Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Das Eingreifen Japans 
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im Parlament, durch die Schließung der Banken sei der Zusammenbruch mehrerer 
großer Bankinstitute verhindert worden. Das erste Moratorium bezog sich bloß auf 
Wechsel: alle Wechsel, die bis zum 4. August fällig waren, sollten bei nochmaliger 
Akzeptierung bis Ende August gestundet werden. Ein zweites Moratorium bestimmte, 
daß alle Schulden über fünf Pfund, die bis zum 4. August nicht bezahlt seien, nicht vor 
Ende September bezahlt zu werden brauchten. Mieten und Steuern aber müssen ent 
richtet werden. Trotz des Eingreifens der Regierung und der Bank von England hat sich 
die Lage so zugespitzt, daß es selbst den angesehensten englischen Geschäftshäusern nur 
noch in Ausnahmefällen möglich ist, ihre Wechsel zu diskontieren. Trotz des verhältnis 
mäßig niedrigen Diskontsatzes, den das englische Zentralnoteninstitut nach der ersten un 
erhörten Anspannung sich leisten zu können glaubte, ist also dem Kreditverkehr die 
Lebensader so gut wie unterbunden. Das läßt auf eine Verwahrlosung des Geld 
markts schließen, wie sie kaum je in einem Lande gesehen wurde. „Die Bank von Eng 
land," schreibt der „Economist", „erklärt, sie könne ihre Wirksamkeit nur fortsetzen, 
falls der Staat Garantie gegen Verluste gebe. Die übrigen englischen Großbanken wei 
gern die Diskontierung. Das Moratorium ist bis zum 4. Oktober verlängert worden. 
Deutschland dagegen hat kein Moratorium eingeführt; ganze Industriezweige im Lande 
arbeiten unter Hochdruck, der Erntestand Deutschlands ist glänzend, und die Reichs 
bank, die Darlehnskassen und die Kreditorganisation sind in voller Wirksamkeit." 
Die dreideutschenBankeninEngland,die Deutsche Bank, die Dresdener 
Bank und die Diskontogesellschast sind geschlossen. Da hierdurch viele englische Firmen 
geschädigt wurden, haben sie Erlaubnis erhalten, ihre laufenden Geschäfte unter Auf 
sicht einer von der Regierung ernannten Persönlichkeit zu erledigen. Neue Geschäfte 
dürfen sie nicht eingehen. Nach der „Times" wird die Abrechnung der deutschen und 
österreichischen Banken in der City große Ueberraschung hervorrufen, da sich ergibt, daß 
der Geldmarkt den Banken viel mehr schuldet als umgekehrt. 
Man erzählt sich folgendes Gespräch zwischen einem Deutschen und einem Engländer 
beim Kriegsausbruch: „Wir werden kämpfen bis zum letzten Penny," sagte der Eng 
länder. „Und wir bis zum letzten Blutstropfen," sagte der Deutsche. Was wohl länger 
ausreichen wird, das englische Geld oder das deutsche Blut? 
Das Eingreifen Japans 
Die in Deutschland wohnenden Japaner 
3. August. 
Japanische Studenten in Berlin durchzogen abends die Stadt und schwenk 
ten kriegsbegeistert japanische Fahnen. Das Gerücht ging hinter ihnen her, Japan 
und China hätten an Rußland den Krieg erklärt. 
15. August. 
Die japanische Kolonien in Berlin und Hamburg erlassen in den Zeitungen 
folgenden Aufruf: „Eine schwere Zeit ist über das Deutsche Reich gekommen, inner 
halb dessen sich allenthalben viele Japaner größter Gastfreundschaft erfreuen. Wir alle 
gedenken in diesem ernsten Moment unserer lieben tapferen Freunde und ihrer Ange 
hörigen aufs lebhafteste. Leider erlaubt uns die augenblicklich wirtschaftlich ungünstige 
Lage unserer von der Heimat abgeschnittenen Kolonie nicht, uns in dem Maße hilfreich 
zu erweisen, wie es unser teilnehmendes Empfinden befriedigen würde. Möge dennoch 
jeder unserer in Deutschland weilenden Landsleute, soweit es seine Verhältnisse gestatten, 
hilfsbereit spenden dem Roten Kreuz (Zentralkomitee für das Deutsche Reich), in dessen 
edlem Wirken sich unsere Gesinnung kund tut."
	        
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