Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

Aus Persien und Afghanistan 
Von Februar bis August 1916 
Fortsetzung von Band XI , Seiten 341 und 342 
Nachrichten aus Persien 
Nach amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
Von der persischen Regierung und dem persischen Volk 
5. Februar 1916. 
Die „Nowoje Wremja" meldete laut Kölnische Zeitung (5. II. 16) auS Teheran: Das neue 
Kabinett, das nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten unter Mitwirkung des englischen und 
russischen Gesandten in Teheran von Prinz Ferman Ferma gebildet worden war (vgl. XI, S. 343), 
hat sich bereits für die Interessen Englands und Rußlands in der gegenwärtigen Krise als im 
höchsten Grade unzuverlässig erwiesen. 
Der Ministerpräsident Prinz Ferman Ferma und der Kriegsminister galten bisher als wahre Ruß 
landsfreunde. Sie verfolgten aber eine zweideutige Politik, indem sie, anstatt wie von England 
und Rußland gefordert wurde, die schwedische Gendarmerie aufzulösen, sie vielmehr vermehrten und 
mit Geldmitteln versahen. 
7. März. 
D Der Schah nahm das Rücktrittsgesuch des Kabinetts Ferman Ferma an. Der in Nord 
persien populäre Sipachdar Azam, der dem bisherigen Kabinett alS Kriegsminister angehörte, wurde 
mit der Neubildung deS Kabinetts beauftragt. 
Sipachdar (Sapechdar), der seit Ansang Februar 1916 nach der Vereinigung aller offiziellen persischen 
Streilkräfte unter ein Kommando den Titel Sapech-Salar (Hauptchef aller Streitkräfte) führte, war der 
entschiedenste Gegner der von schwedischen Offizieren gebildeten und geführten persischen Gendarmerie, 
von der bloß noch 1200 Mann in Teheran zurückgeblieben waren. Sapechdar verlangte die Auf 
lösung auch dieses Restes. Er erkannte nur die von der einheimischen Armee getrennte Kosaken 
brigade an, deren Stützpunkt Teheran war und die 10000 Mann zählte; sie war der „Nowoje 
Wremja" zufolge „ganz verläßlich". („Bund" 13. 111. 16.) 
9. März. 
Laut „Nowoje Wremja" ist das neue persische Kabinett wie folgt zusammengesetzt: Vorsitz und 
Minister des Innern Sipachdar Azam, Aeußeres Akber Mirza, Krieg Serdar Kebir, Justitz Allah-ul- 
Mulk, Kultus Allah-uS-Saltaneh, Finanz Amin ul-Mulk, öffentliche Arbeiten Achmed Khan, Verkehr 
Serdar Mansur, Landwirtschaft und Handel Ismail Khan. Alle Minister gelten als Anhänger einer 
Annäherung an Rußland und England. 
1. Mai. 
Zwischen der persischen Regierung und den Gesandtschaften Rußlands und Englands ausgetauschte 
Noten bestimmen die Einsetzung einer gemischten Finanzkommission unter dem Vorsitze 
des persischen Generalschatzmeisters, des Belgiers Heynsen. Die Kommission wird die Geldquellen 
untersuchen, die Persien braucht, deren Verwendung überwachen und das erste persische Budget 
ordnungsgemäß ausstellen. Auf Ersuchen der persischen Regierung werden Rußland und England je 
einen finanziellen Berater ernennen. 
12. Mai 1916. 
Die „Kölnische Zeitung" meldete aus Berlin: Um zu beweisen, daß in ganz Persien ein Um 
schwung der Stimmung zugunsten Rußlands und Englands eingetreten sei, haben russische und 
französische Blätter die Nachricht verbreitet, einige persische Stammeshäupter hätten im Einvernehmen 
mit den Russen eine Anzahl schwedischer Offiziere der persischen Gendarmerie und mehrere namhafte 
persische Politiker gefangen genommen. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, trifft diese 
Meldung nicht zu. Die schwedischen Offiziere befinden sich ebenso wie die Führer der persischen 
Patriotenliga in Sicherheit bei den Streitkräften, die dem Vordringen der Russen westlich von 
Kermanschah mit Erfolg Einhalt geboten haben. Auch die Stammeshäupter, deren angebliche Ge 
winnung die Russen besonders betonen, halten nach wie vor treu zu den Anhängern der persischen 
Nationalpartei, die sich die Befreiung Persiens vom russisch-englischen Joch zum Ziel gesetzt haben.
	        
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