Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Kriegs maßnahmen in Elsaß-Lothringen 101 
und der größte Teil des Oberelsaß vom Feinde freigeworden. Nur im Südwesten des 
Landes auf einem durchschnittlich etwa 10 bis 15 km breiten Grenzstreifen habe sich der 
für diesen Krieg charakteristische Stellungskrieg entwickelt. Die kriegerischen Ereignisse 
seien auch in Elsaß-Lothringen wirtschaftlich fühlbar geworden und die baulichen 
Schäden in Lothringen und Teilen des Oberelsaß bedeutend. Gleichwohl seien die Kriegs 
schäden in Elsaß-Lothringen sehr erheblich geringer als in Ostpreußen. So betrügen 
die baulichen Schäden aus der Lothringer Schlacht kaum mehr als vier Millionen Mark, 
trotz einer Kampffront von 60 km. Weitaus am schwersten habe der Süden des Ober- 
elsafses gelitten. Aus einzelnen Gemeinden habe zu ihrer eigenen Sicherheit die Be 
völkerung entfernt werden müssen. Aufgabe des Reiches werde es sein, die erlittenen 
Schäden auszugleichen. Vorläufig könne jedoch nur für die Beseitigung dringender Not 
stände Sorge getragen werden. Hierzu habe das Reich eine Million zur Verfügung 
gestellt. Der Staatssekretär berührte darauf die Nahrungsmitteloersorgung des Landes, 
die erfolgreich durchgeführt sei. Auch sei die Herbstfeldbestellung im großen und ganzen 
erfolgt. Die Frühjahrsarbeiten seien unter Mithilfe einquartierter Truppen im Gange. 
Maßnahmen zur Linderung der Kriegsschäden 
20. Oktober 1914. 
Unter dem Protektorat des Prinzen Joachim von Preußen bildete sich in Berlin ein 
Ausschuß, der einen Aufruf zur Unterstützung der durch den Krieg geschädigten Be 
völkerung Elsaß-Lothringens erließ. Darin wurde aus die Verwüstungen durch Schlachten, 
auf das Aufzehren der Lebens- und Futtermittel infolge der Durchzüge der Truppen 
und aus das Fortschleppen zahlreicher Einwohner durch die Franzosen hingewiesen und 
ausgesprochen, daß durch Einrichtung von Wohnstätten, Versorgung mit Lebens- und 
Futtermitteln, Saatgut und Vieh, sowie durch Schaffen von Arbeitsgelegenheit sobald 
als möglich der dringendsten Not gesteuert werden müsse. Die Treue der überwiegenden 
Mehrheit der Bevölkerung der Reichslande in diesem Krieg wird rühmend hervorgehoben. 
Ende Dezember 1914. 
Um dem namentlich im Oberelsaß hervorgetretenen Mangel an Lebensmitteln abzu 
helfen, hat die Bezirksverwaltung des Oberelsaß in Kalmar und in einer Reihe kleinerer 
Städte des Bezirks Kriegsverpslegungsmagazine eingerichtet, in denen bis An 
sang Dezember 1914 schon für über 700000 Mark Waren umgesetzt worden waren. 
17. März 1915. 
In Beantwortung einer elsäsfischen Denkschrift über das Schicksal der von den Fran 
zosen aus ihrer Heimat verschleppten Elsaß-Lothringer an den deutschen Reichstag und 
auf eine Eingabe der elsäsfischen Regierung an die Reichsregierung teilte das Auswärtige 
Amt in Berlin mit, daß die angeregte Maßnahme, eine Anzahl wichtiger franzöfischer 
Persönlichkeiten aus dem von den Deutschen besetzten französischen Gebiet festzunehmen, 
um bei der französischen Regierung die Freilassung der aus Elsaß-Lothringen verschleppten 
Reichsangehörigen zu erreichen, inzwischen zur Durchführung gebracht worden sei. Nach 
dem darauf die französische Regierung ihre Geneigtheit zu einer Verständigung wegen 
der gegenseitigen Freigabe der Geiseln zu erkennen gab, sind ihr von Berlin aus Vor 
schläge gemacht worden, die dann schließlich zu einer Verständigung führten. 
22. Juli 1915. 
Von dem Gedanken geleitet, daß die mit dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Ort 
schaften und Gehöfte in Elsaß-Lothringen zusammenhängenden Fragen schon frühzeitig 
einer Erörterung und Regelung bedürfen, hatte der elsaß-lothringische Kunstgewerbeverein 
einen Ausschuß von Künstlern, Kunsthistorikern und Architekten, Handwerkern und ver 
wandten Berufen aus seinen Mitgliedern gebildet, der im April 1915 mit seinen Vera-
	        
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