Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

Vom Parlament und der Regierung 
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den Aufstand in Irland folgen auf den Abschnitt „Vom Parlament und der Regierung". 
Alle Entschließungen und Maßnahmen für die Blockade der Mittelmächte und der 
Handelskrieg find dem folgenden Kapitel über den Handelskrieg eingefügt worden. 
Während der Tagung des Parlaments vom >5. Februar 
bis 30. Mai 1916 
Die Eröffnung und die Adreßdebatte 
Zum ersten Male seit dem Ende der Regierung der Königin Viktoria wurde die 
Tagung des Parlaments nicht vom König in Person eröffnet. Die übliche, prunkvolle 
Auffahrt nach Westminster und das Schauspiel in dem Oberhause unterblieben. Der 
Lordkanzler verlas in der ersten Sitzung am 15. Februar 1916 die Thronrede, die 
folgenden Wortlaut hatte: 
„Meine Alliierten und mein Volk, die sich in diesem Konflikt mit immer stärker werdenden Banden 
der Sympathie und des EinverständniffeS vereinigten, bleiben fest entschlossen, Genugtuung für die 
Opfer des unprovozierten und nicht zu rechtfertigenden Verbrechens und wirksamere Garantien für 
alle Nationen gegen einen Ueberfall seitens einer Macht zu erhalten, die fälschlich die Gewalt alS 
ein Recht der Zweckmäßigkeit und als Ehre betrachtet. Mit stolzem und dankbarem Vertrauen 
blicke ich auf den Mut und die Hartnäckigkeit der Hilfsmittel meiner Flotte und Armee, von denen 
wir bei einer würdigen Erreichung dieses Zieles abhängen. Das Unterhaus wird für die Finanzierung 
der Kriegführung zu sorgen haben. Nur Maßregeln, die dazu beitragen, unser gemeinsames Ziel 
zu erreichen, werden dem Parlamente vorgelegt werden." 
In der sofort daran anschließenden Debatte über die Antwortadresse auf die Thron 
rede gab der Ministerpräsident Asquith einen kurzen Ueberblick über die militärische 
und finanzielle Lage und fuhr dann fort: 
Das bemerkenswerteste Moment der letzten 3 Monate sei gewesen, daß das Zusammenwirken, die 
Zusammenfassung und die Einheit in der Leitung und Aufsicht unter den Verbündeten in zunehmen 
dem Maße enger geworden seien. Der KriegSrat der Verbündeten in Paris habe vor kurzem die 
Kriegslage nach politischen und strategischen Gesichtspunkten geprüft. Die Regierung habe eine 
Schätzung der gesamten Hilfsquellen des Landes veranstaltet, um sich darüber klar zu werden, in 
wieweit es fähig sei, in den kommenden Monaten ein Höchstmaß an Leistungen zu der gemeinsamen 
Sache beizutragen. Asquith sprach sodann längere Zeit von den britischen Verantwortlichkeiten und 
wies auf die Rolle der Flotte hin, die auf einer fast unermeßlichen Fläche eine stumme aber erfolg 
reiche Arbeit leiste. England habe, sagte er weiter, das Zehnfache der ursprünglichen Expeditionskräfte 
auf die gegenwärtigen Kriegsschauplätze gesandt, wobei nicht eingerechnet seien die Besatzungen im 
Mutterland oder in den Dominions, die Reserven, die in der Ausbildung befindlichen Mannschaften 
oder die von den Dominions gesandten Streitkräfte. 
Zum Schluß teilte Asquith mit, daß der einzige Weg, die finanzielle Bürde zu tragen, in einer 
ausgedehnten Zusatzbesteuerung und in der Aufrechterhaltung deS englischen Kredits liege. McKenna 
würde binnen kurzem neue Steuervorschläge einbringen. Die Belastung würde groß sein, aber nicht 
größer, alS man sie tragen könne. 
Einen lebhaften Vorstoß gegen die Regierung unternahm darauf Ob erst Mark SykeS 
mit der vielsagenden einleitenden Bemerkung, er greife ein System und nicht die 
Personen an. Es müsse ganze Arbeit geleistet werden, ganze Arbeit in der Musterung 
und Gliederung der Hilfsquellen, und dabei dürfe man auch keine allzu große Zuversicht 
bekunden. Die allgemeinen Ergebnisse des Krieges seien bisher nicht so gewesen, wie man 
hätte wünschen können. „Wir haben die Mannschaften," sagte der Redner, „wir haben 
das Material, wir haben auch Vertrauen, allein alles das genügt nicht. Wir müssen 
auch unsere geistigen Fähigkeiten und unser Material in Ordnung bringen. Wir be 
folgen immer noch das Friedenssystem, das für den Krieg nicht paßt. Wir leben von 
Vergleichen, Schickungen, Schiebungen und Zugeständnissen. Ausschüsse und Beratungen 
zu Kriegszeiten führen zur Tatenlosigkeit, dann zur Beängstigung und schließlich zum
	        
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