Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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Während des Aufmarschs 
Wenn der Himmel es will, daß wir aus dieser ungeheueren Prüfung erneut hervor 
gehen, so werden wir die heilige Aufgabe zu lösen haben, unserer Wiedergeburt würdig 
zu sein. Durch den vollständigen Sieg deutscher Waffen wäre die Selbständigkeit 
Europas sichergestellt. Es würde darauf ankommen, den Völkerfamilien des Kon 
tinents begreiflich zu machen, daß dieser Weltkrieg der letzte unter ihnen bleiben muß. 
Sie müssen endlich einsehen, daß ihre blutigen Duelle nur demjenigen schwächlichen 
Vorteil einbringen, der, ohne mitzukämpfen, sie anstiftet. Dann müssen sie einer 
gemeinsamen, tiefkulturellen Friedensarbeit obliegen, die Mißverständnisse unmöglich 
macht. Es war in dieser Beziehung vor dem Kriege schon viel geschehen. Im friedlichen 
Wettstreit fanden sich die Nationen und sollten sich noch zuletzt in den Olympischen 
Spielen zu Berlin finden. Ich erinnere an die Wettflüge, Wettfahrten, Wettrennen, an 
die internationale Wirksamkeit von Kunst und Wissenschaft und die große übernationale 
Preisstiftung. Das Barbarenland Deutschland ist, wie man weiß, den übrigen Völkern 
mit großartigen Einrichtungen sozialer Fürsorge vorangegangen. Ein Sieg müßte uns 
verpflichten, auf diesem Wege durchgreifend weiterzugehen und die Segnungen solcher 
Fürsorge allgemein zu verbreiten. Unser Sieg würde fernerhin dem germanischen 
Völkerkreise seine Fortexistenz zum Segen der Welt garantieren. Mehr als je ist während 
der letzten Jahrzehnte z. B. das skandinavische Geistesleben für das deutsche, und um 
gekehrt, das deutsche für das skandinavische befruchtend gewesen. Wieviele Schweden, 
Norweger, Dänen haben in dieser Zeit, ohne einen fremden Blutstropfen zu fühlen, 
deutschen Brüdern zu Stockholm, Christiania, Kopenhagen, München, Wien, Berlin die 
Hand gereicht. Wieviel heimatliche Gemeinsamkeit ist nicht allein um die großen und 
edlen Namen Ibsens, Björnsons und Strindbergs innigst lebendig geworden. 
Ich höre, daß man im Ausland eine Unmenge lügnerischer Märchen auf Kosten unserer 
Ehre, unserer Kultur und unserer Kraft zimmert. Nun, diejenigen, die da Märchen 
fabulieren, mögen bedenken, daß die gewaltige Stunde dem Märchenerzähler nichi 
günstig ist. An drei Grenzen steht unsere Blutzeugenschaft. Ich selbst habe zwei meiner 
Söhne hinausgeschickt. Alle diese furchtlosen deutschen Krieger wissen genau, für was 
sie ins Feld gezogen sind. Man wird keinen Analphabeten darunter finden. Aber desto 
mehr solche, die, neben dem Gewehr in der Faust, ihren Goetheschen Faust, ihren Zara 
thustra, ein Schopenhauersches Werk, die Bibel oder Homer im Tornister haben. Und 
auch die, die kein Buch im Tornister haben, wissen, daß sie für einen Herd kämpfen, an 
dem jeder Gastfreund sicher ist. Auch jetzt hat man bei uns keinem Franzosen, Engländer 
oder Russen ein Haar gekrümmt, oder gar, wie im Lande des empfindsamen Herrn 
Maeterlinck, an wehrlosen Opfern, einfachen, einsässigen deutschen Bürgern und Bür 
gersfrauen, grausamsten, fluchwürdigen, nichtsnutzigen, bestialischen Meuchelmord geübt. 
Ich gebe auch Herrn Maeterlinck speziell die Versicherung, daß niemand in Deutschland 
daran denkt, sich von solchen Handlungen einer Kulturnation etwa zur Nachahmung 
reizen zu lasten. Wir wollen und werden lieber weiter deutsche Barbaren sein, denen 
die vertrauensvoll unsere Gastfreundschaft genießenden Frauen und Kinder unserer 
Gegner heilig sind. Ich kann ihm versichern, daß wir uns, bei aller Achtung vor einer 
„höheren Gesittung" der französisch-belgischen Zunge, doch niemals dazu verstehen 
werden, belgische Mädchen, Weiber und Kinder in unserem Lande feige unter qual 
vollen Martern hinzuschlachten. Wie gesagt: an den Grenzen steht unsere Blutzeugen 
schaft: der Sozialist neben dem Bourgeois, der Bauer neben dem Gelehrten, der Prinz 
neben dem Arbeiter, und alle kämpfen für deutsche Frecheit, deutsches Familienleben, 
für deutsche Kunst, deutsche Wissenschaft, deutschen Fortschritt, sie kämpfen mit vollem, 
klarem Bewußtsein für einen edlen und reichen Nationalbesitz, für innere und auch 
äußere Güter, die alle dem allgemeinen Fortschritt und Aufstieg der Menschheit dienstbar sind.
	        
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