Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

102 Das deutsche Reich während des dritten Kriegshalbjahres 
Lungen begann. Es handelte sich darum, eine der Ueberlieferung oder Landschaft angepaßte 
bodenständige Bauweise zu sichern, zugleich als Unterlage auch die künstlerische Lösung 
der übrigen Ausstattungsfragen, sowie die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten für dazu 
befähigte vorzugsweise einheimische Kräfte ins Auge zu fassen. Das Ergebnis der Be 
ratungen, das noch von zwölf andern Vereinen (für Baufach, Technik, Kunst, Gewerbe 
und Handwerk, sowie Volkswirtschaft und Wohlfahrt) mitunterzeichnet wurde, ist dem 
Ministerium überreicht worden. Bei der Lösung der einschlägigen Fragen mitzuwirken, 
hatten diese Vereine sich zugleich erboten. 
Das Ministerium, Abteilung für Landwirschaft und öffentliche Arbeiten, erwiderte, 
daß zwar ein Wiederaufbau der betroffenen Kriegsgebiete in größerem Umfange noch 
nicht in Frage komme, daß aber die, in der Denkschrift zum Teil bezeichneten Vorberei 
tungen, soweit es nach Lage der Verhältnisse z. Zt. möglich und zweckdienlich sei, getroffen 
würden. Hierzu gehöre die Ausarbeitung einer Bauordnung in dem in der Denkschrift 
gekennzeichneten Umfange, die Herstellung der Lagepläne der in wesentlichen Teilen zer 
störten Ortschaften zur Ermöglichung rechtzeitiger Prüfung der bestehenden Fluchtlinien, 
und schließlich die Erörterung von Maßnahmen zu sachkundiger Leitung der in den zer 
störten Gebieten zu erwartenden lebhaften Bautätigkeit. Aufgabe der hierfür zu errich 
tenden ortskundigen Bauberatungssteüen werde es sein, die Bauherren mit Rat und Tat zu 
unterstützen, ganz besonders sie anzuhalten, sich bei baulichen Maßnahmen der im Lande 
ansässigen guten Fachleute zu bedienen. In ähnlicher Weise wird die Beschaffung der 
Baustoffe und des Baugeräts in zweckmäßige Bahnen zu leiten sein. 
Auch der Deutsche Bund für Heimatschutz hat seine Mitarbeit am Wieder 
aufbau der zerstörten Ortschaften in Aussicht gestellt. 
Ende Januar 1916. 
Die Kriegsspende für Elsaß-Lothringen, die aus allen Teilen des Reiches zusammen 
fließt, betrug Ende Januar 1916 2302236 Mark. Aus Amerika sind allein 96455 Mark 
eingegangen. Die Spende ist hauptsächlich zur Beschaffung von Lebensmitteln, Futter 
mitteln, Bekleidung, Hausgerät, Brennmaterial usw., sowie zur Beschaffung von Saat 
gut und Gewährung kleinerer -Barunterstützungen verwandt worden. Mit der Unter 
stützung der nach Frankreich Verschleppten wird fortgefahren. 
* * * 
Nachdem die französische Heeresleitung dazu übergegangen war, die in ihrem Schuß 
bereich liegenden Ortschaften Elsaß-Lothringens aufs rücksichtsloseste zu beschießen, ergab 
sich die militärische Notwendigkeit, eine Reihe von Ortschaften des oberelsässischen Operations 
gebietes zu räumen. Die Sorge für die heimatlos gewordenen Bewohner, kurzweg „Flücht 
linge" genannt, wurde besonderen Flüchtlingskommissaren anvertraut, denen Ver 
trauensmänner an den Unterkunftsorten zur Seite standen. Ueber die Grundsätze der 
Flüchtlingssürsorge sprach sich der Bezirksprästdent des Oberelsaß beim Bezirkstag 
Mitte Februar 1916 folgendermaßen aus: Zu Beginn des Kriegs war man bestrebt ge 
wesen, die Flüchtlinge womöglich im badischen Oberland, der Konfession entsprechend, 
unterzubringen. In letzter Zeit mußte man dafür das ganze südwestliche Deutschland 
in Anspruch nehmen. Ursprünglich brachte man die Einzelnen in Familien unter gegen 
eine Entschädigung von 2 Mark für den Erwachsenen und 1 Mark für Kinder. Jetzt 
geht man nach einem neuen System unter Berücksichtigung sozial-ethischer Gesichtspunkte 
vor. Man sucht die einzelnen Existenzen selbständig zu machen, indem man den Flücht 
lingen freistehende Wohnungen zuweist, ihnen Arbeitsgelegenheit verschafft und ihnen das 
etwa noch Fehlende als Unterstützung zuweist. Zur Zeit wird monatlich für Flüchtlings- 
sürsorge eine halbe Million Mark verausgabt. Abgesehen von geringen Unzuträglichkeiten 
bewährte sich dieses System aufs beste.
	        
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