Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

178 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
versank in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1916 beim Nordhinder Feuerschiff 
51° 46' nördlicher Breite innerhalb von 3 Stunden. Die Mannschaft wie die Passagiere 
wurden gerettet. Einer der Fahrgäste, der amerikanische Konsul R. Schilling aus Stuttgart, 
hat dem »Schwäbischen Merkur" (21. III. 16) folgende Darstellung des Unfalles gegeben: 
»Bei hellem, sichtigem Wetter befand sich die „Tubantia" aus der Ausreise nach 
Südamerika in der Nähe des Nordhinder-Leuchtschiffs. Ein weitleuchtendes Trans 
parent an Bord sowie über die Schiffsränder seitlich hinausragende Gerüste mit Schein» 
Werfern, die ihr Licht nach unten warfen und Name wie Heimathafen beleuchteten, 
machten das Schiff weithin als neutrales Fahrzeug kenntlich. Wenige Minuten vor 
V* 3 Uhr nachts erfolgte an der rechten Seite, vorn in der Nähe der Kommandobrücke 
eine dumpfe, nicht allzu starke Explosion und die Lichter auf der rechten Schiffsseite 
erloschen. Bald darauffolgende Rufe veranlaßten die Fahrgäste, an Deck zu gehen. 
Das Schiff legte sich nun sehr rasch auf die Seite, um sich — wenn alle Längsschotten 
geschlossen waren, ein merkwürdiger Umstand! — später wieder aufzurichten. Konsul 
Schilling begab sich mit Frau und Tochter zunächst zu der ihnen vorher angewiesenen 
Schaluppe 3; diese war mit einigen anderen zertrümmert, bei einer zweiten auf der 
rechien Seite wurde der Einlaß wegen Ueberfüllung verweigert. Die Fahrgäste bestiegen 
dann auf der linken Schiffsseite ein leeres Boot, das schließlich von 20 Personen, Fahr 
gästen und Mannschaft, besetzt war. Alle Boote waren schon am Abend vorher ge» 
richtet, wurden aber mit Schwierigkeit abgelaffen. Nach einigem Umherfahren aus dem 
Wasser, wobei noch ein Südamerikaner aufgefischt wurde, konnte sich das Boot, obwohl 
keine Laterne an Bord war, dem Frachtdampfer „Breda" bemerkbar machen, der kurz 
vor 5 Uhr morgens die Schiffbrüchigen aufnahm und von dem nach und nach von 
den anderen Booten gegen 200 Personen aufgenommen wurden. Gegen 5 Uhr abends 
langte der Frachtdampser in Hoek van Holland glücklich an. 
Die Panik nach der Explosion war nicht groß; bei einem vollbesetzten Schiff wäre 
ein schreckliches Unglück sicher gewesen. So wurde niemand wesentlich verletzt und alle 
an Bord Befindlichen konnten gerettet werden. In Hoek und später in Amsterdam ließ 
die Gesellschaft, der Holländische Lloyd, den Schiffbrüchigen, die sämtliches Gepäck ver 
loren hatten und nur mit dem Notdürftigsten versehen waren, vollstes Entgegenkommen 
zuteil werden, ließ sie aus Kosten der Gesellschaft in den Hotels unterbringen und sich 
mit Wäsche usw. versehen. Bemerkenswert ist, daß auf dem Büro der Gesellschaft erst 
versichert wurde, die »Tubantia" werde nicht nachts die gefährliche Zone passieren, was 
dann später doch geschah." 
Da nach der amtlichen Bekanntmachung des holländischen Marindepartements über 
den Untergang des Dampfers »Tubantia" der erste Offizier, der vierte Offizier und der 
Ausguckposten des Dampfers eidlich aussagten, sie hätten eine Torpedolaufbahn deutlich 
gesehen, wurde bereits am 18. März 19 t6 von deutscher Seite amtlich festgestellt (vgl. 
S. 171), daß ein deutsches Unterseeboot nicht in Frage komme und dort auch keine deutschen 
Minen gelegt worden seien. Eine ähnliche Erklärung gab der deutsche Gesandte im Haag 
im Namen seiner Regierung am 19. März dem holländischen Ministerium des Auswärtigen. 
Andererseits ließ sich die »Kölnische Volkszeitung" (18. III. 16) von der Westgrenze 
berichten, es sei von verschiedenen einwandfreien Zeugen festgestellt worden, daß kurz 
vor dem Untergang der „Tubantia" in jener Nacht und auch noch nachher fortgesetzt 
ein englisches Unterseeboot in der Nähe des Nordhinder Feuerschiffs beobachtet wurde. 
Es bestehe die Wahrscheinlichkeit, daß die »Tubantia" aus einer bis jetzt nicht erkenn 
baren Ursache von den Engländern versenkt worden sei. Worauf der Sekretär der 
britischen Admiralität am 20. März 1916 erklärte, daß zu der Zeit, als die »Tubantia" 
sank, kein britisches Unterseeboot in der Nähe gewesen sei.
	        
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