Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

116 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
zwölf Glieder tief, eine Reihe heftiger Sturmangriffe. Allein die Ruffen hatten, obwohl 
es oft schließlich zum Nahkampf kam, nicht nur keinen Erfolg, sondern tatkräftig unter 
nommene Gegenstöße führten wiederholt zur Eroberung feindlicher Höhenstellungen. So 
ging es auch in den folgenden Tagen; wo immer es den Ruffen gelang, in die öster 
reichischen Gräben einzudringen, warfen sie die herbeieilenden Reserven heraus oder 
nahmen die Eingedrungenen gefangen. Vor der Slyrfront erlahmte die Tätigkeit schon 
am 25. September fast vollkommen. Der folgende Tag brachte die Entscheidung. Nord 
westlich von Dubno und im Styrabschnitt bei Luck erkannte der Gegner die Fruchtlosigkeit 
seiner Bemühungen, gab die weiteren Angriffe auf und brachte die im Raume Luck 
kämpfende Flügelgruppe auf eine verkürzte Front. Auch der vielumstrittene Brückenkopf 
östlich der Stadt Luck fiel wieder in die Hände der Verbündeten; nur in den Stellungen 
südlich Dubno wurde weitergekämpft." 
Als dann Ende September 1915 General v. Linsingen die Führung einer neu ge 
bildeten Heeresgruppe in Wolhynien übernommen halte, erzwangen am 27. September 
österreichisch-ungarische und deutsche Truppen den Uebergang über den Slyr und bedrohten 
den Nordflügel der russtschen Südheere mit Umgehung; worauf sich General Iwanow, 
der rechtzeitig die Gefahr erkannte, genötigt sah, seine Offensive völlig aufzugeben. In 
breiter Front traten die Ruffen den Rückzug hinter die Putilowka an, nur an der 
oberen Jkwa blieben sie in ihren alten Stellungen. „In scharfem Nachdrängen warfen 
die Verbündeten den Gegner am 28. September aus allen noch westlich der Putilowka 
eingerichteten Nachhutstellungen. Weiter nördlich wurde das zäh verteidigte Dorf Bo- 
guslawka erstürmt und der Gegner hinter den Kormin, einen kleinen Nebenfluß, 
der unweit Czartorysk in den Styr mündet, zurückgedrängt, da durch die dauernd fort 
schreitenden Umfaffungsbewegungen Linsingens selbst ein Uebergehen zur Defensive un 
möglich geworden war. Damit waren die Russen im Norden erneut auf Rowno, ihrem 
letzten Halt im wolhynischen Festungsdreieck, zurückgedrängt und hielten von Galizien nur 
noch den schmalen Streifen östlich des Sereth besetzt, die Verbündeten dagegen hatten 
an dem hier allein zur Entscheidung .in Frage kommenden Umsassungsflügel die volle 
Bewegungsfreiheit wiedergewonnen." 
Daß die „politische Armee" in Wolhynien gerade in den Tagen, an denen die fran 
zösisch-englische Offensive einige Teilerfolge zu verzeichnen hatte, ihre energisch unter 
nommene Offensive abbrechen mußte, wird für die russische Heeresleitung besonders 
peinlich gewesen sein. Wie weit dabei die Entwicklung der Ereignisse aus dem Balkan 
kriegsschauplatz von Einfluß gewesen ist, mag dahingestellt bleiben. >Z 
Die Defen'sivschlacht zwischen Riga und Pinsk " 
Bei den russischen Nord- und Westheeren zwischen der Ostsee und den Pripjetsümpfen 
ließen sich je zwei Gruppen unterscheiden, zunächst die Armee an der Düna (Riga—Düna 
burg), die alles daran setzte, diesen Strom zu sperren, Riga zu schützen und die Petersburger 
Bahn offen zu halten, und dann die Armee um Wilna, eifrig bemüht, durch Gegenstöße 
rittlings der Wilia den Rückzug der Grodnoer Bruchstücke zu erleichtern; ferner diese letzteren 
selbst, die den Njemen benützten, um Gallwitz den Weg von Süd nach Nord, nach Wilna, 
zu verlegen; endlich eine Gruppe östlich des Bialowieskawaldes, die versuchte, den Vor 
marsch der Deutschen nördlich der Sümpfe aufzuhalten, um Zeit zu gewinnen, den wohl 
noch nicht ganz beendigten Abtransport der aus Brest-Litowsk Vertriebenen zu erleichtern. 
Das Hauptinteresse konzentrierte sich auf den Raum Riga—Wilna—Minsk; hier in 
Minsk oder in dem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Molodeczno, nordwestlich Minsk, 
wo sich die Eisenbahnlinien Wolkowysk—Petersburg und Dünaburg—Minsk schneiden, 
soll sich auch das Hauptquartier des Zaren-Oberbefehlshabers befunden haben.
	        
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