Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Der Fortgang der Offensive südlich der Sumpfzone und die russische Gegenoffensive 195 
Nutzens für den Staat beruht. Der feindliche Einbruch von Westen her, der sich immer verschärft, 
verlangt vor allem die stärkste Konzentration aller militärischen und bürgerlichen Behörden, sowie 
die Vereinigung des Oberbefehls im Kriege mit der allgemeinen Tätigkeit aller Verwaltungszweige 
der Regierung, was unsere Aufmerksamkeit von der Südfront ablenkt. Bei diesem Stand der 
Dinge erkenne ich die Notwendigkeit Ihrer Hilfe und Ihres Rates auf unserer Südfront. Ich er 
nenne Sie zum Vizekönig des Kaukasus und zum Oberbefehlshaber der tapferen Kaukasusarmee. 
Ich drücke Ew. Kais. Hoheit meine tiefe Dankbarkeit für Ihre Anstrengungen im bisherigen Teile 
des Krieges aus." 
Den Oberhäuptern der verbündeten Mächte teilte der Zar in Telegrammen seine 
Uebernahme des Oberbefehls mit; sie antworteten mit Glückwünschen. 
8. September 1915. 
Großfürst Nikolai Ni^kolajewitsch, der bereits am 8. September nach dem Kaukasus 
abreiste (vgl. XL, S. 287), richtete bei seinem Abschied an die Truppen den nachfolgenden Tages 
befehl: „Tapferes Heer und Flotte! Heute stellt sich euer erhabener oberster Kriegsherr, der 
Kaiser, an eure Spitze. Ich verbeuge mich vor dem Heldenmut, den ihr länger als ein Jahr be 
wiesen habt und bringe euch meinen herzlichsten und heißesten Dank. Ich glaube fest, daß ihr jetzt, 
da der Zar, dem ihr euren Eid geschworen habt, euch führt, nie zuvor gesehene Waffentaten voll 
bringen werdet. Ich glaube, daß Gott von heute ab seinem Auserwählten, dem Zaren, seine all 
mächtige Hilfe verleihen und euch zum Siege führen wird." 
Der Fortgang der Offensive südlich der Sumpf 
zone und die russische Gegenoffensive 
Vom 2. September bis 4. Oktober 1915 
Chronologische Uebersicht nach den Meldungen des österreichisch-ungarischen 
Generalstabs und der deutschen Obersten Heeresleitung 
Vorbemerkung: Von "den Meldungen des russischen Großen Hauptquartiers, die 
namentlich in der zweiten Hälfte des Monats September immer geschwätziger wurden, häufig falsche 
Nachrichten brachten und unbedeutende Episoden zu großen Kriegsereigniffen aufbauschten, sind nur 
die wichtigeren oder besonders charakteristischen Meldungen aufgenommen worden. 
3. September 1915. 
In Ostgalizien ist der Gegner überall an die Serethlinie zurückgewichen; unsere Armeen ver 
folgen. An der Reichsgrenze nördlich Zalosce und östlich Brody, sowie im Raume westlich 
Dubno und im wolhynischen Festungsdreieck stellte sich der.Feind neuerlich an der ganzen Front. 
Unsere Truppen befinden sich im Angriffe. 
Aus der deutschen Meldung: Die Armee des Generals Grafv. Bothmer nähert sich 
kämpfend dem Serethabschnitt. 
Aus der russischen Meldung: In Galizien chis zum Dnjestr war die Besetzung neuer 
Stellungen durch unsere Truppen am Serethfluß von wenig bedeutenden Kämpfen begleitet. 
4. September 1915. 
Der Feind hat gestern an der ganzen Front zwischen dem Dnjestr und dem Südrand der großen 
Pripjetsümpfe heftigen Widerstand geleistet und die Stärke seiner Verteidigung wiederholt durch 
Gegenangriffe zu erhöhen versucht. Am unteren Sereth und zunächst der Mündung haben 
unsere Truppen unter zähen Kämpfen auf dem Ostufer des Flusses festen Fuß gefaßt. Sie entrissen 
dem Gegner die stark ausgebaute Stellung auf der Höhe S lo t eri a, nordwestlich von Sin ko w 
und brachten zwei Offiziere und 1400 Mann als Gefangene ein. Vor Trembowla und Tarno 
pol herrschte verhältnismäßig Ruhe. Nördlich von Zalosce und östlich von Brody durchbrach 
die Armee des Generals v. B ö h m - E r m o l l i die feindlichen Linien an zahlreichen Punkten. Es 
wurden hier sechs russische Offiziere — unter ihnen ein Oberst — und 1200 Mann gefangen. In 
Wolhynien stehen unsere Truppen im Raume westlich von Dubno und bei Olyka im Kampf. Der 
Widerstand der Russen ist noch nicht gebrochen. 
Aus der russischen Meldung: Auf dem rechten Ufer des Styr haben unsere Truppen 
eine Gegenoffensive eingeleitet, die sich am 3. September mit Erfolg entwickelte. In der Gegend
	        
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