Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

264 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
besondere Bohrkommandos eingeführt, die schnell Bohrlöcher schlagen und sprengen und 
in der Sprengung dann in wenigen Minuten einen Graben schaffen. In Voraussicht 
russischer Schneestürme sind besondere Schneepfluglokomotiven angeschafft worden u.a.m. 
Mit einem Worte: „Die Deutschen täuschen sich nicht über die Schwierigkeiten eines 
Winterfeldzuges in Rußland und sehen die ganze Strenge und alle Schwierigkeiten des 
schweren Kampfes voraus, aber diese Schwierigkeiten schwächen nicht ihre Energie, 
sondern spornen sie im Gegenteil nur an, sich zu neuem Kampf bereitzuhalten." 
Aehnliches berichtete wenig später gleichfalls im „Rußkoje Slowo" der russische Kriegs 
berichterstatter Petrow. Er hob vor allem die bewunderungswürdige Tätigkeit der 
deutschen Technischen Truppen hervor und sprach dann von den neuen Bahnbauten 
hinter der deutschen Dünalinie und ihrem erstaunlichen Betrieb. „Die Letten staunen 
über die Menge von Zügen," schreibt er nach der „Vosstschen Zeitung" (8.1. 1916). 
„Sie gehen und gehen, ohne Ende, diese Lastzüge von Kraftwagen. 150, ja sogar 200, 
einer hinter dem andern." Die Mehrzahl der Lastautomobile ist in halber Manns 
höhe gepanzert. Jeder Wagen trägt 100 Pud und nimmt Benzin für eine Wegstrecke 
von 60 Werst mit sich: Munition, Proviant, Uniformen. An bestimmten Stellen stoßen 
leichte Automobile zu den haltenden Zügen, und in wenigen Minuten werden die 
„rollenden Berge" verteilt und eiligst ihren Bestimmungsorten zugeführt. Die Ord 
nung ist mustergültig, die Schnelligkeit der Beförderung erstaunlich. Alles geht nach 
der Nummer, nach der Zeit und der vorherbestimmten Zahl. . . . 
Sind die Wege nicht breit genug, um Kraftwagen'durchzulassen, müssen Wagen und 
Schlitten an ihre Stelle treten. Vor allem aber kommt der Schneeschuh zu seinem 
Rechte. Fast alle Soldaten lernen, sich auf ihnen fortzubewegen.... 
. . . Die ganze Gegend von Jlluxt," so berichten lettische Flüchtlinge, „haben die 
Deutschen in eine ungeheure Kriegsschmiede umgewandelt. Es wird nicht geringe Mühe 
kosten, diese Schmiede zu zerstören." 
Im Poljesjegebiet 
Der Kampf im Poljesjegebiet gehörte zum Schwierigsten und Gefährlichsten dieses 
Krieges. Denn er mußte nicht nur gegen die feindlichen Truppen und das fast ungang 
bare Sumpf- und Waldgelände, sondern auch gegen die feindselige Bevölkerung geführt 
werden. Obwohl die Dörfer von den Russen nicht eingeäschert und die Bevölkerung 
nicht weggetrieben worden war, fanden sich doch nur wenige alte Leute vor, während die 
Mehrzahl der Bevölkerung in den Wäldern versteckt Kundschafterdienste leistete. Wie 
der Krakauer „Kuryer Codzienny" berichtete, hatte die russische Heeresleitung mit Hilfe 
dieser Leute einen regelrechten Feuersignaldienst in der Poljesje eingerichtet. Sobald 
eine Jnfanterieabteilung in ein Dorf einrückte, flammte in einem Hause desselben ein 
Feuer aus. Handelte es sich um Artillerie oder Kavallerie, so entstanden an mehreren 
Stellen des Dorfes Brände. Ebenso bezeichneten in den Wäldern sofort aufflammende 
Reistghaufen die Ankunft von Abteilungen der Verbündeten. Aus geheimen Pfaden wur 
den dann von kundigen Einwohnern Kosakenabteilungen zu einem Ueberfall herbeigeführt. 
Im übrigen war in dem flachen, in der klaren Winterluft leicht übersichtlichen Gelände 
die Gefechtstätigkeit am Tage nicht groß. Um so lebhafter und hartnäckiger wurde des 
Nachts von den verstärkten Nachtpatrouillen und Jagdkommandos gekämpft, die aus 
Schlittschuhen oder mit Sackpackungen um die Nagelschuhe durch das Schilf der Sümpfe 
und über die gefrorenen Flüsse vorgingen, um feindliche Feldwachen auszuheben oder 
Beobachtungsmerkmale, wie Bäume oder Heuhaufen, zu beseitigen. 
Von den russischen Jagdkommandos gab eine russische Beilage der „Times,, eine 
ausführliche Schilderung, in der sie als Parteigänger, als Irreguläre oder auch als
	        
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