Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

180 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
II. 
Der Fregattenkapitän CanterS hat die Protokolle über daS Ergebnis der Taucheruntersuchung deS 
,,Tubantia"-Wracks nebst den danach angefertigten Zeichnungen vorgelegt. Aus ihnen sollte in erster 
Linie festgestellt werden, ob die Sprengwirkung durch einen abgeschossenen oder einen treibenden 
Torpedo herbeigeführt worden ist. 
1. Die hierüber veranlaßten eingehenden Feststellungen, die in dem ferner beigefügten Gutachten 
des Werftdepartements des ReichsmarineamtS vom 9. Mai niedergelegt sind, haben ergeben, daß 
der Sprengpunkt in der Schwimmlinie des Schiffes oder wenig darunter gelegen hat. Diese Lage 
des Sprengpunktes läßt eS nach dem Gutachten der technischen Sachverständigen sehr wohl möglich 
erscheinen, daß das Schiff gegen einen treibenden Torpedo gestoßen ist. 
3. Daß fehlgegangene Torpedo- nicht, wie vorgesehen ist, versinken, kann nach gutachtlicher Mit 
teilung der deutschen Marinebehörden infolge technischer Versager vorkommen, so bedauerlich und 
gefährlich solche Versager selbst für die eigenen Streitkräfte sind. Derartige Torpedos schwimmen 
erfahrungsgemäß oft viele Tage umher und pflegen dabei meistens, je nach der Undichtigkeit der am 
Kopf und am Schwanzende befindlichen Schwimmkammern, eine mehr oder minder geneigte Stellung 
im Waffer einzunehmen. Gewöhnlich sammelt sich Waffer in der hinter dem Kopf des Torpedos 
befindlichen Schwimmkammer an, mit dem Erfolg, daß der explosionsfähig bleibende Kopf in Schräg 
lage mehrere Meter unter Waffer steht und beim Zusammenstoß mit einem Gegenstand zur Ex 
plosion kommen muß. 
III. 
Die von den deutschen Behörden durchgeführte Untersuchung hat, wie eS der auch von ihnen be 
dauerte Verlust deS kostbaren Schiffes erheischte, alle auf deutscher Seite zur Verfügung stehenden 
Mittel erschöpft. Sie hat zu voller Ueberzeugung der deutschen Regierung ergeben, daß kein deutsches 
Kriegsfahrzeug die „Tubantia" versenkt hat." 
Am 23. September 1916 hat das niederländische Ministerium des Aeußern dann 
folgendes mitgeteilt: 
„Da die Ausfaffung der niederländischen Regierung über die Ursache des Unterganges des 
Dampfers „Tubantia", wie bekannt, nicht mit der Auffaffung der deutschen Regierung überein 
stimmte und der zwischen den beiden Regierungen eingeleitete Gedankenaustausch kein genügende- 
Resultat ergab, hat die niederländische Regierung der deutschen vorgeschlagen, den „Tubantia"- 
Zwischenfall, entsprechend dem Vertrage über friedliche Beilegung internationaler Streitigkeiten, 
einem internationalen Untersuchungsausschuß zu überweisen. Die deutsche Regierung hat diesen 
Vorschlag angenommen, hält eS aber nicht für möglich, daß die internationale Untersuchung vor Ab 
schluß des Frieden- stattfinde. Die niederländische Regierung hat sich mit dem Vorschlag, daß 
diese Untersuchung erst nach Abschluß des Friedens stattfinden soll, einverstanden erklärt." 
Der Untergang des „Palembang" 
am 18.März 1916 
Bei der Untersuchung der Ursachen des Unterganges des Dampfers „Palembang* des 
Rotterdamschen Lloyds ergab sich, nach einer Mitteilung des holländischen Marinedepar 
tements (28. III. 16), daß dieses Schiff sich am Vormittag des 18. März 1916 ungefähr 
um 11.27 Uhr 1V« Meilen nördlich von der nördlichen Galloper Boje befand und 
einen südwestlichen Kurs fuhr, als eine Erschütterung gefühlt wurde, die das ganze Schiff 
erzittern ließ. Die Maschine wurde gestoppt und Gegendampf gegeben, bis das Schiff 
stillag. Der Dampfer machte nur wenig Wasser. Um ll.SO Uhr wurden 2 heftige Stöße 
von einer Explosion im Vorschiff an Steuerbord bei der großen Luke verspürt, woraus das 
Schiff sich stark zur Seite neigte und zu sinken begann. Während die an Bord befindlichen 
Personen sich in die Boote begaben, folgte bald darauf eine dritte Explosion auf der 
Steuerbordseite beim Maschinenraum, die das Schiff zum Sinken brachte. Tie Besatzung 
wurde gerettet; 9 Mann davon waren verwundet. 
Bei der Untersuchung wurden vom Kapitän, vom 1. Steuermann, vom Bootsmann und 
von einem Matrosen beeidete Erklärungen abgegeben, aus denen sich ergab: 
1. daß das Schiff, als die 2. und 3. Explosion stattsand, ganz stillag.
	        
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