Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

Vom Kreuzerkrieg d e r Unterseeboote 
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Mensch, bis wir anlegten. Dann wurde es allerdings lebhaft, und kurz darauf fuhr ein 
reiner Bienenschwarm von Kanonenbooten ab, um nach dem frechen II-Boot zu suchen. 
Während der Fahrt sahen wir außer den Minenfegern überhaupt kein Britenfchiff, ob 
wohl der Kanonendonner der deutschen Tauchboote weit über die See dahinrollte." 
Die Versenkung des „Trondhjemfjord" 
am 25. Juli 1915 
Der Frachtdampfer der norwegischen Amerikalinie „Trondhjemfjord" (4248 t), der am 
14. Juli 1915 mit Stückgut verschiedener Art von New Jork nach Bergen fuhr, ist am 
25. Juli 1915 bei Kap Wrath an der Nordwestspitze von Schottland von einem deutschen 
Unterseeboote torpediert worden. Aus der Seeverklarung des „Trondhjemfjord", sind 
nach der „Frankfurter Zeitung" (4. VIII. 15) folgende Einzelheiten der Aussage des 
Kapitäns hervorzuheben: 
„In New Jork lud das Schiff unter Aufsicht dreier britischer Inspekteure des dor 
tigen britischen Generalkonsulats, die nach Beendigung sämtliche Schiffsluken mit 
britischem Siegel versiegelten, und dem Kapitän bescheinigten, daß die Ladung nach 
englischen Gesetzen in vollster Ordnung sei. Außerdem besaß der Kapitän die Garantie 
der norwegischen und schwedischen Regierung dafür, daß die Ladung im Land bleibe. 
All dies zeigte der Kapitän einem an Bord gekommenen englischen Offizier des Kreuzers 
„Hildebrand" unter Deck; als der Kapitän mit den Offizieren wieder aus Deck kam, fand 
er dort die bereits während der Papierbesichtigung angelangte englische Prisenmannschaft, 
5 Mann und einen Offizier, vor, der, ohne nach dem Ergebnis der Papiereinsicht zu 
fragen, das Schiff als Prise zwecks Durchsuchung in Kirkwall erklärte, das Kommando 
übernahm und den Kurs südwestlich auf Kirkwall setzte. „Trondhjemfjord" hißte auf 
Befehl des Engländers sofort die Prisenflagge. 
Am zweiten Tag kam zuerst ein zu weiter, dann ein zu kurzer Schuß von einem II- 
Boot, das anfangs nicht zu sehen war. Der englische Offizier befahl Vollführt und 
versuchte die Flucht. Nach einer Viertelstunde hatte das II-Boot das Schiff eingeholt 
und gab Stoppsignal, worauf das Schiff endlich hielt. Der Kapitän ruderte mit den 
Papieren an Bord des II-Boots. Der H-Bootchef erklärte, er wisse, daß das Schiff 
nach Kriegsbeginn von England an Norwegen verkauft wurde; der Kauf sei nach 
deutschem Gesetz pro forma, das Schiff also noch englisch, da Deutschland nur Verkauf 
anerkenne, wenn er 30 Tage vor Kriegsausbruch stattgefunden habe. Der Kapitän be 
rief sich dagegen auf die angebliche deutsche Aeußerung anläßlich der Versenkung des 
„Cubano", wo gesagt worden sei, „Cubano" wäre nicht versenkt worden, falls das Schiff 
6 Monate die norwegische Flagge geführt hätte. „Trondhjemfjord" sei am 24. Dezember 
1914 gekauft, führe also über 7 Monate die norwegische Flagge. Der II-Bootchef be 
stritt, diese Aeußerung zu kennen, erklärte, sich an die zuerst genannte Instruktion halten 
zu müssen, gab dem Kapitän die Jnstruftion zu lesen und ersuchte ihn, zu sagen, ob er 
darin einen Anhalt finde, die zum Nichtversenken des „Trondhjemfjords" berechtige. 
Der Kapitän erklärte, keinen Anhalt gefunden zu haben. Daraus erhielt er für die 
Mannschaft zum Jndiebootegehen 10 Minuten Zeit, unter dem Vorbehalt, daß das 
H'Boot früher torpedieren müsse, falls sich inzwischen Verdächtiges, wie Rauch von 
Kriegsschiffen, zeige. Der Kapitän hatte bereits beim Verlassen des Schiffes, bevor er an 
Bord des II-Bootes ging, der Mannschaft das Besteigen der Boote besohlen. Von der 
englischen Prisenmannschaft wurde auf dem II-Boot kein Wort gesprochen. Daß eine solche 
an Bord und daß das Schiff aufgebracht worden war, mußte jedoch das II-Boot aus 
der Prisensiagge und dem veränderten Südkurs des Schiffes auf Kirkwall natürlich 
wiffen. Der Kapitän hatte den Eindruck, der II-Bootchef versenke das Schiff nicht gern.
	        
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