatzung unternahm, führte in den Tagen 
vom 10. bis 13. September zu mehreren Kämpfen und Gefechten in der Nähe von Löwen 
und Aerschot. An diesen nahm auch eine neugebildete deutsche Matrosen-Jnfanterie- 
Division, im ganzen zwölf Bataillone, teil, die sich durch große Tapferkeit auszeichnete 
und wesentlich zum Erfolg beitrug. „Schon am Donnerstag, 10. September," heißt es 
in einem authentischen Bericht, „hatten verschiedene kleinere Plänkeleien stattgefunden. 
Am Freitag gegen Mittag wurde die Lage ernster. Der Feind drang bis aus etwa zwei 
Kilometer zum Bahnhof Löwen vor und überschüttete den Bahnhof mit Granaten und 
Schrapnells. Unsere kleine Besatzungstruppe, meistens alte Landsturmleute, mußte vor 
der feindlichen Uebermacht (es sollen drei Divisionen gewesen sein) langsam zurückgehen. 
Von der Bahnhofsbesatzung fiel ein Mann. Der König der Belgier befehligte, im grauen 
Auto drei Kilometer vor Löwen haltend, das Gefecht selbst. Kaum aufgefahren, über 
schütteten indessen unsere Haubitzen den Feind derartig, daß dieser nach kurzem Wider 
stand den Kampf aufgab und der rechte Flügel ins Wanken geriet. Inzwischen war 
auch schon vor dem Bahnhof Infanterie ausgestiegen, direkt ins Feuer geraten und mit 
unvergleichlicher Bravour vorgegangen. Der Feind erlitt schwere Verluste. Das Gefechts- 
seld, das unsere Artillerie unter Feuer genommen hatte, war mit Toten übersät, während 
unsere Artillerie weder Tote noch Verwundete hatte, ein Beweis, wie schlecht die feind 
liche Artillerie schoß. In eiliger Flucht zogen sich die feindlichen Kräfte zurück und 
nisteten sich in der Gegend von Aerschot ein. 
Am Samstag, den 12. September morgens erging der Befehl an unsere Truppen zum 
entscheidenden Vorgehen. Um 1 /ß Uhr morgens stand alles an den vorgeschriebenen Punkten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.