Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

166 D i e Türkei während des vierten Kriegshalbjahres 
Von den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
Ende Juli 1916. 
An Stelle von Henry Morgentau ist der New-Uorker Rechtsanwalt Abraham ElkuS zum Bot 
schafter der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Konstantinopel ernannt worden. Er übernahm 
die Geschäfte der Botschaft, die seit Januar 1916 von einem Geschäftsträger besorgt wurden, Anfang 
September 1916. 
Wie „New-Dork-Herald" aus Washington vernahm, fiel die Ernennung des neuen Botschafters mit 
einer Verschärfung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten 
zusammen. Die Antwort der Pforte auf den amerikanischen Protest gegen die Sequestrierung 
von Waren und die schlechte Behandlung amtlicher Persönlichkeiten, wurde in New Dork als un 
befriedigend betrachtet. Wilson soll in einer Besprechung mit dem Marinestaatssekretär Josephus 
Daniels und mit Admiral Fleischer die Möglichkeit erwogen haben, Kriegsschiffe ins Mittelmeer zu ent 
senden. Da er aber dadurch anderweitige Komplikationen befürchtete, soll der Botschafter versuchen, 
diese Maßnahme zu vermeiden, indem er den amerikanischen Missionären anrät, die Türkei zu verlassen. 
Nach amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
1. Februar 1916. 
Der Thronfolger Prinz Jussuf Jzzeddin Effendi hat sich infolge einer Krankheit, 
an der er seit einiger Zeit litt, morgens um 1% Uhr in seinem Palast in Sindschirli Kuju das Leben 
genommen, indem er sich die Adern des linken Armes aufschnitt. Der ärztliche Befund, der den Selbst 
mord feststellt, wurde von 20 der hervorragendsten Aerzte Konstantinopels, darunter Profeffor Bessim 
Omer, unterzeichnet. In dem zweiten gerichtsärztlichen Befund, der von denselben Aerzten in Gegen 
wart des Oberstaatsanwalts und anderer Gerichtsfunktionäre gemäß den Bestimmungen der Straf 
prozeßordnung erstattet worden ist, wurde nach Feststellung der Lage der Leiche im Bette, sowie 
nach genauer Beschreibung der Wunde und der ersten Hilfeleistung festgestellt, daß an keinem 
Körperteil irgend eine Spur von Gewalttätigkeit, noch auch an der Kleidung Riffe oder Schnitte 
wahrzunehmen waren. Der Befund erwähnt die Erklärung der Leibärzte des Prinzen, wonach dieser 
von einer Art Irrsinn befallen worden war und verschiedentlich, so in seelischen Störungen und in 
Angstgefühlen, Neigung zum Selbstmord äußerte, was auch vor einigen Jahren, als sich der Thron 
folger zu ärztlicher Behandlung nach Wien begeben hatte, von Profeffor Schlesinger und Dr. Conried 
bestätigt wurde. Der Befund schließt, eS fei endgültig festgestellt worden, daß sich der Thronfolger 
die Wunde am linken Ellenbogengelenk mit dem vorgefundenen Rasiermesser selbst beigebracht hat, 
daß der Tod durch den infolge Durchschneidung der Arterie eingetretenen großen Blutverlust erfolgt 
ist, und daß die Ursache des Selbstmordes Geisteskrankheit war, an der der Prinz gelitten hat. 
2. Februar 1916. 
Am Nachmittag, kurz nach 2 Uhr, erfolgte die Ueberführung der Leiche des Thronfolgers Jussuf 
Jzzeddin Effendi vom DolmaBagtsche-Palast, wo sie provisorisch aufgebahrt war, nach der Serail-Spitze, 
wo sich der Trauerzug bildete, den Truppen aller Waffengattungen eröffneten. Hinter dem Sarge 
schritten die kaiserlichen Prinzen in der von der Erbfolgeordnung vorgeschriebenen Reihenfolge, zuerst Prinz 
Wahid Eddin, dann Prinz Abdul Medjid. Der Sultan war durch seinen Sohn Prinzen Omer Hilmu 
vertreten. Hierauf kamen die kaiserlichen Schwiegersöhne, der Großwesir, der Scheich-ül-Jslam, der
	        
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