Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

266 Die Ereignisse an der Ostfront im drillen Kriegs Halbjahr 
Schießbcdarf erbeutet haben. Einer der erfolgreichsten Ueberfälle eines solchen russischen 
Jagdkommandos war jener auf Newel bei Pinsk am 27./28. November 1915, wobei 
Generalmajor Fabarius in Gefangenschaft geriet (vgl. S. 252 s.). Nach einem Bericht 
des „Rußkoje Slowo" ist jedoch der russischen Abteilung nach der Gefangennahme des 
82. Reservestabes beim Torfe Gorynicze von den Deutschen der Weg abgeschnitten 
worden. „Während des Kampfes/ heißt es in dem Moskauer Blatte, „wurde auch 
ein gefangener deutscher General verwundet." Dies war wohl Generalmajor Fabarius, 
der dann nach dem Berner „Bund" (7.1.16.) seinen Verletzungen in Stalino, Bezirk 
Pinsk, erlag. 
Eine ernstliche Gefährdung der Poljesjestellung der Verbündeten bedeuteten diese Banden 
uniformierter und nicht uniformierter Freischärler nicht; sie konnten sich wohl durch 
den Verteidigungsgürtel an seinen zahlreichen Unterbrechungen durch Sümpfe und Wasser« 
läuft, namentlich wenn sie zugefroren waren, durchschleichen und dann in der harmlosen 
Maske von ortsansässigen Bauern oder Rückwanderern oder auch in deutscher oder öster 
reichisch-ungarischer Uniform heimtückische Ueberfälle ausführen, ein Durchbrechen der 
Linie oder ein frontaler Angriff jedoch mußte an der Stärke der Grabenbefestigungen 
scheitern. Die vordere Verteidigungslinie war, nach einem Berichte Leonhard Adelts 
im -.Berliner Tageblatt" (24.1.16). meist oberirdisch. Bloß ein starker Erdwall war 
angelegt, dessen Innenseite schrapnellstchere, überdeckte, mit Brustwehren und Schieß« 
scharten versehene Schanzen aus Baumstämmen bildeten." Vor dem Wall zog sich eine 
Art Burggraben hin, der mit spitzen Pfählen gespickt und in einigem Abstand mit einem 
Stacheldrahtzaun umgeben war. Das Vorfeld wurde sowohl von flankierend eingebauten 
Maschinengewehren, als von der rückwärts lagernden Artillerie bestrichen. Waren 
Schützengräben angelegt worden, waren sie gegen die Nässe mit Bretterstegen überhöht 
und mit Knüppeldämmen belegt, denn es gab Stellen der Linie, die, wie am Oginski- 
Kanal, „eben noch Unterstand, morgen schon Badebude" waren." 
Episoden 
Der Bergarbeiter aus Oberschlesien 
Wladimir Samoilow, der Kriegsberichterstatter der „Birschewyja Wjedomosti" erzählt: 
„Ein deutscher Gefangener, ein junger Bergarbeiter aus Oberschlesien, wurde gefragt: 
„Wieviel Brot bekommt ihr am Tage?" „Anderthalb Pfund." „Auch Fleisch, Kon 
serven, Kaffee?" „Genügend." 
Plötzlich lächelte er, zuckte die Achseln und sagte: „Es ist vergebens." „Was ist ver 
gebens?" fragte ein Rittmeister. „Wenn ihr damit rechnet, uns damit zu besiegen, 
daß uns die Lebensmittel ausgehen — so seid ihr arg aus dem Holzweg. Die deutsche 
Armee ist gut verpflegt. Fälle eines Hungertodes oder auch nur des Fehlens von 
Lebensmitteln, so daß sich der Hunger bemerkbar machte, hat es in Deutschland nicht 
gegeben. Und es wird sie niemals geben." 
Diese Erklärung des deutschen Soldaten wurde mit voller Ueberzeugung gegeben. 
Ich muß sagen, sie sagte uns etwas so Unerwartetes, daß wir eine Minute lang voll 
ständig verwirrt waren. Eines ist wichtig: wir dürfen die Widerstandskraft des Feindes 
nicht unterschätzen. Das Aussehen der deutschen Truppen ist vorzüglich und ihr mili 
tärischer Geist läßt keine Regung von Schwäche und Nachgiebigkeit wahrnehmen. Vor 
uns steht ein starker und hoffnungssreudiger Feind. Man möge deshalb nur nicht glauben, 
daß eine schnelle Zerschmetterung des Gegners möglich sei. Wir müssen uns mit eiserner 
Geduld wappnen und entschlossen sein, auch die schwersten Opfer zu bringen. 
Wo aber wachsen unsere Hoffnungen? Wo gedeihen die üppig rankenden Ueber 
treibungen und Erfolgs blüten?
	        
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