Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

92 Das d eutsche Reich während des dritten Kriegshalbjahres 
kein Mensch wieder auslöschen kann. Hier in Ihrem schönen Bayern, das beherrscht wird von einem 
König, der tief mit Ihnen allen fühlt, welchem Stand, welcher Schattierung einer auch angehören 
möge, in Ihrem Bayern schlägt das deutsche Herz. Im Gedanken an unsere feldgrauen Kameraden 
und an Ihr schönes Bayernland will ich rufen: Ihr vielgeliebter König, die bayrische Armee, unsere 
deutschen Soldaten, sie leben hoch! Sie sollen siegen und uns den Frieden bringen, hurra!" 
27. September 1915. 
Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg ist in Dresden eingetroffen, stattete dem Staats 
minister des Aeußeren, Grafen Vitzthum v. Eckstädt und dem Vorsitzenden im Staatsministerium, 
Staatsminister Dr. Beck Besuche ab und wurde darauf von König Friedrich August von Sachsen in 
Privataudienz zu längerem Vortrag empfangen. 
13. November. 
Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat dem Vorstand der sozialdemokratischen Partei auf 
eine Eingabe über die Lage auf dem Lebensmittelmarkte folgende Antwort erteilt: 
„Wie ich aus Ihren Darlegungen schließen darf, ist auch der Vorstand der sozialdemokratischen Partei 
davon überzeugt, daß wir uns insofern auf festem Boden befinden, als wir im Besitze völlig aus 
reichender Vorräte von notwendigen Nahrungsmitteln sind. Diese Vorräte auf die zweckmäßigste Weise 
und zu angemessenen, auch für die minderbemittelte Bevölkerung erschwinglichen Preisen dem Ver 
brauch zuzuführen, ist die zu lösende Aufgabe. Alle zuständigen Instanzen sind fest entschlossen, die 
Schwierigkeiten, die aus spekulativer Preistreiberei entstanden sind, mit allen Mitteln und ohne 
Ansehen des Standes oder Gewerbes zu beseitigen. Die bereits getroffenen Maßregeln zeigen, daß 
die Reichsregierung im Bewußtsein ihrer Verantwortung zu diesem Zwecke vor scharfen Eingriffen 
in den freien Verkehr nicht zurückschreckt. Wie dem Parteivorstand bekannt ist, werden weitere Maß 
regeln folgen. 
Darf somit die Bevölkerung volle Sicherheit haben, daß die Erwartungen unserer Feinde, daß es 
ihnen gelingen könnte, uns durch Aushungerung zu überwinden, trügerisch sind, so wird sie sich doch 
täglich gegenwärtig halten müssen, daß das Steigen der Lebensmittelpreise über das normale Maß 
gewiß nicht bloß durch verwerfliche Gewinnsucht veranlaßt ist, daß vielmehr auch besondere natürliche 
Ursachen, wie Knappheit der Futtermittel, zu beachten sind, und daß alle an diesem Weltkrieg beteiligten 
Völker mehr oder weniger unter Verteuerung des Lebensunterhalts zu leiden haben. 
Wie ich persönlich die Sorgen, Entbehrungen und Opfer des uns aufgedrungenen Krieges tief mit 
empfinde und als Reichskanzler mir der Pflicht bewußt bin, alles zu ihrer Milderung zu tun, so 
darf ich auch erwarten, daß die Frage, um die allein es sich hier handelt, nämlich wie der Verbrauch 
der reichlichen Vorräte von Lebensmitteln zu erträglichen Preisen zu sichern sei, dem inneren Partei 
getriebe entrückt bleibe. 
Reden in Volksversammlungen können dabei schwerlich viel nützen. Sicher aber ist, daß heftige 
Gesten und Ausbrüche des Mißmuts den von den feindlichen Regierungen über die wahre Kriegslage 
getäuschten Völkern als willkommene Zeichen der Erschlaffung der deutschen Widerstandskraft und 
Siegesgewißheit dargestellt werden würden. Wie jede deutsche Partei scheint mir auch die sozial 
demokratische, die mehr als jede andere ihrem Programm nach dem Völkerfrieden zustrebt, verpflichtet 
zu sein, alles zu vermeiden, was die Hoffnung unserer Feinde stärken und somit zur unnötigen Ver 
längerung des Krieges beitragen könnte. 
So hege ich die feste Zuversicht, daß sämtliche Parteien mit der Reichsregierung vereint auch in 
der Erörterung der besten Mittel zur Verbilligung des täglichen Haushalts den Opfersinn und Hel 
denmut daheim wie im Felde weiter pflegen werden, der die Grundlage unserer bisherigen Erfolge 
ist und uns bis zum siegreichen Ausgang des Krieges oberstes Gesetz bleiben muß." 
29. November 1915. 
Anläßlich seines Geburtstages erhielt der Reichskanzler von Bethmann Hollweg von Kaiser 
Wilhelm eine kostbare Vase zum Geschenk gemacht und folgendes Telegramm gesandt: „Ich gratuliere 
Ihnen, mein lieber Bethmann, von Herzen zu Ihrem heutigen Geburtstage, welchen Sie nun schon 
zum zweiten Male leider im Kriege erleben. Sie waren mir in dieser schweren Zeit eine treue 
und bewährte Stütze, deren Erfolge meine aufrichtigen Glückwünsche ebenso verdienen, wie sie 
Ihnen von unseren Feinden beneidet werden, und wie die Vorsehung sie Ihnen auch im kommenden 
Lebensjahre gönnen wolle zum Segen für Kaiser und Reich, zur stolzen Freude für die Ihrigen. 
Das ist der aufrichtige Wunsch Ihres Kaisers und Königs."
	        
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