Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

134 Die Ereignisse an der O st front im dritten Kriegshalbjahr 
panie eines der zum Sturm angesetzten Regimenter, daß rechts und links von ihm die 
Reserven sprungweis vorgezogen werden. Er denkt, der Sturm geht los, und bricht 
mit seiner Truppe in einem Zuge die 300 Meter lange Strecke in dem feindlichen Schützen 
graben durch. Da die Drahthindernisse von den deutschen schweren Geschossen an ver 
schiedenen Stellen durchschlagen waren, konnten mehrere Gruppen gleich durchdringen 
und in den Graben hineinspringen. Die Russen leisteten keinen Widerstand mehr. Die 
seelische Erschütterung durch das furchtbare Artilleriefeuer war so groß, daß auch die 
Leute aus den Unterständen einschließlich der Offiziere sofort mit erhobenen Händen vor 
kamen. Ueber 3300 Gefangene, 37 Offiziere mit dem verwundeten Regimentskomman 
deur des 11. Schützenregiments und fünf Maschinengewehre fielen in deutsche Hände. 
Die über die Brücken Flüchtenden kamen größtenteils im Feuer um oder blieben ver 
wundet liegen; die Russen aber setzten, ohne Rücksicht auf diese Verwundeten, die Brücken 
in Brand. Dank der vorzüglichen Vorbereitung war der Erfolg vor Friedrichstadt 
mit verhältnismäßig geringen deutschen Opfern erkauft worden. 
Die Eroberung von Kowno 
Vom 6. bis 17. August 1915 
Das deutsche Große Hauptquartier hat am 22. August 1915 den nachstehenden 
zusammenfassenden Bericht über die Belagerung und Erstürmung von Kowno veröffentlicht: 
„Seit 17. August 1915 ist das Hauptbollwerk der Njemen-Linie, die Festung ersten Ranges 
Kowno, in unserer Hand. Im Juli bereits wurden die der Festung westlich vorge 
lagerten ausgedehnten Forsten vom Feinde gesäubert und hierdurch die Möglichkeit für 
Herstellung brauchbarer Annäherungswege und der notwendigen Erkundungen ge 
schaffen. Mit dem 6. August begann der Angriff gegen die Festung (vgl. auch die 
Meldungen der deutschen Obersten Heeresleitung IX, S. 94 f,). Nachdem durch kühnes 
Zugreifen der Infanterie die Beobachtungsstellen für die Artillerie gewonnen und das 
in dem weglosen Waldgelände äußerst schwierige Jnstellungbringen der Geschütze ge 
lungen war, konnte am 8. August das Feuer der Artillerie eröffnet werden. Während 
sie die vorgeschobenen Stellungen und gleichzeitig die ständigen Werke der Festung unter 
überwältigendes Feuer nahm, arbeiteten sich Infanterie und Pioniere unaufhaltsam in 
Tag und Nacht andauernden heftigen Kämpfen vorwärts. Nicht weniger als acht Vor 
stellungen wurden bis zum 15. August im Sturm genommen, jede eine Festung für sich, 
in monatelanger Arbeit mit allen Mitteln der Jngenieurkunst unter sichtlich ungeheurem 
Aufwand an Geld und Menschenkrästen ausgebaut. Mehrfache, sehr starke Gegen 
angriffe der Russen gegen Front und Südflanke der Angriffstruppen wurden unter 
schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen. Am 16. August war der Angriff bis 
nahe an die permanente Fortlinie vorgetragen. Durch äußerste Steigerung des mit 
Hilfe von Ballon- und Flugbeobachtung glänzend geleiteten Artilleriefeuers wurden die 
Besatzungen der Forts, Anschlußlinien und Zwischenbatterien derart erschüttert, die 
Werke selbst derartig beschädigt, daß auch auf diese der Sturm angesetzt werden konnte. 
In unwiderstehlichem Vorwärtsdrängen durchbrach die Infanterie zunächst Fort II, er 
stürmte dann durch Einschwenken gegen dessen Kehle und Aufrollen der Front beider 
seits die gesamte Fortlinie zwischen Jesia und Njemen. Die schleunigst nachgezogene 
eigene Artillerie nahm sogleich die Bekämpfung der Kernumwallung der Westfront und 
nach deren Fall am 17. August die Bekämpfung der auf das Ostuser des Njemen zu 
rückgewichenen feindlichen Kräfte aus. Unter dem Schutze der unmittelbar an den 
Njemen herangeführten Artillerie wurde im feindlichen Feuer der Strom zunächst durch 
kleinere Abteilungen, dann mit stärkeren Kräften überwunden. Schnell gelang danach 
als Ersatz für die durch den Feind zerstörten Brücken ein zweifacher Brückenschlag.
	        
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